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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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fragen, aber in seinem Kopf gellte ein Aufschrei. Das kannst du nicht wissen, unmöglich! Und durch den Sturzbach seiner eigenen Herzschläge hörte er, wie der Oberst noch andere Dinge sagte, die alles noch viel, viel schlimmer machten, vor allem aber seinen Plan in Fetzen rissen. Wenn der Oberst solche Geheimnisse so offen vor diesem Fremden und Ahmed ausplauderte, dann würden diese Geheimnisse auch an einem sicheren Ort schriftlich niedergelegt sein und im Falle eines ›Unfalls‹ vom Revolutionären Komitee gelesen werden.
    »Dieser Mann«, fuhr Haschemi ihn an, der die Verwandlung in seinem Gegenüber sah und entschlossen war, seinen Vorteil auszunützen, »heißt Pjotr Oleg Mzytryk. Seine Datscha befindet sich am Tzvenghid-See in denVerborgenen Tälern östlich von Tiflis. Sein Deckname ist Ali Koy und der Ihre Iw…«
    »Warten Sie!« unterbrach ihn Abdullah heiser und leichenblaß. Nicht einmal Ahmed wußte das und durfte es auch nicht wissen. »Ich … Ein Glas Wasser bitte!«
    Armstrong wollte aufstehen, ließ es aber sein, als Dursak seine Pistole auf ihn richtete. »Bitte, bleiben Sie sitzen, Exzellenz! Ich hole es. Sie beide, schnallen Sie sich an!«
    »Das ist doch nicht …«
    »Tun Sie's«, zischte Dursak und schwenkte die Maschinenpistole. Er war entsetzt über des Khans verändertes Aussehen und veränderte Taktik und durchaus bereit, den anderen Plan selbst zur Ausführung zu bringen. »Schnallen Sie sich an!«
    Sie gehorchten. Dursak stand neben dem Wasserhahn, füllte einen Plastikbecher und gab ihn dem Khan. Haschemi und Armstrong sahen mit ungerührter Miene zu. Sie hatte beide nicht erwartet, daß der Khan so schnell kapitulieren würde. Der Mann schien vor ihren Augen zusammengeschrumpft zu sein, er war leichenblaß und atmete schwer.
    Er trank das Wasser aus und sah Haschemi an. Die kleinen Augen hinter der Brille waren blutunterlaufen. Er nahm die Brille ab und putzte sie zerstreut, bemüht, wieder zu Kräften zu kommen. »Warte neben dem Wagen auf mich, Ahmed!«
    Dursak gehorchte widerstrebend. Armstrong löste seinen Sicherheitsgurt und zog hinter ihm den Vorhang wieder zu. Für den Augenblick fühlte sich der Khan wohler. Der eisige Luftzug hatte ihm vorübergehend geholfen, wieder klar zu denken. »Also, was wollen Sie?«
    »Ihr Deckname ist Iwanowitsch. Seit Januar 1944 sind Sie KGB-Agent. In dieser Zeit …«
    »Alles gelogen. Was wollen Sie?«
    »Ich möchte mit Pjotr Oleg Mzytryk zusammentreffen. Ich möchte ihn einer gründlichen Befragung unterziehen, im geheimen.«
    Der Khan hörte die Worte und dachte darüber nach. Wenn dieser Hundesohn Pjotrs und seinen Decknamen kannte und von den Verborgenen Tälern und vom Januar 1944 wußte, als er heimlich nach Moskau gefahren war, um in den KGB einzutreten, dann waren ihm auch noch andere strafbare Handlungen bekannt. Daß er all dies nur zum Nutzen seines geliebten Aserbeidschan tat und getan hatte, würde die Mörder auf der rechten und auf der linken Seite kaum bekümmern. »Ihre Gegenleistung?«
    »Jede Freiheit, ungehindert in Aserbeidschan zu agieren – solange Sie tun, was dem Iran nützt. Dazu eine feste Arbeitsvereinbarung mit mir. Ich werde Sie mit Informationen beliefern, mit denen Sie die Tudeh, die Linken und die Kurden in die Hand bekommen. Auch werde ich Ihnen nachweisen, daß die Sowjets Ihnen entgegenarbeiten. So wurden Sie zum Beispiel als zur Sektion 16/a gehörig eingestuft.«
    Der Khan starrte ihn mit offenem Mund an. In seinen Ohren dröhnte es. »Das glaube ich nicht!«
    »Pjotr Oleg Mzytryk hat den Befehl selbst unterzeichnet«, versicherte ihm Haschemi.
    »Beweise, ich will Beweise sehen!« stieß Abdullah hervor.
    »Locken Sie ihn über die Grenze, und ich liefere Ihnen die Beweise; besser gesagt, er wird sie Ihnen liefern.«
    »Sie … Sie lügen.«
    »Hatten Sie nicht die Absicht, heute oder morgen, seiner Einladung folgend, nach Tiflis zu fahren? Sie wären nie wieder zurückgekommen. Es hätte geheißen, daß Sie aus dem Iran geflohen sind. Man hätte sie gebrandmarkt, Ihre Familie mit Schimpf und Schande davongejagt, Ihren Besitz eingezogen und den Mullahs überlassen.« Jetzt, da Haschemi wußte, daß er Abdullah in der Hand hatte, gab es nur noch einen Faktor, der ihm Sorgen bereitete: der Gesundheitszustand des Khans. Sein sonst schwärzliches Gesicht war bleich, eine merkwürdige Röte umgab seine Augen und zog sich bis zu den Schläfen hinauf, und die Stirnschlagader trat deutlich hervor. »Sie

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