Wir wollen Freiheit
in seiner Jugend mit Eiman Al Sawahiri zusammen den ägyptischen
Dschihad
aufgebaut.
Al Kaida
geht derweil in die nächste Generation: Es werden in mehreren Ländern
Al Kaida
-Ableger gegründet, die eine Anbindung an die Zentrale von Usama Bin Laden haben, aber unabhängig agieren.
Auch in Ägypten gibt es 2004 und 2005 Anschläge. Zu dem Attentat auf ein Hotel in Scharm al Scheich im Juli 2005 bekennt sich die bis dahin unbekannte »Abdullah Azzam Brigade«. Im März 2011 tauchen in den gestürmten Archiven der ägyptischen Staatssicherheit Akten auf, die darauf hindeuten, dass die Anschläge Teil einer geschäftlichen Auseinandersetzung zwischen Präsidentensohn Gamal Mubarak und seinem Konkurrenten Hussein Salem waren. Allerdings ist auch diese Version mit Vorsicht zu genießen: Die Akten wurden ja von den Aktivisten gescannt und ins Internet gestellt und es ist schwer zu prüfen, ob sie echt sind oder ein Produkt von Photoshop. Allerdings ist dies nicht der einzige Hinweis, dass die alte Regierung bei vermeintlichen Terroranschlägen |151| die Finger im Spiel hatte. Sie schürt die Angst der eigenen Bevölkerung und vor allem die des Westens vor dem Terror, um ihre Macht zu festigen. Diese Strategie verfolgt nicht nur die Regierung Mubarak, auch die anderen Regierungen setzen auf die Karte und so wird im Nachhinein womöglich die Geschichte des Kampfes gegen den Terror umgeschrieben werden müssen.
Dem Westen gegenüber stellt Ägypten sein Rezept gegen den Terror – Massenverhaftungen und Elektroschocks in die Wirbelsäule und die Genitalien – als Erfolgsmodell dar. Der U S-Geheimdienst CIA nimmt die Dienste der ägyptischen Verhör-Beamten in Anspruch, um Informationen aus mutmaßlichen Al Kaida-Anhängern herauszubekommen. Kairo ist ab 2002 einer der Zielorte der berüchtigten »CI A-Flüge «.
Auch aus Ägypten schließen sich Jugendliche dem Kampf von
Al Kaida
gegen die USA im Irak und in Afghanistan an und weiterhin spielen die
Dschihadisten
vom Nil eine wichtige Rolle in der Organisation. Nach dem Tod Bin Ladens im Mai 2011 wird zunächst Saif al Adl zum vorrübergehenden Nachfolger ernannt. Er soll zu den Hintermännern des Attentats auf Anwar al Sadat gehören. Am 15. Juni wird dann Eiman al Sawahiri offiziell als neuer Führer bestätigt.
Eiman Sawahiri hat sich in den vergangenen Jahren mit Videobotschaften immer wieder auch direkt in die ägyptische Innenpolitik eingemischt. Er nannte die
Muslimbrüder
Verräter, weil sie sich an den Parlamentswahlen beteiligten und drohte mit Anschlägen auf Christen in Ägypten. Während der Demonstrationen auf dem Tahrir ist er erstaunlich still. Der Arabische Frühling wiederlegt die Ideologie der
Dschihadis
und stellt die Existenzberechtigung
Al Kaidas
in Frage. Die Theorie vom Kampf gegen den fernen und den nahen Feind und der anzuwendenden Grausamkeit droht aus der Mode zu geraten.
|152| Die zweite fromme Bewegung, welche nach 2001 großen Zulauf bekommt, sind die
Salafisten
, wobei der Begriff hier fast gleichbedeutend mit
Wahabiten
benutzt wird und nicht den reformorientierten Flügel berücksichtigt. Die
Salafisten
teilen mit den
Dschihadisten
eine sehr texttreue Lesart des Korans. Ihr Vorbild sind die »Al Sahhab al Salaf – die rechtgeleiteten Gefährten« des Propheten Mohammed. Sie wollen leben wie sie, ohne Kompromisse. Sie wollen den »reinen Islam«. Neuerungen oder gar Anpassungen der Glaubensgebote an das Leben in der modernen Gesellschaft lehnen sie ab und Muslime anderer Strömungen wie Schiiten und
Sufis
sehen sie als Ungläubige, ebenso wie Andersdenkende. Sie orientieren sich an den Schriften von Taqi al Din Ahmed Ibn Taymia (1263 – 1328) und sind beeinflusst von den Ideen des Gründungsideologen Saudi Arabiens Mohammed Ibn Abdel Wahab (1703 – 1792). Bei der Verbreitung der
salafistischen
Ideen spielen wie erwähnt die Gastarbeiter und saudische Geschäftsleute eine Rolle, die Fernsehsender und Prediger finanzieren.
Dschihadisten
und
Salafisten
teilen also das intolerante und eng am Text orientierte Islamverständnis. Während die
Dschihadis
jedoch den bewaffneten Kampf als rechten Weg verstehen, lehnen
Salafisten
Gewalt als politisches Mittel ab. Sie sind in den meisten Ländern der Arabischen Welt unpolitisch und oft staatstreu. Das ist kein Zufall. Sie wurden von den Regierungen gezielt als Gegengewicht zur politischen
Muslimbruderschaft
gefördert.
So bekamen gleich mehrere
salafistische
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