Wir wollen Freiheit
Institutionen des sunnitischen Islam. Allerdings hat die 970 gegründete Universität in den vergangenen Jahrzehnten ihre finanzielle und personelle Unabhängigkeit verloren. Der Präsident Ägyptens ernennt den Scheich al Azhar. Ab den 80er Jahren scheinen Teile der Regierungselite die Islamisten sogar überholen zu wollen, was islamische Frömmigkeit angeht.
Doch auch Mubarak nützt die Anbiederung nichts: Ab 1992 entbrennt in Oberägypten ein erbitterter Kampf zwischen dem bewaffneten Flügel der
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und der Regierung. Die Militanten greifen Polizeistationen, Kirchen und Touristen an. Die Regierung schlägt mit großer Grausamkeit |146| zurück: Zigtausende verschwinden hinter Gittern und werden brutal gefoltert. Der Kampf eskaliert, als die sogenannten »Afghanen« zurückkehren: Ägypter, die sich den Truppen der Mudschaheddin in Afghanistan angeschlossen haben und nach dem Sieg über die Rote Armee eine neue Herausforderung suchen. Sie sind gut ausgebildet und radikal. Sie werden zum Teil logistisch unterstützt von Usama Bin Laden. Dieser ist 1992 in den Sudan gegangen und unterhält dort Farmen und Trainingseinrichtungen für seine Kämpfer. Der Kampf wird immer brutaler und Oberägypten versinkt in der Gewalt.
Mitte der 90er Jahre: Krise des militanten Islam
1997 bieten die Anführer der
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einen einseitigen Waffenstillstand an. Der Preis, den sie zahlten, sei zu hoch: zu viele Verhaftete und zu viel Gewalt. Zudem seien die Führer zu dem Schluss gekommen, dass der bewaffnete Kampf doch nicht mit dem Islam vereinbar sei, so der Anwalt Muntassir al Zayat, der damals als inoffizieller Sprecher der Gruppe fungiert. Die Regierung ignoriert das Angebot und im November 1997 verübt eine Splittergruppe das Massaker von Luxor, bei dem 58 Touristen brutal ermordet werden. Die Mehrheit der Ägypter ist entsetzt. Fast zeitgleich eskaliert der Kampf in Algerien. Die »Groupe Islamique Armée – Bewaffnete Islamische Gruppe« (GIA) nimmt die Zivilbevölkerung ins Visier. Im Namen des Islam zwingen sie Mädchen in die Prostitution. Ein Blick in den realexistierenden islamischen Staat, das Afghanistan der Taliban, bestätigt bei vielen außerdem den Zweifel daran, dass der radikale Islam eine erstrebenswerte Regierungsform ist. Der bewaffnete Kampf und die radikalen Gruppen verlieren rapide an Anhängern. Eine umfassende Verhaftungswelle in Ägypten schwächt die Bewegung zusätzlich.
|147| Als Reaktion entstehen zwei neue Bewegungen: Coole T V-Prediger , Musiker und Internetforen wenden sich an gut ausgebildete, trendbewusste und erfolgsorientierte junge Muslime. Sie wollen mit Massakern im Namen ihrer Religion nichts zu tun haben und finden Männer mit weißen Gewändern und rot gefärbten Bärten – dem Outfit der
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– unzivilisiert. Ziel ist eine Renaissance des Islam, wodurch die Länder der Region aus der Misere geführt und der Islam im Westen auch endlich den verdienten Respekt bekommen soll. Es entsteht ein islamischer Lifestyle mit schicker Kopftuchmode und einer eigenen Musikszene. Dieser Pop-Islam breitet sich schnell unter jungen Muslimen in der ganzen Welt aus.
Aber auch die Militanten gehen neue Wege: Die Abkehr von der Gewalt der ägyptischen Militanten wird von der Afghanistan-Connection als Verrat kritisiert und im Januar 1998 gründet Eiman Al Sawahiri mit Usama Bin Laden und anderen die »Islamische Weltfront für den Dschihad gegen Juden und Kreuzzügler«. Das Ziel ist der globale Kampf: Den »nahen Feind«, also die Regierungen von Saudi Arabien oder Ägypten könne man nur treffen, wenn man zunächst den »fernen Feind«, also die USA ausschalte. Erst wenn sich die USA aus der Region zurückzögen, könne man die lokalen Diktatoren stürzen und Palästina befreien. Die USA treffe man am besten durch Grausamkeit. Die Amerikaner müssten Angst bekommen und ihre Regierungen dann zum Rückzug aus der Region drängen. Selbstmordanschläge seien am besten geeignet, denn »sie bringen dem Feind größtmögliches Grauen bei relativ geringen Verlusten für die islamische Bewegung«, so Eiman al Sawahiri in einer Handreichung für die muslimische Jugend. Die Anschläge 2001 auf das World Trade Center und das Pentagon folgen dieser Logik.
|148| Im Bann eines Datums: 11. September 2001
Es sind die Anschläge und der daraufhin von den USA ausgerufene Krieg gegen den Terrorismus, die ab jetzt viele Menschen in der Arabischen Welt in den Bann
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