Wirbelsturm
zu Vietnam zu ernsten Zusammenstößen gekommen ist, und prangert diese Angriffe als weiteren Beweis für das sowjetische Hegemoniestreben an. In Frank…« Wieder setzte der Ton aus, und nur die Störgeräusche waren zu hören.
Nach einer kurzen Pause erzählte Pettikin: »Auf dem Weg hierher war ich auf einen Drink im Club. Unter den Journalisten hält sich hartnäckig das Gerücht, daß Bachtiar sich auf die entscheidende Kampfprobe vorbereitet. Außerdem ist es in Mesched angeblich zu heftigen Kämpfen gekommen, nachdem die Massen den Polizeichef und ein halbes Dutzend seiner Männer aufgeknüpft haben.«
»Schrecklich.« Sie kam aus der Küche zurück. »Wer hat die Massen in der Hand, Charlie? Die Kommunisten?«
Pettikin zuckte mit den Achseln. »Niemand weiß etwas Genaues, aber die kommunistischen Tudeh schüren bestimmt das Feuer, auch wenn sie verboten sind. Und das tun auch die Linken, vor allem die Volks-Mudjaheddin, die an eine von den Sowjets gesponserte Ehe zwischen der islamischen Religion und dem Marxismus glauben. Der Schah, die USA und die meisten westlichen Regierungen wissen das, auch daß ihnen die Sowjets jenseits der Grenze massiv helfen und sie unterstützen. Daher hält sich die gesamte iranische Presse ruhig, genau wie unsere iranischen Geschäftspartner, obwohl sie eine Heidenangst haben, weil sie nicht wissen, für welche Seite sie sich entscheiden sollen. So unterstützen sie sowohl den Schah als auch Khomeini. Ich hoffe von Herzen, daß sich alles beruhigen wird. Der Iran ist ein großartiges Land, und ich möchte es nicht verlassen.«
»Was meint die ausländische Presse?«
»Man ist geteilter Meinung. Einige amerikanische Kommentatoren finden, daß der Schah schuld ist. Andere behaupten, daß Khomeini allein verantwortlich ist, daß es eine religiöse Angelegenheit ist, die er und die Mullahs angezettelt haben. Wieder andere machen die linksstehenden Fedajin oder die zum harten Kern gehörende, fundamentalistische Moslembruderschaft verantwortlich – es gibt sogar einen Kerl, ich glaube einen Franzosen, der behauptet, daß Yasir Arafat und die PLO …« Er verstummte. Im Radio war für eine Sekunde etwas zu vernehmen, dann knatterte es wieder. »Das müssen Sonnenflecken sein.«
»Es genügt, daß es einem den Magen umdreht«, meinte McIver. Wie Pettikin hatte auch er bei der RAF gedient. Er war der erste Pilot gewesen, der zur S-G gewechselt hatte. Als Einsatzleiter im Iran war er gleichzeitig leitender Direktor der IHC, der Iran Helicopter Company, jenes Fifty-fifty-Gemeinschaftsunternehmens mit dem obligatorischen iranischen Partner, an das S-G seine Hubschrauber leaste, jene Gesellschaft, die ihre Verträge bekam, die Abschlüsse tätigte und das Geld verwaltete, kurz: ohne die im Iran nichts ging.
»… Sprecher des Energieministeriums erklärt, daß die neue vierzehnprozentige Preiserhöhung der OPEC nächstes Jahr die USA 51 Milliarden für Ölimporte kosten wird. In Washington gab Präsident Carter bekannt, daß infolge der sich immer mehr zuspitzenden Situation im Iran ein Flugzeugträger von den Philip…« Eine andere Station überlagerte die Stimme des Sprechers, dann fielen beide aus.
Sie warteten schweigend und sehr gespannt. Die beiden Männer sahen einander an und versuchten zu verbergen, wie betroffen sie waren. Genny ging zu der Whisky-Flasche auf der Anrichte. Dort stand auch das Hochfrequenzfunkgerät, McIvers Verbindung zu den Helikopterbasen im Iran – wenn es die Wetterbedingungen erlaubten. Die Wohnung war groß, gut eingerichtet und verfügte über drei Schlaf- und zwei Wohnzimmer. In den letzten Monaten, seit der Verhängung des Ausnahmezustandes und der eskalierenden Gewalt auf den Straßen, war Pettikin zu ihnen übergesiedelt; er hatte sich vor einem Jahr scheiden lassen.
Die Fensterscheiben klirrten im leichten Wind. Genny schaute hinaus. Aus den Fenstern der gegenüberliegenden Häuser drang schwacher Lichtschein, die Straßenlampen brannten nicht. Endlos lagen vor ihr die niedrigen Dächer der riesigen Stadt. Die meisten der fünf bis sechs Millionen Einwohner lebten im Elend. Dieses Gebiet im Norden von Teheran, das vornehmste Viertel, in dem die meisten Ausländer und die wohlhabenden Iraner wohnten, wurde von der Polizei gut bewacht.
»Es wird einen Bürgerkrieg geben. Wir können hier nicht weitermachen«, sagte Genny.
»Es kommt alles wieder in Ordnung, Gen. Carter kann nicht …« Das Licht erlosch plötzlich, und der elektrische
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