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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Ofen ging aus.
    »Scheiße«, fluchte Genny. »Zum Glück haben wir den Butangaskocher.«
    »Vielleicht kommt der Strom bald wieder.« McIver half ihr, die schon bereitliegenden Kerzen anzuzünden. Er schaute Richtung Eingangstür, neben der ein Kanister mit 20 Litern Benzin stand: ihr Treibstoffvorrat. Er haßte es, Benzin in der Wohnung aufzubewahren, zumal sie beinahe jeden Abend Kerzen verwenden mußten. Aber seit Wochen mußte man sich bei den Tankstellen 5 bis 24 Stunden anstellen, und selbst dann schickte einen der iranische Tankwart oft noch fort, weil man Ausländer war. Ihr Autotank war immer wieder entleert worden, da halfen auch keine Schlösser. Dabei ging es ihnen noch besser als den meisten anderen, weil sie auf die Vorräte am Flughafen zurückgreifen konnten. Normalen Bürgern dagegen, vor allem Ausländern, wurde das Leben durch das Schlangestehen sehr erschwert. »Denk an unsere eiserne Ration!« ermahnte er Genny.
    »Vielleicht solltest du eingedenk alter Zeiten eine Kerze draufstellen, Mac«, schlug Pettikin vor.
    »Führe ihn nicht in Versuchung, Charlie! Was wolltest du über Carter sagen?«
    »Wenn Carter in Panik gerät und Truppen – oder auch nur einige Flugzeuge – einsetzt, um einen Militärputsch zu unterstützen, brennen die Sicherungen durch. Alle werden aufheulen wie ein verbrühtes Rhinozeros, die Sowjets am lautesten, sie werden reagieren müssen, und der Iran wird zum auslösenden Funken für den dritten Weltkrieg werden.«
    »Der dritte Weltkrieg ist doch seit 45 im Gang, Charlie«, widersprach McIver. Lautes Knattern unterbrach das Gespräch, dann kamen die Nachrichten wieder: »… wegen verbotener Spionagetätigkeit. Der Generalstabschef der Streitkräfte berichtet aus Kuwait, daß sein Land Waffenlieferungen von der Sowjetunion erhalten hat.«
    »Mein Gott«, murmelte Pettikin.
    »… In Beirut hat der Führer der PLO, Yasir Arafat, erklärt, daß seine Organisation der Revolution desAyatollah Khomeini weiterhin aktiv Hilfe leisten wird. Bei einer Pressekonferenz in Washington hat Präsident Carter wiederholt, daß die USA die Bachtiar-Regierung und den ›verfassungsgemäßen Prozeß‹ im Iran unterstützen wollen. Und nun Nachrichten aus dem Iran selbst: Ayatollah Khomeini hat mit der Verhaftung von Premierminister Bachtiar gedroht, wenn dieser nicht abdankt. Er hat das Volk aufgefordert, ›die schreckliche Monarchie und ihre illegale Regierung‹ zu vernichten, und an die Armee appelliert, ›sich gegen die vom Ausland gelenkten Offiziere zu erheben und mit ihren Waffen die Kasernen zu verlassen‹. Ein letzte Meldung: Auf den britischen Inseln haben außergewöhnliche Schneefälle, Stürme und Überschwemmungen einen Großteil des Verkehrs lahmgelegt; der Flughafen Heathrow wurde soeben gesperrt. Damit sind unsere Nachrichten beendet. Die nächste Sendung folgt um 19 Uhr. Sie haben den World Service der BBC gehört. Und jetzt ein Bericht unseres Landwirtschaftsexperten über Geflügel und Schweine. Wir beginnen …«
    McIver schaltete den Apparat ab. »Verdammt, die Welt geht aus den Fugen, und die BBC erzählt uns etwas über Schweinehaltung!«
    Genny lachte. »Was würdest du ohne die BBC, das Fernsehen und das Fußballtoto anfangen?« Sie hob den Telefonhörer versuchsweise ab, die Leitung war wie gewöhnlich tot. »Hoffentlich ist bei den Kindern alles in Ordnung.« Sie hatten einen Sohn und eine Tochter, Hamish und Sarah, die beide bereits verheiratet waren, und von jedem gab es ein Enkelkind.
    »Es ist scheußlich, wenn man nicht telefonieren kann, wann man will«, stellte Pettikin fest.
    »Ja. Wie dem auch sei, es ist Zeit fürs Essen. Ich habe Claire versprochen, daß ich dich füttere, Charlie. Heute war der Markt zum drittenmal hintereinander beinahe leer. Deshalb hatte ich nur die Wahl zwischen einem gebratenen alten Schaf mit Reis oder etwas Besonderem. Ich habe mich für das Besondere entschieden und die letzten beiden Dosen geöffnet. Es gibt Corned-beef-Auflauf, überbackenen Blumenkohl, Siruptorte und ein Hors d'œuvre surprise.« Sie nahm eine Kerze, ging in die Küche und schloß die Tür hinter sich. »Ich möchtewissen, warum wir immer überbackenen Blumenkohl bekommen.« McIver beobachtete, wie das Kerzenlicht in der Küchenoberlichte flackerte. »Ich hasse das verdammte Zeug. Ich habe ihr schon fünfzigmal gesagt …« Plötzlich erregte draußen auf der Straße etwas seine Aufmerksamkeit, und er trat ans Fenster. Die Stadt war wegen des

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