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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Khomeini, der fanatische Feind Israels, hatte die Macht übernommen, und der Freund Israels, der Schah, war mit Schimpf und Schande aus dem Land gejagt worden. Sie hatten unfaßbare Fortschritte erzielt, seit sie Jean-Luc kennengelernt hatte. Und sie war sich bewußt, daß sie ihrem Mann, der in der PLO einen hohen Rang einnahm, dabei geholfen hatte. Als Sonderkurier hatte er Botschaften und Kassetten von und nach Istanbul gebracht, der Französische Club in Teheran war eine beliebte Drehscheibe für seine Agententätigkeit, und wie vieler Intrigen hatte es bedurft, die Iraker zu bewegen, Khomeini nach dem sicheren Zufluchtsort in Frankreich ausreisen zu lassen! O ja, dachte sie zufrieden, Jean-Lucs Freunde und Bekannte waren sehr nützlich gewesen. Bald wird der Tag kommen, an dem wir nach Gaza zurückkehren und unsere Häuser, unsere Länder, unsere Geschäfte und unsere Weinberge wieder in Besitz nehmen können …
    McIvers Tür ging auf. Es war Charlie Pettikin. »Du lieber Himmel, Jean-Luc! Wie kommst du denn hierher? Hallo, Sayada! Sie sind noch schöner als sonst, kommen Sie rein!« Er schüttelte Jean-Luc die Hand und gab ihr einen freundschaftlichen Kuß auf beide Wangen.
    Ihr langer, dicker Mantel verhüllte ihre gute Figur zum großen Teil. Sie kannte die Gefahren in Teheran und kleidete sich entsprechend. »Das erspart mir eine Menge Belästigungen, Jean-Luc. Ich stimme dir zu, es ist dumm und antiquiert, aber ich möchte nicht angespuckt werden oder zusehen müssen, wie sich so ein Dreckskerl vor mir einen runterholt. Wir sind hier nicht in Frankreich. Ich gebe zu, es ist unglaublich, daß ich, um sicher zu sein, in Teheran jetzt eine Art Tschador tragen muß. Du kannst sagen, was du willst, chéri , das alte Teheran ist tot …«
    Irgendwo ist es schade, dachte sie, während sie die Wohnung betrat. Mir tun die Leute hier leid, besonders die Frauen. Warum sind die Moslems, vor allem die Schiiten, so engstirnig? Warum lassen sie nicht zu, daß sich ihre Frauen modern kleiden? Sind sie solche Sexmuffel? Oder fürchten sie, als solche bloßgestellt zu werden? Warum sind sie nicht aufgeschlossen wie die Palästinenser oder die Ägypter oder die Pakistani und so viele andere? Sind sie impotent? Mich wird jedenfalls niemand davon abhalten, am Protestmarsch der Frauen teilzunehmen. Wie kann Khomeini es wagen, uns Frauen, die wir für ihn auf die Barrikaden gestiegen sind, so in den Rücken zu fallen?
    Es war kalt in der Wohnung, und sie behielt den Mantel an. Sie knöpfte ihn nur auf, um es sich bequemer zu machen, und setzte sich auf eines der Sofas. Sie war schon oft hier gewesen und fand die Wohnung düster und ungemütlich, obwohl sie Genny gut leiden konnte. »Wo ist Genny?«
    »Sie ist heute morgen mit der 125 nach Al Schargas geflogen.«
    »Dann ist auch Mac fort?« erkundigte sich Jean-Luc.
    »Nein, nur sie.«
    »Das glaube ich nicht!« entfuhr es Jean-Luc. »Sie hat geschworen, sie würde ohne Duncan nie das Land verlassen.«
    Pettikin lachte. »Ich konnte es auch nicht glauben, aber sie ging an Bord, ohne einen Mucks von sich zu geben«, sagte er und dachte: Ich werde noch Gelegenheit haben, Jean-Luc den wahren Grund zu sagen, warum sie es getan hat.
    »War es schlimm hier?«
    »Ja, und es wird immer schlimmer. Hinrichtungen ohne Ende.« Pettikin hielt es für besser, in Gegenwart von Sayada die von Scharazads Vater nicht zu erwähnen. »Kann ich euch Tee anbieten? Ich habe gerade welchen gemacht. Habt ihr schon gehört, wie es heute im Evin-Gefängnis zugegangen ist?«
    »Was war denn?«
    »Eine Menschenmenge hat das Gefängnis gestürmt«, berichtete Pettikin, während er in die Küche ging, um noch ein paar Tassen zu holen. »Sie haben alle Gefangenen freigelassen, ein paar SAVAKs und Polizeibeamte aufgeknüpft, und jetzt heißt es, die hezbollahis haben dort Sondergerichte eingesetzt. Sie füllen die Zellen eilig mit allen möglichen Leuten und leeren sie ebenso schnell wieder – mit Hilfe von Exekutionen.«
    Sayada hätte gern gesagt, daß das Gefängnis befreit worden ist, und daß die Feinde der Revolution, die Feinde Palästinas, ihrer gerechten Strafe zugeführt worden sind. Aber sie hielt den Mund und hörte aufmerksam zu, als Pettikin weitererzählte: »Mac fuhr schon früh mit Genny zum Flughafen und dann ins Ministerium. Er muß bald wieder da sein. Wie schaut es denn auf dem Flughafen aus, Jean-Luc?«
    »Kilometerlanger Stau.«
    »Der Alte hat die 125 für ein paar Wochen in Al

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