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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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seine Lage und winkte sie heran. »Wartet draußen. Du bleibst, Ahmed.« Wieder richtete er seinen Blick auf Hakim. »›Brennt das Dorf nieder‹, hast du gesagt. Eine gute Idee. Aber damit rechtfertigst du weder deinen Verrat noch den deiner Schwester.«
    »Nichts rechtfertigt den Verrat an einem Vater, Hoheit, aber weder ich noch Azadeh haben dich verraten oder uns gegen dich verschworen, und …«
    »Lügner! Du hast Ahmed gehört. Sie hat es zugegeben, mit dem Saboteur gehurt zu haben. Sie hat es zugegeben.«
    »Sie hat zugegeben, ihn geliebt zu haben, Hoheit – vor vielen, vielen Jahren. Sie hat bei Allah geschworen, niemals Ehebruch begangen oder ihren Mann betrogen zu haben. Niemals! Was hätte die Tochter eines Khans sagen sollen vor diesen Hunden und Hundesöhnen und diesen falschen Mullahs? Hat sie nicht versucht, deinen Namen vor dieser gottlosen Meute zu verteidigen?«
    »Verdrehst du immer noch deine Worte, trittst du immer noch für die Hure ein, die sie geworden ist?«
    Hakims Gesicht war aschfahl. »Azadeh hat sich verliebt, so wie Mutter sich verliebt hat. Wenn Azadeh eine Hure ist, dann hast du mit meiner Mutter Hurerei getrieben!«
    Wieder schoß dem Khan das Blut ins Gesicht. »Wie kannst du es wagen, so zu reden!«
    »Es ist die Wahrheit. Du hast mit ihr geschlafen, bevor du sie geheiratet hast. Weil sie dich liebte, ließ sie dich heimlich in ihre Kammer ein – womit sie ihr Leben riskierte. Sie riskierte ihr Leben, weil du sie darum batest. Hat nicht unsere Mutter ihren Vater dazu überredet, dich als Schwiegersohn zu akzeptieren, und deinen Vater dazu bewogen, dir zu erlauben, sie zu heiraten, statt deinem älteren Bruder, der sie als zweite Frau für sich selbst haben wollte?« Hakims Stimme brach, als er sich an ihren Tod erinnerte. Er war sieben, Azadeh sechs Jahre alt gewesen. Sie hatten nicht viel verstanden, nur daß sie wegen etwas, das ›Tumor‹ hieß, schreckliche Schmerzen litt. Vom Kummer gebeugt war ihr Vater Abdullah draußen im Hof gesessen. »Ist sie nicht immer für dich eingetreten, gegen deinen Vater und deinen älteren Bruder, und hat sie nicht, als dein Bruder starb und dir das Erbe zufiel, hat sie da nicht den Bruch mit deinem Vater gekittet?«
    »Du kannst doch … du kannst doch diese Dinge nicht wissen, du warst zu jung.«
    »Unsere alte Amme Fatima hat es uns erzählt, bevor sie starb – alles, woran sie sich erinnern konnte …«
    Der Khan hörte kaum mehr zu. Auch er erinnerte sich an den Jagdunfall seines Bruders, den er so geschickt herbeigeführt hatte. Die alte Amme mochte auch davon gewußt haben, und wenn sie davon wußte, dann wußten es auch Hakim und Azadeh – ein Grund mehr, sie zum Schweigen zu bringen. Er erinnerte sich auch an die schönen Zeiten mit der lieblichen Naphthala vor und nach ihrer Heirat. Sie waren noch kein Jahr Mann und Frau, als Hakim geboren wurde, und ein Jahr später kam Azadeh. Naphthala war 16 gewesen, Ayscha ähnlich, aber tausendmal schöner, ihr langes Haar wie gesponnenes Gold. Noch fünf weitere himmlische Jahre, keine Kinder mehr, aber das hatte ihn nicht gestört – er hatte ja endlich einen kräftigen, gut gewachsenen Sohn. Die drei Söhne von seiner ersten Frau waren allesamt kränklich gewesen und bald gestorben, seine vier Töchter häßlich und zänkisch. War Naphthala nicht erst 22 und gesund und ebenso kräftig und wunderbar wie die zwei Kinder, die sie ihm geboren hatte?
    Bis die Schmerzen begannen und das Leiden. Und kein Arzt in Teheran, der ihr helfen konnte.
    Inscha'Allah, hatten sie gesagt.
    Keine Hilfe außer durch Drogen, immer stärkere Drogen, während sie zunehmend schwächer wurde und dahinsiechte. Allah schenke ihr den Frieden des Paradieses und lasse mich sie dort finden. Er musterte Hakim, der immer noch redete. »Sie hat sich eben verliebt, Hoheit, und wenn sie diesen Mann liebt, kannst du ihr nicht verzeihen? War sie nicht erst 16 und wurde in die Schweiz verbannt, wie ich später nach Khoy?«
    »Weil ihr beide hinterhältig, undankbar und treulos wart!« brüllte der Khan, während seine Ohren wieder zu dröhnen begannen. »Hinaus mit dir! Du … du hältst dich von den anderen fern und wirst scharf bewacht, bis ich dich rufen lasse. Ahmed, kümmere dich darum und komm dann zurück.«
    Den Tränen nahe, erhob sich Hakim. Er wußte, was geschehen würde, sah aber keinen Ausweg. Er stolperte hinaus. Ahmed gab die entsprechenden Befehle und kehrte zu seinem Gebieter zurück. Der Khan

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