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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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ich … Es tut mir so schrecklich leid, daß es so lange gedauert hat … aber jetzt muß ich gehen. Ich muß es selbst tun, Andy, aber ich brauche deine Hilfe. Ja?«
    Einen Tag und eine Nacht verbrachten sie mit Reden, sie sprachen über gute Dinge und gute Zeiten und darüber, was er für Melinda und Scot tun sollte. Er hielt ihre halbgelähmte Hand mit den Schlaftabletten, drückte ihren zitternden Kopf an seine Brust, half ihr, das Wasserglas zum Mund zu führen, und gab sie erst frei, als sie nicht mehr zitterte.
    »Ich verurteile sie nicht«, hatte der Arzt mitfühlend gesagt. »An ihrer Stelle hätte ich es schon vor Jahren getan. Arme Frau.«
    Er war zum Klagebaum gegangen. Aber ohne ein einziges Wort hervorzubringen – nur Tränen.
    »Andy?«
    »Ja, Kathy?«
    Gavallan blickte auf und sah, daß es Genny war. McIver stand neben ihr an der Tür, und beide beobachteten ihn. »O hallo, Genny, entschuldige. Ich war ganz woanders.« Er stand auf. »Es war wohl diese Avisyard-Botschaft, die alte Erinnerungen in mir wachgerufen hat.«
    »Oh, ein Avisyard-Telex?« Gennys Augen weiteten sich. »Wir haben doch nicht etwa einen Vogel verloren?«
    »Nein, nein. Nur Imperial Helicopter mit ihren alten Tricks.«
    Genny schien erleichtert. Sie trug einen dicken Mantel und einen hübschen Hut. Ihr Koffer stand im Vorzimmer, wo Nogger Lane und Charlie Pettikin warteten. »Also, Andy«, sagte sie, »ich denke, wir sollten gehen.« Mit einer gebieterischen Handbewegung wehrte sie ab, als Nogger Lane ihren Koffer nehmen wollte, hob ihn selbst auf, schwankte ein wenig unter seinem Gewicht und verließ mit einem noch herrischeren »Vielen Dank, aber ich kann meinen Koffer selbst tragen« das Büro.
    McIver seufzte. Nogger Lane fiel es schwer, nicht laut heraus zu lachen. Gavallan und Charlie Pettikin verzogen keine Miene.
    »Du brauchst nicht mit uns hinauszufahren, Charlie«, sagte Gavallan mürrisch.
    »Aber ich würde gern mitkommen«, entgegnete Pettikin.
    Gavallan zog seinen Parka an, nahm das Telex vom Tisch und steckte es in die Tasche. »Eigentlich wäre es mir lieber, du bliebest hier. Ich habe noch einiges mit Mac zu bereden.«
    »Selbstverständlich.« Pettikin versuchte, sich die Freude nicht anmerken zu lassen, als er ihm die Hand bot. Wenn er nicht mitfahren mußte, würde er ein paar Stunden mit Paula verbringen können. Seit dem Frühstück hatte er nur mehr an sie gedacht. »Wir sehen uns zu Hause«, sagte er zu McIver.
    »Warum wartest du nicht lieber hier? Ich möchte mit allen Stützpunkten Verbindung aufnehmen, sobald es dunkel ist. Wir fahren dann zusammen zurück. Ich möchte, daß du die Stellung hier hältst. Nogger, du kannst gehen.« Nogger Lane strahlte, und Pettikin verzog grimmig das Gesicht.
    Im Wagen setzte sich McIver ans Steuer. Gavallan saß neben ihm, Genny im Fond. »Mac«, sagte sie, »reden wir doch mal über den Iran.«
    Sie gingen die einzelnen Möglichkeiten durch, die ihnen offenstanden, und kamen jedesmal zum gleichen Schluß: Sie mußten hoffen, daß die Dinge wieder ins Lot kamen, die Banken wieder aufmachten, sie das Geld bekommen würden, das man ihnen schuldete, und daß man sie nicht schnappen würde. »Du mußt einfach weitermachen, Mac. Solange wir im Geschäft bleiben können, müssen wir weitermachen, welche Probleme es auch geben mag.«
    »Ich weiß«, entgegnete McIver in ernstem Ton. »Aber wie soll ich ohne Geld operieren – und was machen wir mit den Mietzahlungen?«
    »Irgendwie verschaffe ich dir Betriebskapital. In einer Woche bringe ich Geld aus London. Ich kann die Zahlungen für deine Maschinen und Ersatzteile noch für ein paar Monate übernehmen; ich könnte sogar in der Lage sein, das gleiche mit den X63 zu machen, wenn es mir gelingt, die Zahlungen umzuschulden. Ich hatte allerdings nicht damit gerechnet, so viele Verträge an die IH zu verlieren, aber vielleicht kann ich ein paar davon zurückbekommen. Wie auch immer – für eine Weile wird unsere Lage prekär sein, aber wir dürfen den Mut nicht verlieren.«
    Wo ich wohl Ian erwischen könnte? überlegte er. Vielleicht wäre er in der Lage, mir einen Weg aus dem Abgrund zu weisen. Plötzlich mußte er an den tragischen Tod David MacStruan's denken. Die Struan's, die MacStruan's, die Dunross', ihre Feinde, die Gornts, Rothwells und die Brocks – so viele von ihnen waren eines gewaltsamen Todes gestorben oder einfach verschwunden, auf See geblieben oder bei oft unerklärlichen Unfällen ums Leben

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