Wir zwei zu dritt (Junge Liebe) (German Edition)
auch erstaunt war. Sie war damals fünfzehn Jahre alt gewesen, als sie von Neals Leidenschaft für Männer erfuhr. Schnell hatte sie sich mit dieser Tatsache angefreundet. Doch einen festen Partner hatte sie an Neals Seite in all den Jahren nie erlebt. Bevor sie nachfragen konnte, erklärte Neal, was plötzlich in ihm vorging.
„In der Schule, da hatte ich mal einen Freund ... und der hat mich erbärmlich sitzen lassen.“
Francis nickte. Sie war damals zu klein gewesen, um zu begreifen, was zwischen Neal und diesem Schulfreund geschah. Sie wusste nur aus Erzählungen, dass Neal in seiner Schulzeit seine homoerotische Ader entdeckt hatte.
„Ich habe mir immer einen neuen festen Partner gewünscht, aber die Angst, wieder verletzt zu werden, war zu stark.“ Neal schüttelte den Kopf, als er an diese große Enttäuschung und die folgenden One-Night-Stands und Affären dachte. Nichts dauerhaftes, immer die Hand in der Türklinke, stetiges Abservieren nach einer schnellen Nummer.
„Ich dachte immer, ich würde nie wieder einen Mann lieben können, doch nun sehne ich mich danach.“ Er machte eine Pause, dann sah er Francis fragend an.
„Wäre das ein Problem für dich?“
Sie verneinte. Männer waren für sie keine Konkurrenz. Und sie wollte nichts sehnlicher, als ihren Bruder glücklich zu wissen.
„Ich hatte dich jahrelang für mich alleine“, stellte sie erfreut fest. „Bis auf die Nächte, die du bei irgendwelchen Typen verbracht hast ...“
Neal verzog das Gesicht.
„Und genau so etwas möchte ich nicht mehr. Aufwachen und nicht wissen, in welchem Bett man sich befindet. No!“
Er stand auf und ging die zwei Stufen zum Wohnzimmer herunter. Dort setzte er sich auf das Sofa.
„Ich wüsste auch schon, was für ein Mann mir gefallen würde.“ Er lächelte zufrieden. Dann griff er nach seinen Zigaretten, die auf dem Glastisch lagen.
Und seine Schwester wusste sofort, wem diese Anspielung galt.
„Dieser Typ aus dem Supermarkt“, fing sie an, „der geht dir wohl nicht aus dem Kopf?“
Neal zog tief an seiner Zigarette. Dabei fielen seine Wangen in sich zusammen. So sah er noch dünner aus, als er sowieso schon war. Francis durchfuhr ein Schauer. Immer wieder wurde ihr bewusst, wie anziehend ihr Bruder auf sie wirkte. Es wäre ihr egal gewesen, wenn sie ihn mit einem anderen teilen müsste. Die Hauptsache war, dass er sie nicht verließ.
„Ich muss zugeben, ich fand ihn schon ziemlich ansprechend.“
Ein Glanz in seinen Augen machte sich breit, und dennoch konnte Francis seine Schwärmerei nicht ganz nachvollziehen.
„Er war viel jünger als du. Und interessiert wirkte er nun gar nicht.“
Sie dachte nach, und schon fielen ihr weitere Argumente ein, um diese Sache aus der Welt zu räumen.
„Wahrscheinlich wirst du ihn nie wieder sehen. Außerdem gibt es genug Männer in deinem Alter, die auf dich abfahren würden.“
Ihr Bruder jedoch blieb nachdenklich. Er stand auf und ging zum Terrassenfenster. In der Tat hatte der Mann im Supermarkt recht jung ausgesehen, doch war das ein Hindernis?
Neal war gerade dreißig Jahre alt, was man ihm nicht einmal ansah. Er war reich, berühmt und die Natur hatte ihn zudem mit einem ansehnlichen Äußeren bedacht.
Er war groß gewachsen, schlank, wirkte verführerisch männlich, und doch zauberte sein schmales Gesicht auch etwas Weiches in seine Ausstrahlung.
„Wieso soll ich keinen jungen Freund haben?“ Er öffnete die Terrassentür und ließ die Hunde rauslaufen. Diese tollten über den Rasen. Ihr Fell glänzte in der Sonne.
„Und darf ich dich daran erinnern, dass du auch ein paar Jährchen jünger bist als ich?“
Neckisch zwinkerte er seiner Schwester zu. Resignierend hob sie die Hände.
„Okay, du hast gewonnen!“ Sie lachte. „Such’ du dir einen jungen Freund. Aber er muss nett sein.“
Neal nickte. Es stand völlig außer Frage, dass ein Mann an seiner Seite auch Francis und Nicholas akzeptieren musste.
Neal saß in seinem kleinen Musikstudio im Keller, gebeugt über einem Haufen Papier.
Der Raum war verqualmt von Zigarettenrauch. Die Jalousien waren unten, nur eine kleine Schreibtischlampe erhellte das Zimmer.
Die ganze Nacht hatte er an diesem Song geschrieben. Für ein paar Stunden musste er im Sessel eingeschlafen sein. Aber nun war er hellwach und zerbrach sich den Kopf über die nächsten Zeilen.
„I watch the Skyline for him to come, and when he comes along, we’ll be gone…”
Ein leichtes Klopfen an der
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