Wirbelsturm
wollen die Wahrheit nicht glauben. Natürlich steht es in meiner Lizenz. Sie haben sie mir ja weggenommen. Natürlich fliege ich eine 212, wenn ich dafür eingestuft bin.«
»Das Komitee wird Ihnen den Prozeß machen und ein Urteil fällen.« Rákóczy sagte es mit einer Endgültigkeit, die ihn erschauern ließ. Dann ließen sie ihn allein.
Bei Sonnenuntergang hatten sie ihm dann Reis und Suppe gebracht und waren wieder gegangen. Er hatte kaum geschlafen, und jetzt, im Morgengrauen, war ihm klar, wie hilflos er war. Seine Angst nahm zu. In Vietnam war er einmal abgeschossen und gefangengenommen worden, und die Vietkong hatten ihn zum Tode verurteilt. Seine Schwadron hatte ihn jedoch herausgeholt. Sein Kommandeur war damals Conroe Starke gewesen.
Was Duke jetzt wohl macht? dachte er. Das glückliche Schwein! Er hat Glück, weil er in Kowiss ist und Manuela bei sich hat.
Seine Gedanken schweiften ab, er dachte an Manuela und Starke, fragte sich, wo Erikki und Azadeh steckten, und erinnerte sich an den jungen Captain Ross und seine Leute. Auch Ross war jemand, der ihm das Leben gerettet hatte. Tauchen diese Retter im Leben eines Menschen auf, weil er gebetet hat? Wenn das Leben auf des Messers Schneide steht, betet jeder, auch wenn er sich nicht an Gott wendet. Aber Gott hat viele Namen. Wenn es einen Gott gibt, dachte Pettikin frierend.
Kurz vor 12 Uhr kam Rákóczy mit zwei Männern wieder. Überraschenderweise lächelte er, half Pettikin höflich auf die Beine und löste seine Fesseln. »Guten Morgen, Captain Pettikin. Entschuldigen Sie den Irrtum. Bitte, folgen Sie mir!« Er ging ins Wohnzimmer voraus. Auf dem Tisch stand Kaffee. »Trinken Sie den Kaffee schwarz oder auf englische Art mit Milch und Zucker?«
Pettikin rieb sich die aufgeschundenen Handgelenke und versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. »Was soll das? Der Gefangene erhält ein herzhaftes Frühstück?«
»Ich verstehe Sie leider nicht.«
»Macht nichts.« Pettikin starrte Rákóczy immer noch mißtrauisch an. »Mit Milch und Zucker.« Der Kaffee schmeckte wunderbar und belebte ihn. Er schenkte sich noch welchen ein. »Es war also ein Irrtum, alles war ein Irrtum?«
»Ja. Ich habe Ihre Geschichte überprüft, und sie stimmt. Allah sei Lob! Sie werden sofort nach Teheran zurückfliegen.«
Pettikin wurde bei dieser Begnadigung der Kragen zu eng – scheinbaren Begnadigung, stellte er mißtrauisch richtig. »Ich brauche Treibstoff. Unser gesamter Treibstoff ist gestohlen worden. Im Lager befindet sich kein einziger Kanister.«
»Ihr Helikopter ist inzwischen aufgetankt worden. Ich habe es selbst beaufsichtigt.«
»Sie kennen sich mit Helis aus?« Pettikin hätte gern gewußt, warum der Mann so nervös war.
»Ein wenig.«
»Wie war doch Ihr Name?«
»Smith.« Rákóczy lächelte. »Sie werden jetzt sofort starten, bitte.«
Pettikin fand seine Pelzstiefel und zog sie an. Die anderen beobachteten ihn schweigend. Er bemerkte, daß sie sowjetische Maschinenpistolen trugen. Auf dem Tisch neben der Tür lag seine Reisetasche, daneben sah er seine Dokumente. Paß, Visum, Arbeitserlaubnis, iranischer Flugschein. Er versuchte, seine Verwunderung nicht zu zeigen, überprüfte, ob alles da war, und steckte die Papiere ein. Als er zum Kühlschrank ging, stellte sich ihm einer der Männer in den Weg. »Ich bin hungrig«, protestierte Pettikin.
»In Ihrem Flugzeug finden Sie etwas zu essen. Bitte, folgen Sie mir!«
Die frische Luft tat ihm gut, es war ein kalter, klarer Tag, der Himmel war sehr blau. Im Westen türmten sich Schneewolken, im Osten war die Strecke über den Paß frei. Um Pettikin funkelte der Wald, das Licht brach sich im Schnee. Vor dem Hangar stand die 206 mit gereinigter Windschutzscheibe und geputzten Fenstern. Drinnen befand sich alles an seinem Platz, auch wenn seine Kartentasche jetzt in einer Seitentasche steckte und nicht neben seinem Sitz lag, wo er sie normalerweise deponierte. Er führte den Start-Check sehr sorgfältig durch.
»Bitte, sich zu beeilen«, drängte Rákóczy.
»Natürlich.« Pettikin tat, als beeile er sich, doch in Wirklichkeit ließ er bei seiner Untersuchung nichts aus, strengte alle Sinne an, um einen raffinierten oder auch plumpen Sabotageanschlag zu entdecken. Alles war in Ordnung – Treibstoff, Öl, einfach alles. Er sah und spürte die wachsende Nervosität der anderen. Noch immer befand sich außer ihnen niemand auf der Basis. Im Hangar erblickte er die 212, deren Motorteile immer noch
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