Wirbelsturm
von Rákóczys Aussagen, so als ob es sich um Informationen handelte, die ihm von anderer Seite zugespielt worden wären – gerade genug, um noch von einigem Wert zu sein. »Ich bin sicher, Exzellenz, daß ich noch viel mehr beschaffen könnte, wenn man mir gestatten würde, meine Arbeit wieder aufzunehmen. Wenn Sie meiner Abteilung Ihr Vertrauen schenken und mir erlauben wollen, so wie bisher weiterzuarbeiten – wobei ich meine Informationen nur Ihnen und sonst niemandem zugänglich machen würde –, könnte ich solche Greueltaten verhindern und diese verbrecherischen Terroristen vom Erdboden verschwinden lassen.«
In diesem Augenblick kam ein Adjutant desperat ins Zimmer gestürzt, um zu melden, daß Terroristen einen der einflußreichsten Ayatollahs in Teheran ermordet hätten – wieder mit einer Autobombe – und daß das Revolutionäre Komitee Pahmudi unverzüglich zu sprechen wünsche. Pahmudi war sofort aufgesprungen, fand aber noch Zeit, seinen vorausgegangenen Befehl zu widerrufen. »Ich hin einverstanden, Exzellenz Oberst. Für 30 Tage. Sie haben 30 Tage Zeit, mir zu zeigen, was Sie wert sind.«
»Danke, Exzellenz, Ihr Vertrauen überwältigt mich. Sie können meiner Loyalität gewiß sein. Kann ich diesen Rákóczy zurück haben?«
»General Janan, dieser Hund, hat ihn entkommen lassen.«
Dann war er zum Flughafen hinausgefahren, um mit Robert Armstrong die 125 zu besteigen. Kaum waren sie in der Luft, fing er an zu lachen und konnte nicht mehr aufhören. Zum erstenmal war im Iran eine Autobombe mit Fernzündung explodiert. »Wirklich eine tolle Sache, Robert. Man wartet in etwa 100 Meter Entfernung, bis man die Sicherheit hat, daß es der Gesuchte ist. Dann berührt man einen Knopf auf dem Sender, der nicht größer ist als ein Päckchen Zigaretten, und: Bumm! Wieder ein Feind für immer aus dem Weg geräumt – er und sein Vater!« Er wischte sich die Tränen aus den Augen. »Das hat Pahmudi richtig überzeugt. Aber ohne die Gruppe 4 wäre ich dran gewesen – ich und meine Familie.«
Die Gruppe 4 ging auf einen Vorschlag Armstrongs zurück, dem er gefolgt war und den er bis ins einzelne ausgearbeitet hatte: Es handelte sich dabei um ausgesuchte Einheiten von Männern und Frauen, die mit den modernsten Methoden der Terrorbekämpfung vertraut waren und sehr gut bezahlt und sorgfältig geschützt wurden; allesamt Nichtiraner, nur Haschemi bekannt und nur ihm gegenüber loyal. In all den Jahren hatte die Gruppe 4 ihren Wert immer wieder bewiesen. Ihre Aktionen blieben geheim, von den meisten wußte sogar Armstrong nichts. »Ohne sie«, sagte Haschemi und lächelte, »ohne sie wäre ich jetzt tot.«
»Ich wahrscheinlich auch. Ich habe ganz schön Schiß gekriegt, als dieser Janan sagte: ›In Anerkennung der geleisteten Dienste gebe ich Ihnen 24 Stunden Zeit.‹ Er hätte mich nie rausgelassen.«
»Das ist richtig.« 1.000 Meter unter ihnen lag das Land unter einer dichten Schneedecke. Der Jet flog hoch über den Bergen, und in einer halben Stunde würden sie Täbris erreichen.
»Was ist jetzt mit Rákóczy? Glaubst du Pahmudi, daß er entkommen ist?«
»Natürlich nicht, Robert. Rákóczy war ein Tauschobjekt, das Pischkesch. Als Pahmudi feststellen mußte, daß die Bänder leer waren, und sah, in welchem Zustand Rákóczy sich befand, war der Mann wertlos für ihn – außer als Gegenleistung für erwiesene Gefälligkeiten. Von der Verbindung mit Pjotr Oleg Mzytryk kann er ja kaum etwas wissen – oder?«
»Unwahrscheinlich. Ich würde sagen unmöglich.«
»Wahrscheinlich ist er bei den Sowjets. Wenn er noch lebt. Die werden wissen wollen, was er uns verraten hat … Könnte er ihnen etwas sagen?«
»Das bezweifle ich.« Armstrong schüttelte den Kopf. »Nachdem du jetzt wieder ganz oben bist, was wirst du tun? Pahmudi in den kommenden 30 Tagen weiter mit Informationen beliefern – wenn er noch 30 Tage am Leben ist?«
Haschemi lächelte dünn und blieb eine Antwort schuldig. Ich bin noch nicht wieder ganz oben, dachte er, auch nicht halb, solange Pahmudi nicht mit vielen anderen in der Hölle schmort. Es könnte immer noch sein, daß ich deinen Paß brauche. Armstrong hatte ihm das Dokument vor dem Abflug überreicht.
Dann hatte er die Augen geschlossen, sich zurückgelehnt und den Luxus des privaten Jets genossen, der bereits Qazvin überflog. Aber er schlief nicht. Er verbrachte die Zeit mit Überlegungen, wie er sich gegenüber der SAVAMA verhalten, wie er gegen Pahmudi und
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