Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
Vom Netzwerk:
gekommen. Bis jetzt hatte Ian überlebt. Aber wie lange noch?
    »Jetzt bin ich dem Tod schon zum achten Mal von der Schippe gesprungen«, hatte Dunross sich bei ihrem letzten Treffen gerühmt.
    »Was war es denn diesmal?«
    »Nichts Besonderes. In Beirut ging eine Autobombe hoch, gerade als ich vorbeigefahren war. Mach dir keine Sorgen. Ich habe es dir schon mal gesagt: Ich habe einen Schutzengel.«
    »Wie in Macao?«
    Dunross war ein begeisterter Rennfahrer und hatte mehrmals am Grand Prix in Macao teilgenommen. Im Jahre 1965 hatte er das Rennen gewonnen, doch der rechte Vorderreifen seines Wagens war beim Zielpfosten geplatzt und hatte ihn zuerst gegen die Leitplanke und dann gegen nachkommende Wagen geschleudert. Einer konnte nicht mehr ausweichen und krachte mit voller Wucht in ihn hinein. Dunross mußte mit Schneidbrennern aus den Trümmern befreit werden. Er lebte noch, hatte aber seinen linken Fuß verloren. »Wie in Macao«, hatte Dunross mit schiefem Lächeln bestätigt. »Ein Unfall, nichts weiter. Beide Male.« Das zweite Mal explodierte seine Maschine, aber Dunross erlitt keine Verletzungen. Gerüchten zufolge war an dem Motor herumhantiert worden. Insgeheim verdächtigte man seinen Feind Quillan Gornt, sprach die Anklage aber nie öffentlich aus.
    Quillan ist tot, und Ian lebt, dachte Gavallan. Ich bin auch noch am Leben. Und Linbar, dieser unverwüstliche Bastard … mein Gott, ich werde ja richtig morbid, Schluß damit. Mac hat schon genug am Hals. »Notfalls lasse ich dir durch Talbot Nachrichten zukommen, und du machst es genauso. In ein paar Tagen bin ich garantiert wieder da. Mittlerweile werde ich die 125 bis auf weiteres abstellen – Johnny könnte für uns den Kurier spielen. Mehr kann ich heute nicht tun.«
    Genny hatte kein Wort gesprochen. Sie hörte zwar aufmerksam zu, lehnte es aber höflich ab, sich in das Gespräch ziehen zu lassen. Auch sie machte sich Sorgen. Es springt doch ins Auge, dachte sie, daß es hier für uns keine Zukunft gibt, und ich wäre sehr froh, wenn ich das Land verlassen könnte – vorausgesetzt, Duncan kommt mit. Andererseits können wir auch nicht einfach mit eingezogenem Schwanz davonlaufen und uns Duncans Lebenswerk und unsere Ersparnisse stehlen lassen – das würde ihn ebenso tödlich treffen wie eine Kugel. Warum bloß befolgte er damals nicht den Rat, den man ihm gegeben hatte! Er hätte sich schon voriges Jahr, als der Schah noch an der Macht war, in den Ruhestand versetzen lassen sollen. Männer sind doch Idioten!
    Sie kamen nur langsam voran. Zweimal versperrten ihnen Barrikaden – von bewaffneten Männern bewacht, aber nicht von hezbollahis – den Weg, und sie mußten Umleitungen fahren. Da und dort Leichen zwischen den Abfallhaufen, ausgebrannte Autos und ein Panzer. Nahrungsuchende Hunde. Einmal wurde ganz in ihrer Nähe geschossen, und sie wichen über eine Seitenstraße aus. Eine irregeleitete Bazooka-Rakete traf ein nahegelegenes Gebäude, gefährdete sie aber nicht. McIver bahnte sich einen Weg um einen ausgebrannten Bus herum. Er war froh, daß er auf Gennys Abreise bestanden hatte. Im Rückspiegel sah er ihr weißes Gesicht unter dem Hut. Sie ist ein feiner Kerl, dachte er zärtlich, sie hat wirklich Mumm, und ich liebe sie. Aber dieser Hut! Hüte stehen ihr nicht. Und warum tut sie nie, was man ihr sagt, ohne erst lang zu diskutieren? Arme Gen, ich werde erst aufatmen, wenn sie außer Gefahr ist.
    Nahe dem Flughafen kam der Verkehr fast völlig zum Erliegen. Hunderte von Autos, vollgestopft mit Menschen, mit Männern, Frauen und Kindern, vor allem Europäern, steuerten in diese Richtung, weil es hieß, er sei wieder geöffnet. Wütende hezbollahis wiesen alle zurück. An Mauern und Bäumen klebten Plakate mit der Aufschrift: ›Flukave jezt verboten. Flukave ofen Montag – wenn Farkate und Ausweise Genemigung‹.
    Sie brauchten eine halbe Stunde, um durch die Sperren zu kommen. Es war Genny, die es schließlich schaffte. Wie die meisten Frauen, die einkaufen und mit dem Personal zurechtkommen mußten, sprach sie ein wenig Persisch, und während sie auf der Fahrt kein Wort gesprochen hatte, lehnte sie sich jetzt aus dem Fenster und sprach in freundlichem Ton mit den hezbollahis. Sofort wurden sie durchgewunken.
    »Das hast du phantastisch gemacht, Gen«, sagte McIver. »Was hast du denen gesagt?«
    »Andy«, antwortete sie selbstzufrieden, »würdest du Mr. McIver bitte mitteilen, daß ich ihnen sagte, er stünde im Verdacht, an den

Weitere Kostenlose Bücher