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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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den Augen die Dunkelheit zu durchdringen.
    Da nahm er in etwa 30 Meter Entfernung eine Bewegung wahr oder glaubte es wenigstens, und eine weitere in größerer Entfernung.
    »Wer ist da?« rief er. »Was wollen Sie?«
    Niemand antwortete ihm. Wieder eine Bewegung. Wo? 30, 40 Meter entfernt – nachts war es schwierig, Entfernungen abzuschätzen. Da war wieder etwas. Ein Mensch? Oder nur ein Tier, oder der Schatten eines Astes? Und was war das – dort drüben bei der großen Eiche?
    »Sie dort drüben, was wollen Sie?«
    Keine Antwort. Er konnte nicht erkennen, ob es sich um einen Menschen handelte. Er hatte Angst und drückte auf den Abzug. Die Leuchtkugel traf den Baum, prallte funkensprühend ab und landete schließlich zischend und knisternd in einer Schneewehe. Er wartete.
    Nichts geschah. Geräusche im Wald, das Hangardach knarrte, der Wind fuhr durch die Baumwipfel. Manchmal fiel Schnee von einem Ast. Er stampfte wütend mit den Füßen, um sie warmzuhalten, schaltete das Licht ein, lud die Pistole neu und versperrte die Tür.
    Er vergewisserte sich, daß Tür und Fenster verriegelt waren, zog die Vorhänge zu, schenkte sich einen großen Wodka ein, vermischte ihn mit gefrorenem Orangensaft aus der Tiefkühlbox, setzte sich vor das Feuer und beruhigte sich langsam. Es gab Eier zum Frühstück, und er war bewaffnet. Das Gas brannte. Es war gemütlich. Nach einer Weile fühlte er sich wohler, sicherer. Bevor er zu Bett ging, überprüfte er die Schlösser noch einmal. Dann zog er die Stiefel aus, legte sich ins Bett und schlief ein.
    Am nächsten Morgen war die Angst verflogen. Nach dem Frühstück räumte er auf, zog die gefütterte Fliegerkombination an und öffnete die Tür. Die Mündung eines Maschinenpistolenlaufes starrte ihm ins Gesicht. Sechs Revolutionäre drängten herein, und das Verhör begann. Stundenlang.
    »Ich bin kein Spion, kein Amerikaner. Ich sage Ihnen doch, daß ich Engländer bin.« Immer wieder.
    »Lügner. In Ihren Papieren steht, daß Sie Südafrikaner sind. Sind Ihre Papiere gefälscht?« Der Anführer, der sich Rákóczy nannte, sah zäh aus, war größer und älter als die anderen, hatte hartblickende braune Augen und sprach Englisch mit eigenartigem Akzent. Immer wieder die gleichen Fragen: »Woher kommen Sie? Warum sind Sie hier? Wer ist Ihr Vorgesetzter hei der CIA? Wer ist Ihr Kontaktmann hier? Wo befindet sich Erikki Yokkonen?«
    »Ich weiß es nicht. Ich habe Ihnen schon hundertmal gesagt, daß ich es nicht weiß. Als ich Samstag abends hier gelandet bin, war kein Mensch hier. Ich hätte ihn und seine Frau abholen sollen. Sie hatten in Teheran etwas zu erledigen.«
    »Lügner. Die beiden sind vor zwei Tagen nachts abgehauen. Warum sollten sie das tun, wenn vorgesehen war, daß Sie sie abholen?«
    »Ich habe Ihnen ja gesagt, daß man mich nicht erwartet hat. Warum sollten sie davonlaufen? Wo sind Dibble und Arberry, unsere Mechaniker? Wo befindet sich der Leiter dieser Basis, Ali Dayati, und warum …«
    »Wer ist Ihr CIA-Kontaktmann in Täbris?«
    »Ich habe keinen. Wir sind eine britische Firma, und ich verlange, mit unserem Konsul in Täbris zu sprechen.«
    »Feinde des Volkes können überhaupt nichts verlangen. Nicht einmal Gnade. Es ist Allahs Wille, daß wir uns im Krieg befinden. Im Krieg werden Menschen erschossen.«
    Das Verhör wurde den ganzen Vormittag fortgesetzt. Trotz seines Protestes hatten sie seine Papiere, seinen Paß mit den lebenswichtigen Ausreise- und Aufenthaltserlaubnissen an sich genommen, hatten ihn gefesselt, ihn in diesen Raum geworfen und ihm mit allem Möglichen gedroht, falls er einen Fluchtversuch unternehmen wolle.
    Später waren Rákóczy und zwei Revolutionäre wiedergekommen. »Warum haben Sie mir nicht erzählt, daß Sie die Ersatzteile für die 212 gebracht haben?«
    »Sie haben mich nicht danach gefragt. Wer zum Teufel sind Sie eigentlich? Geben Sie mir meine Papiere zurück! Ich verlange, den britischen Konsul zu sprechen. Verdammt noch mal, binden Sie endlich meine Hände los!«
    »Allah wird Sie strafen, wenn Sie fluchen. Auf die Knie und bitten Sie Allah um Verzeihung!« Sie zwangen ihn niederzuknien. »Bitten Sie um Verzeihung.«
    Er gehorchte haßerfüllt.
    »Sie fliegen sowohl eine 212 als auch eine 206?«
    »Nein«, antwortete er, während er unbeholfen aufstand.
    »Lügner! Es steht in Ihrer Lizenz.« Rákóczy warf sie auf den Tisch. »Warum lügen Sie?«
    »Es spielt ja keine Rolle, denn Sie glauben mir ohnehin nicht. Sie

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