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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Du hast doch versprochen, so zu leben wie wir, nicht wahr?«
    »Ja. Aber bitte, ich kann es nicht annehmen. Gib ihr, was du willst, nicht mir! Gib mir die Möglichkeit, mein Bestes zu tun!«
    »Das kannst du ja. Das Haus schenke ich dir, nicht ihr. Dadurch wird es erst möglich, daß ich sie dir schenke.«
    »Gib es doch ihr, nicht …«
    Jared Bakravan hatte ihn brüsk unterbrochen. »Es ist Allahs Wille, daß der Mann der Herr des Hauses ist. Wenn es nicht dein Haus ist, dann kannst du nicht der Herr sein. Ich muß darauf bestehen. Ich hin das Oberhaupt der Familie, Scharazad tut, was ich sage, und um ihretwillen muß ich darauf bestehen, sonst kann die Hochzeit nicht stattfinden. Das Dilemma, in dem du als Europäer steckst, ist mir klar, obwohl ich es nicht verstehen kann, mein Sohn. Aber im Iran bestimmen unsere Sitten das Leben, und in einer Familie kümmert sich jeder um jeden …«
    Lochart nickte vor sich hin. Das stimmt, und ich habe Scharazad gewollt, habe zugestimmt … Aber dieser Hurensohn Valik hält es mir nun vor, so daß ich mir wieder schäbig vorkomme. Ich hasse ihn, ich hasse es, daß ich mir alles schenken lassen mußte, ich weiß, daß mein einziges Geschenk für sie die Freiheit ist, die sie sonst nie bekommen würde, und mein Leben, falls es notwendig sein sollte. Wenigstens ist sie jetzt Kanadierin und muß nicht hierbleiben. – Mach dir nichts vor, sie ist Iranerin und wird es immer bleiben. Würde sie sich in Vancouver zu Hause fühlen, wenn es regnet und sie keine Familienangehörigen, keine Freunde, nichts Heimatliches um sich hat? O ja, eine Zeitlang könnte ich ihr alles ersetzen. Aber nicht für ewig.
    Er hatte sich zum erstenmal dem wahren Problem gestellt, das sich vor ihnen auftürmte. Der alte Iran ist mit dem Schah für immer verschwunden. Vielleicht wird der neue besser. Sie wird sich anpassen, genau wie ich. Ich spreche Persisch, sie ist meine Frau, und Jared ist mächtig. Wenn wir auf einige Zeit fort müssen, werde ich sie darüber hinwegtrösten. Die Zukunft sieht immer noch rosig aus, ich liebe sie so sehr und danke Gott für sie.
    Das Kaminfeuer war beinahe heruntergebrannt. Leichter Duft stieg aus den glühenden Resten der Scheite auf und mit ihm ein Hauch ihres Parfüms. Die Polster, auf denen sie gelegen hatten, waren noch eingedrückt, und obwohl er vollkommen befriedigt und erschöpft war, sehnte er sich nach ihr. Sie gehört wirklich zu den Huris, den Geschöpfen des Paradieses, dachte er schläfrig. Sie hat mich verzaubert, und das ist wunderbar; wenn ich heute nacht sterbe, dann wenigstens nachdem ich erfahren habe, wie es im Paradies ist. Sie ist wunderbar. Ihr Vater ist wunderbar. Auch ihre Kinder und ihre eigene Familie werden wunderbar sein.
    Ach ja, Familie. Ich muß tun, wozu mich Valik drängt, ob ich will oder nicht. Ich muß, ihr Vater hat das deutlich ausgedrückt.
    Die letzten Glutreste knisterten und flammten noch einmal auf. »Was ist an ein paar Ersatzteilen und ein paar Rial so wichtig?« fragte er die Flammen. Die Flammen gaben ihm keine Antwort.

Montag
    12. Februar 1979

14
    Täbris 1: 7 Uhr 12. Charlie Pettikin schlief unruhig. Er hatte sich auf einer Matratze auf dem Fußboden unter einer einzigen Decke zusammengerollt; seine Hände waren gefesselt. Es war kurz vor Tagesanbruch und sehr kalt. Die Wächter hatten ihm keinender tragbaren Gasöfen bewilligt und ihn in jenen Teil von Erikki Yokkonens Häuschen gesperrt, der normalerweise als Lagerraum diente. Auf der Innenseite der kleinen Fensterscheibe glitzerten Eiskristalle. Vor dem Fenster befand sich ein Gitter, auf dem Fensterbrett lag Schnee.
    Pettikin schlug die Augen auf, setzte sich erschrocken auf und wußte einen Augenblick lang nicht, wo er war. Dann kehrte die Erinnerung zurück, und er lehnte sich mit schmerzendem Körper an die Wand. »Was für eine verdammte Schweinerei!« murmelte er. Ungeschickt rieb er sich mit beiden Händen die Augen und fuhr sich über das Gesicht. Seine Bartstoppeln waren mit grauen Stiften durchmischt. Ich hasse es, unrasiert zu sein, dachte er.
    Heute ist Montag. Ich bin samstags bei Sonnenuntergang hierher gekommen, und sie haben mich gestern überwältigt. Diese Schweinehunde.
    Am Samstag abend hatte er wiederholt Geräusche vernommen, die seine Unruhe vergrößerten. Einmal war er sicher, daß er gedämpfte Stimmen hörte. Er schaltete das Licht ab, entriegelte die Tür, trat mit einer Leuchtpistole in der Hand auf die Schwelle und versuchte, mit

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