Wir zwei zu dritt (Junge Liebe) (German Edition)
hielt es verbittert fest.
„Lass mich endlich in Ruhe!“, schimpfte er ungehalten. „Du spinnst wohl!“
Sie sahen sich an. Dass der junge Mann endlich von seiner förmlichen Anrede abgekommen war, fand Neal sichtlich amüsant.
„Was ist so komisch?“
„Also, entweder kommst du jetzt mit einen Kaffee trinken, oder ich werde dich den ganzen Tag vollquatschen. Ohne Pause.“
Für einen kleinen Moment huschte ein Lächeln über das Gesicht des jungen Mannes, doch verschwand es auch wieder ganz schnell.
„Das ist Erpressung“, entgegnete er und seufzte tief. „Da kann ich mich wohl nicht wehren.“
Unzufrieden klappte er sein Buch wieder zu. Er wirkte unterlegen. Und irgendetwas an Neals Art ließ ihn auch nicht mehr widersprechen. Dennoch fügte er hinzu: „Aber wirklich nur kurz. Und nur, wenn du mich danach in Ruhe lässt.“
Neal suchte einen Tisch im Schatten aus. „Lass uns hierher setzen.“
Der junge Mann nickte.
„Ich heiße übrigens Neal. Neal Anderson.“
Er streckte dem jungen Mann die Hand entgegen.
„Gero Steinert“, stellte der sich vor.
Kurz schüttelten sie die Hände. Als sie Platz genommen hatten, machte sich erst ein großes Schweigen breit. Neal zündete sich eine Zigarette an. Mit den übereinander geschlagenen Beinen wirkte er wie ein Dandy.
„Rauchen ist ungesund.“ Gero starrte auf die Zigaretten, als wären sie definitive Todesbringer.
Neal hingegen lächelte.
„What does not kill me, makes me stronger.“ Demonstrativ pustete er den Zigarettenrauch in Geros Richtung. Dieser verkniff sich einen Kommentar über die tatsächliche Schädlichkeit des Rauchens. Stattdessen runzelte er die Stirn.
„Engländer, ja?“ Neals Akzent war ihm längst aufgefallen. „Dafür kannst du ja gut Deutsch.“
„Ich bin zweisprachig erzogen und lebe schon lange in Deutschland!“, erklärte Neal, dann bestellte er zwei Kännchen Kaffee. Schelmisch sah er der Kellnerin hinterher.
„Sah ja ganz süß aus, die Kleine.“
„Wer?“
„Na, die Bedienung!“, erklärte Neal. Durchdringend sah er Gero an, der gleichgültig mit den Schultern zuckte.
„Ist mir gar nicht aufgefallen.“
„Dir scheint einiges nicht aufzufallen.“ Neal lehnte sich zurück. Seine neue Bekanntschaft wirkte verschlossen, schüchtern. Sein anfänglich aggressives Verhalten war sicher eine Art Abwehrhaltung gewesen. Voller Taktik versuchte Neal die Kommunikation zum Fließen zu bringen.
„Was machst du denn so in deiner Freizeit?“, fragte er weiter. „Disco, Kino, Sport oder so?“
Gero überlegte, doch seine verschränkten Arme vor dem Bauch signalisierten eher eine Ablehnung vor allem und jedem.
„Nein, solche Sachen mache ich nicht. Das ist doch kindisch.“
Neal lachte auf. Kindisch? Der Junge, der mit ihm am Tisch saß war doch höchstens ...
„Wie alt bist du denn?“
„Ich werde zwanzig.“
Neal nickte. Doch er konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Er ist also neunzehn. Was für ein wunderbares Alter ...
„Was ist daran witzig?“ Geros harscher Ton holte ihn in die Wirklichkeit zurück, und Neal versuchte wirklich, das Gespräch ernsthaft aufrecht zu erhalten.
„Nichts ist witzig.“ Er machte eine nachdenkliche Pause. „Du gehst also nie weg?“
„Selten.“
„Und was sagt deine Freundin dazu?“ Neal ließ nicht locker. Er konnte nicht einmal richtig nachvollziehen, warum sein Gegenüber erneut aus der Haut fuhr.
„Was denn für eine Freundin?“ Die Röte schoss Gero in das Gesicht. „Ich habe doch gar keine!“
Erstaunt hob Neal die Augenbrauen. „Hattest du denn schon mal eine?“
Da zuckte Gero regelrecht zusammen. Er machte Anstalten aufzustehen.
„Jetzt reicht es mir aber mit deinen unverschämten Fragen!“
Neal hielt ihn am Arm zurück.
„Hey, warte! War nicht so gemeint. Tut mir leid.“
Gero setzte sich widerwillig. Die Atmosphäre war gespannt.
„Dir müsste so einiges leid tun“, äußerte er sich. Er wirkte hilflos. „Seit Tagen nervst du mich. Und ich lasse mich auch noch darauf ein.“ Fassungslos schüttelte er den Kopf.
Neal schwieg einen Moment. Sein neuer Bekannter hatte recht. Er war aufdringlich gewesen. So etwas hatte er sonst gar nicht nötig. Vielleicht war er die Sache doch falsch angegangen?
„Ich wollte dich nicht bedrängen“, nahm er das Gespräch also wieder auf. „Ich habe mir nichts dabei gedacht. Immerhin kannten wir uns schon aus dem Supermarkt.“
Gero erwiderte nichts. Er machte es
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