Wirbelsturm
Mahmud, von dem wir gesprochen haben«, fuhr der Khan fort, »er ist sehr gefährlich. Er und seine Mordbande. Sie stellen eine Bedrohung für alle dar. Die Tudeh sollte angewiesen werden, ihn zu erledigen. Still und leise natürlich.«
Mzytryk fragte sich, wie weit Abdullah darüber Bescheid wußte, daß sie Mahmud, einen ihrer besten und fanatischsten Anhänger, heimlich unterstützten. »Die Tudeh muß unterstützt werden, und auch ihre Freunde.« Als er in Abdullahs Augen Zorn aufblitzen sah, fügte er sogleich hinzu: »Vielleicht könnte man den Mann abkommandieren und durch einen anderen ersetzen – ein Bruderkrieg würde nur dem Feind nützen.«
»Der Mullah ist ein falscher Mullah und kein rechtgläubiger.«
»Dann sollte er wirklich gehen. Rasch.« Pjotr Oleg Mzytryk lächelte.
Abdullah Khan blieb ernst. »Sehr rasch, Pjotr. Und seine Kampfgruppe muß aufgelöst werden.«
Es war ein hoher Preis, aber Sektion 16/a gab ihm genügend Vollmachten. »Warum nicht, wenn Sie es für nötig halten? Ich werde Ihre Empfehlung weiterleiten.« Mzytryk lächelte wieder, und diesmal tat Abdullah Khan es ihm gleich.
Er war zufrieden. »Ich freue mich, daß wir gleicher Meinung sind, Pjotr.« Der Khan schenkte seinem Gast nach. »Kann ich Sie nicht überreden, noch ein paar Tage zu bleiben?«
»Nein, aber danke. Nach dem Essen werde ich mich auf den Heimweg machen.« Das Lächeln wurde breiter. »Ich habe viel zu tun.«
Jetzt kann ich also diesen lästigen Mullah vergessen, dachte Abdullah, ihn und seine Bande. Was du wohl tun würdest, Pjotr, wenn du wüßtest, daß dein Captain und sein Gurkha am anderen Ende meines Besitzes hocken und auf eine sichere Möglichkeit warten abzumarschieren? Abmarschieren wohin? Nach Teheran oder zu dir? Ich habe mich noch nicht entschlossen.
Ich wußte doch, du würdest kommen, um meine Hilfe zu erbitten. Deswegen habe ich sie ja auch vor zwei Tagen heimlich in Täbris getroffen und hierher eingeladen. Um sie an dich auszuliefern? Vielleicht. Schade, daß Rosemont tot ist, er war nützlich. Die verschlüsselte Information, die er dem Captain für mich mitgab, ist sogar mehr als nützlich. Es wird schwer sein, ihn zu ersetzen. Ja, es ist wahr: Jede Gefälligkeit muß mit einer Gefälligkeit bezahlt werden. Der ungläubige Erikki ist nur eine.
Er läutete und befahl, als der Diener kam: »Sag meiner Tochter Azadeh, daß sie mit uns speisen wird.«
33
Teheran: 16 Uhr 17. Jean-Luc Sessone betätigte den Türklopfer an McIvers Wohnung. Neben ihm stand Sayada Bertolin. Da sie jetzt von der Straße weg und allein waren, küßte er sie und umfaßte dabei durch den Mantel ihre Brüste. »Ich verspreche dir, es wird nicht lange dauern, und dann marsch zurück ins Bett!«
Sie lachte. »Schön.«
»Hast du im Französischen Club einen Tisch bestellt?«
»Selbstverständlich. Wir haben reichlich Zeit.«
»Ja, chérie .« Er trug einen eleganten schweren Regenmantel über seiner Fliegeruniform. Es war kein angenehmer Flug gewesen vom Zagros-Gebirge herauf; niemand hatte auf seine wiederholten Funksprüche geantwortet, obwohl der Äther von aufgeregtem Persisch schwirrte, das er weder sprach noch verstand.
Er hatte die vorschriftsmäßige Höhe eingehalten und den Internationalen Flughafen von Teheran angeflogen. Immer noch ohne Antwort auf seine Funksprüche. Der Windsack war voll und ließ einen starken Seitenwind erkennen. Vier Jumbos standen auf dem Vorfeld nahe dem Abfertigungsgebäude, dazu einige andere Jets; ein Flugzeug war nur noch ein ausgebranntes Wrack. Männer, Frauen und Kinder drängten sich um einzelne Maschinen. Die Gangways zu den Kabinen waren gefährlich überfüllt, und man konnte weder Polizei noch Bodenpersonal sehen. Die Zufahrtsstraßen waren vollgestopft mit Automobilen. Die Wagen glichen einer kompakten Masse, und doch versuchten immer neue, sich hineinzuzwängen. Als er weiterflog, sah er, daß der Stau meilenweit reichte. Aber auch Hunderte von Fußgängern steuerten auf den Flughafen zu.
Jean-Luc dankte Gott, daß er fliegen konnte und nicht gehen mußte, und landete ohne Schwierigkeiten auf dem nahegelegenen Flugplatz des Militärstützpunktes Galeg Morghi. Er brachte die 206 im S-G-Hangar unter und organisierte sich mit Hilfe eines Zehn-Dollar-Scheins eine Fahrt in die Stadt mit Zwischenstop im Büro Schlumberger, um den Rückflug ins Zagros-Gebirge zu fixieren. Dann zu Sayada in die Wohnung. Sie war zu Hause gewesen. Wie immer nach so langer Trennung
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