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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Wagens betätigte die Kupplung und raste hinterher.
    Erikki zwang sich, die verkrampften Fäuste zu öffnen. Ein wildes Hupkonzert ertönte. Er stieg ein und fuhr wieder los.
    »Hier!« Azadeh reichte ihm eine Tasse Kaffee.
    »Danke.« Er trank ihn, während er mit einer Hand lenkte, denn der Verkehr wurde wieder stockend. Der blaue Wagen war verschwunden. Als Erikki sich beruhigt hatte, meinte er: »Wenn ich den oder seinen Wagen in die Hände bekommen hätte, wäre keiner von beiden ganz geblieben.«
    »Ja, ich weiß. Hast du gemerkt, wie feindselig sich alle uns gegenüber benehmen?«
    »Ja.«
    »Aber warum? Wir sind schon so oft …« Azadeh duckte sich unwillkürlich, als plötzlich Unrat auf dem Wagenfenster landete. Erikki kurbelte fluchend das Fenster ganz hinauf, griff über Azadeh hinweg und versperrte die Tür. »Was zum Teufel ist mit diesen Leuten los?« murmelte er. »Sie benehmen sich, als hätten wir die amerikanische Fahne gehißt und schwenkten Fotos des Schahs.« Von irgendwoher kam ein Stein geflogen und prallte von der Karosserie ab. Dann gelangte der Bus vor ihnen aus der engen Seitenstraße auf den großen Platz vor einer Moschee, auf dem sich Marktstände befanden. Zu Erikkis Erleichterung kamen sie jetzt dank einer zweispurigen Fahrbahn schneller voran. Es herrschte immer noch dichter Verkehr, aber er wurde flüssiger. Erikki schaltete und erblickte schon am anderen Ende des Platzes die Ausfahrt nach Teheran. Doch nun verschmolzen die beiden Fahrspuren zu einer,und die Fahrzeuge drängten auf diese.
    »So schlimm war es noch nie«, murmelte er. »Wieso kommen wir nicht weiter?«
    »Es muß einen Unfall gegeben haben«, meinte Azadeh sehr beunruhigt. »Oder Straßenarbeiten. Sollen wir zurückfahren – in die andere Richtung ist der Verkehr nicht so dicht?«
    »Wir haben eine Menge Zeit«, beruhigte er sie. »In einer Minute sind wir draußen. Sobald wir die Stadt hinter uns haben, ist alles in Ordnung.« Die Fahrzeuge vor ihnen wurden wieder langsamer, und der Lärm schwoll an. Nur allmählich ordneten sich die Fahrzeuge ein, die Fahrer hupten und fluchten, blieben stehen, fuhren wieder an und schoben sich mit 20 Stundenkilometern Geschwindigkeit weiter. Die beiden hatten die Ausfahrt fast erreicht, als ein paar Jungen begannen, neben dem Wagen herzulaufen und Schimpfworte zu rufen. Einer von ihnen hämmerte auf das Seitenfenster ein. »Amerikanischer Hund …«
    »Amerikanisches Schwein …«
    Männer und ein paar Frauen im Tschador schlossen sich den Jungen mit erhobenen Fäusten an. Erikki konnte überhaupt nichts unternehmen, und seine Hilflosigkeit machte ihn wütend. Einige Männer trommelten auf die Kühlerhaube und die Türen des Range-Rovers. Es wurden immer mehr, und auf Azadehs Seite machten sie obszöne Gesten und versuchten, die Tür aufzureißen. Einer der Jungen sprang auf die Kühlerhaube, glitt aus, fiel hinunter und konnte gerade noch vor Erikkis Fahrzeug wegkriechen.
    Der Bus vor ihnen hielt. Sofort setzte ein Gedränge ein, weil Passagiere aussteigen und andere gleichzeitig einsteigen wollten. Da erspähte Erikki eine Lücke, stieg aufs Gas, fuhr um den Autobus herum, wich im letzten Augenblick Fußgängern aus, die sorglos durch das Gedränge schlenderten, bog in eine wunderbarerweise freie Seitengasse ein, scherte an ihrem Ende aus, stieß beinahe mit einer Gruppe von Motorradfahrern zusammen und raste weiter. Bald hatte er sich vollkommen verfahren, aber er richtete sich nach dem Stand der Sonne, erreichte endlich eine breitere Straße, zwängte sich in den fließenden Verkehr und befand sich bald in einer Allee, die er kannte. Auf ihr gelangte er zu einer weiteren Moschee und wieder auf die Straße nach Teheran.
    »Jetzt ist alles vorbei, Azadeh. Es war nur ein Haufen Rowdies.«
    »Ja«, bestätigte sie zitternd. »Man sollte sie auspeitschen.«
    Erikki hatte die Menge beobachtet und versucht, eine Erklärung für die unerwartete Feindseligkeit zu finden. Etwas hat sich verändert, dachte er, aber was? Dann verkrampfte sich sein Magen. »Seit wir Täbris verlassen haben, habe ich keinen einzigen Polizisten, Soldaten oder Armeelastwagen gesehen. Du vielleicht?«
    »Nein. Jetzt fällt es mir auch auf, weil du es erwähnst.«
    »Etwas Ernstes muß geschehen sein.«
    »Was? Haben vielleicht die Sowjets die Grenze überschritten?« Sie wurde noch blasser.
    »Das glaube ich nicht, dann würden Truppen nach dem Norden verlegt werden.« Er sah sie an. »Macht nichts«,

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