Wir zwei zu dritt (Junge Liebe) (German Edition)
Party. Da ist das Kleid doch genau das Richtige. Zieh es an.“
Francis musterte sich erneut im Spiegel. Dann entschied sich tatsächlich für das lilafarbene Kleid.
„Kommt Gero heute auch mit?“, wollte sie schließlich wissen.
„Nein, er muss arbeiten. Er jobbt doch jetzt in diesem Krankenhaus. Der Arme wird sich mit diesem Beruf noch kaputtmachen. Es ist viel zu hart für ihn.“ Neal ließ sich auf das Bett fallen und sah an die Decke.
„Findest du nicht, dass du Gero etwas unterschätzt? Er ist schließlich erwachsen. Er wird schon wissen, warum er Medizin studiert. Aber warum muss er nebenbei jobben? Seine Eltern unterstützen ihn doch, oder?“
„Genau das meine ich ja“, erwiderte Neal. „Er bräuchte gar nicht arbeiten. Er ist bloß so eifrig, so strebsam. Er will praktische Erfahrung sammeln im Krankenhaus. Dann fällt ihm der richtige Einstieg als Arzt nicht zu schwer.“
Francis nickte verständnisvoll. „Das ist doch vernünftig. Und du bist doch nur beleidigt, weil ihr euch nun weniger seht.“
Neal richtete sich auf und blickte seine Schwester an.
„Das kann schon sein.“
„Und deine Arbeit?“ Francis sah ihren Bruder neugierig an. „Weißt du schon Näheres wegen des neuen Albums?“
Neal ließ sich wieder zurück auf das Bett fallen. Dann hielt er sich die Hände über das Gesicht.
„Es sieht gut aus. Wir warten nur noch auf das Okay von unserem Plattenlabel, und wenn wir dann noch das geeignete Studio finden, kann es losgehen.“
Francis’ Miene erhellte sich. Sie setzte sich mit auf das Bett.
„Aber das ist doch wunderbar. Freust du dich denn gar nicht?“
Neal nickte. „Doch, natürlich. Es ist super. Aber ich muss für die Aufnahmen nach London. Ich weiß nicht, wo ich die Kraft hernehmen soll, euch wieder alleine zu lassen. Und Gero habe ich noch gar nichts davon erzählt.“
Er stand wieder auf und verließ das Schlafzimmer, drehte sich um und sagte leise: „Ich weiß nicht, wie ich es schaffen soll ohne ihn.“
Francis folgte ihrem Bruder bis in die Küche. Dort schenkten sie sich Kaffee ein. „Na ja, etwas Zeit habe ich ja noch“, sprach Neal mit leichtem Optimismus. Doch er mochte sich wirklich nicht vorstellen, wie er eine erneute Trennung überstehen sollte.
„Sag mal“, unterbrach Francis seine Gedanken, „weiß Gero schon über uns Bescheid?“ Sie merkte, wie Neal ihrem Blick auswich. „Es ist wichtig, dass er es erfährt. Du kannst es nicht ewig geheim halten.“
Ihr Bruder nickte. „Du hast recht. Ich werde mit ihm reden, sobald sich eine Möglichkeit ergibt. Es ist nur zurzeit ...“ Er wand sich ein wenig und suchte nach Worten. „Ich will nichts zerstören, verstehst du? Ich weiß nicht, wie er es aufnehmen wird. Das macht mir Angst.“
Kurz nach acht Uhr machten sich Francis und Neal auf den Weg zur Party. Sie hatten es nicht weit, denn Thilo, ihr Gastgeber, wohnte in dem gleichen Haus wie Francis, sogar im gleichen Stockwerk. Sie brauchten nur gegenüber an der Haustür klingeln. Ein völlig in Schwarz gekleideter Mann mit langen, ebenfalls schwarzen Haaren, öffnete die Tür. Sein hell gepudertes Gesicht strahlte vor Freude, als er die Geschwister sah. „Sieh an! Das Traumpaar der Stadt. Schön, dass ihr da seid.“
Er umarmte Francis zur Begrüßung. Neal gab er freundschaftlich die Hand. Inzwischen waren die Spannungen, die einst zwischen den Männern herrschten, Vergangenheit, und man konnte sogar behaupten, dass sie richtig gute Freunde geworden waren.
Es waren schon einige Gäste anwesend, so dass die Stimmung ziemlich schnell ihren Höhepunkt erreichte. Francis traf viele bekannte Gesichter wieder, sogar einen alten Schulfreund. Und schon bald war sie in ein tiefes Gespräch verwickelt. Neal stand zwischenzeitlich neben dem Buffet und füllte sich sein Glas immer wieder nach, sobald es leer war. Eine hübsche Blondine beobachtete ihn schon seit fast einer Stunde. So ein Pech, dass ich nur auf braune Haar stehe, dachte er bei sich und grinste. Unentwegt musste er an Gero denken. „Hey, du siehst gelangweilt aus.“ Die Blondine stand plötzlich neben ihm. Neal konnte sich gerade noch zusammenreißen, um nicht die Augen zu verdrehen.
„Bin ich eigentlich nicht.“
Er schielte rüber zu Francis. Sie unterhielt sich immer noch mit ihrem alten Schulfreund. Dann erschien auch Thilo wieder. Neal sah ihn flehend an. Thilo wusste sofort, dass Neal sich von der blonden Schönheit belästigt fühlte, und versuchte die Lage zu
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