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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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erhob sich und zog seinen schweren Mantel an.
    »Ich gebe Ihnen einen Mantel und Handschuhe«, sagte Pettikin zu Ross. »Soll ich Azadeh wecken?«
    »Nein, danke. Ich … ich möchte nur einen Blick in ihr Zimmer werfen.«
    »Die zweite Tür links.«
    Sie beobachteten ihn, wie er mit katzenhaften Schritten den Korridor hinunterging, lautlos die Tür öffnete und sie dann wieder schloß. Anschließend nahm er seinen Karabiner und die zwei kookri, seines und das von Gueng. Er überlegte kurz und legte eines auf den Kaminsims.
    »Wenn ich nicht zurückkomme«, trug er ihnen auf, »sagen Sie ihr, daß das ein Geschenk ist, ein Geschenk für Erikki – und für sie.«

47
    Täbris   – im Palast des Khans: 17 Uhr 19. Der Kalandar von Abu-Hard lag auf den Knien. Er war vor Schreck wie gelähmt. »Nein, nein, Hoheit, ich schwöre, es war der Mullah Mahmud, der uns befahl …«
    »Er ist kein richtiger Mullah, du Hundesohn, das weiß doch jeder! Bei Allah, du wolltest meine Tochter steinigen lassen!« kreischte der Khan. Er rang nach Luft, und auf seinem Gesicht zeigten sich rote Flecken. »Du hast beschlossen, meine Tochter steinigen zu lassen?«
    »Das war er«, wimmerte der Kalandar, »es war der Mullah, der das beschlossen hat, nachdem er sie verhört und sie den Ehebruch mit dem Saboteur zugegeben hatte!«
    »Hundesohn! Du hast diesem falschen Mullah Beihilfe geleistet … Lügner! Ahmed hat mir berichtet, was geschehen ist!« Der Khan stützte sich auf seine Kissen. Sein Bett war umringt von Wächtern, Ahmed stand neben dem Kalandar. Najoud, seine älteste Tochter, und Ayscha, seine junge Frau, saßen an der Seitenwand und bemühten sich, ihre Angst vor seiner Wut zu verbergen. Noch in seiner Reisekleidung, von Furcht erfüllt, kniete Hakim, Azadehs Bruder, neben der Tür. Er war eben angekommen und unter Bewachung zum Khan gebracht worden. Wütend wie sein Vater hatte er Ahmeds Bericht über die Vorgänge im Dorf mit angehört.
    »Du Hundesohn!« brüllte der Khan noch einmal. »Du hast diesen Hund von Saboteur entkommen lassen, zusammen mit meiner Tochter entkommen lassen! Zuerst gewährst du dem Saboteur Unterschlupf, und dann wagst du es, über ein Mitglied meiner Familie zu Gericht zu sitzen! Du hättest sie steinigen lassen – ohne meine, meine Billigung!«
    »Es war der Mullah …«, rief der Kalandar aus und wiederholte es immer wieder.
    »Bringt ihn zum Schweigen!«
    Ahmed versetzte ihm einen heftigen Schlag, riß ihn dann wieder hoch und zischte ihn an: »Noch ein Wort, und ich schneide dir die Zunge ab!«
    Der Khan rang nach Luft. »Ayscha, gib mir … gib mir eine von diesen Tabletten.« Eilig öffnete sie das Fläschchen und steckte ihm eine Tablette in den Mund. Der Khan schob sie unter seine Zunge, wie ihn der Arzt angewiesen hatte, und einen Augenblick später legte sich der Krampf, das Dröhnen in seinen Ohren ließ nach, und der Raum hörte auf zu schwanken. Seine blutunterlaufenen Augen richteten sich wieder auf den alten Mann, der wimmernd vor ihm auf den Knien lag. »Du Hundesohn! Du hast es gewagt, mich zu mißachten, der ich Herr bin über dich, deinen Fleischer und dein elendes Dorf? Ibrim!« wandte sich der Khan an einen der Wächter, »bring ihn nach Abu-Mard zurück und steinige ihn, laß ihn von seinen Leuten steinigen, und dann hacke dem Fleischer die Hände ab!«
    Ibrim und ein anderer Wächter zerrten den heulenden Greis auf die Füße, öffneten die Tür und blieben stehen, als Hakim sie ansprach: »Und dann brennt das Dorf nieder!«
    Der Khan sah ihn an und kniff die Augen zusammen. »Ja, brennt das Dorf nieder«, sagte er. Hakim bemühte sich, seinem Blick standzuhalten. Die Tür schloß sich, und nun herrschte Stille, die nur durch das Keuchen Abdullahs unterbrochen wurde. »Najoud, Ayscha, ihr könnt gehen«, herrschte er die zwei Frauen an.
    Najoud zögerte. Nur zu gern hätte sie mitangehört, wie über Hakim das Urteil gesprochen wurde. Sie triumphierte: Azadeh war des Ehebruchs überführt worden und würde, nachdem man sie wieder eingefangen hatte, streng bestraft werden. Gut, gut, gut. Mit Azadeh müssen auch Hakim und der Rotschopf mit dem Messer ihr Leben lassen. »Ich bleibe in Rufweite, Hoheit«, sagte sie.
    »Du kannst in deine Gemächer zurückkehren; Ayscha, du wartest am Ende des Ganges.« Die Frauen verließen den Raum. Zufrieden schloß Ahmed die Tür. Es lief alles wie geplant. Schweigend warteten die anderen beiden Wächter.
    Mühsam wechselte der Khan

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