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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Lastern … Brennholz oder Fischkisten. Die Straße ist eng, voller Schlaglöcher und stark befahren. Es sollte nicht schwer sein, den Hinterhalt einzurichten. Aber seien Sie vorsichtig … Er ist ein schlauer Fuchs und ein furchtloser Mann … Er hat eine Giftkapsel im Revers.«
    »Auf welcher Seite?«
    »Das weiß ich nicht. Er wird gegen Abend landen. Sie können die Abzweigung nicht verfehlen.«
    Gedankenverloren starrte der Khan vor sich hin. Wie oft war er mit eben diesem Hubschrauber zur Datscha bei Tiflis geflogen worden! Wie viele schöne Stunden hatte er dort verbracht – vorzügliches und überreichliches Essen, junge und entgegenkommende Frauen, und wenn er Glück hatte, stand ihm auch noch die Wertinskaja, die Hexe, zur Verfügung.
    Er sah, wie Ahmed ihn beobachtete. »Ich hoffe, Pjotr entgeht der Falle. Ja, es wäre gut, wenn er sie bekäme.« Müdigkeit überflutete ihn. »Ich werde jetzt schlafen. Schick meine Wächter wieder her. Nachdem ich dann zu Abend gegessen habe, holst du meine mir so treu ergebene Familie, und wir tun, was du vorgeschlagen hast.« Er lächelte zynisch. »Ein weiser Mann hat keine Illusionen.«
    »Jawohl, Hoheit.« Ahmed erhob sich, und der Khan beneidete ihn um seine kräftige und geschmeidige Gestalt.
    »Warte … da war noch etwas.« Der Khan dachte kurz nach. »Ach ja: Wo ist denn der Rotschopf mit dem Messer?«
    »Zusammen mit Cimtarga oben an der Grenze. Cimtarga sagte, es könne diesmal ein paar Tage dauern. Sie sind Dienstag abend aufgebrochen.«
    »Dienstag? Und was haben wir heute?«
    »Freitag, Hoheit«, antwortete Ahmed und verbarg seine Bestürzung.
    »Ach ja, Freitag.« Wieder eine Welle von Müdigkeit. »Versuch herauszufinden, wo er sich aufhält. Wenn etwas passiert … wenn ich wieder einen Anfall bekomme … sorge dafür, daß ich sofort nach Teheran gebracht werde, ins International Hospital! Sofort! Hast du verstanden?«
    »Ja, Hoheit.«
    Als der Wächter ins Zimmer zurückkam, schloß der Khan die Augen und fühlte, wie er in die Tiefe sank. »Es gibt nur einen einzigen Allah …«, murmelte er furchtsam.
    Nahe der Nordgrenze   – östlich von Julfa: 18 Uhr 05. Es war kurz vor Sonnenuntergang. Erikkis 212 befand sich unter einem primitiven, hastig zusammengezimmerten Pultdach, auf dem nach dem Sturm von gestern abend schon fast ein halber Meter Schnee lag. Er wußte, daß die Maschine, wenn sie noch länger Temperaturen unter null Grad ausgesetzt war, irreparable Schäden erleiden würde. »Können Sie mir keine Decken oder Stroh oder sonst etwas verschaffen?« hatte er den Scheich gefragt. »Der Heli braucht Wärme.«
    »Wir haben nicht einmal genug für uns selbst.«
    »Wenn sie vereist, wird sie nicht anspringen«, entgegnete er verärgert. Warum erlaubte ihm der Scheich nicht, nach dem nur 100 Kilometer entfernten Täbris zurückzufliegen? Er machte sich große Sorgen um Azadeh, auch um Ross und Gueng. »Wenn sie vereist, wie sollen wir hier wieder rauskommen?«
    Widerwillig befahl der Scheich seinen Leuten endlich, das Pultdach zu errichten, und stellte ihm einige Ziegen- und Schaffelle zur Verfügung. Kurz nach Tagesanbruch wollte Erikki zurückfliegen. Zu seiner großen Bestürzung teilte ihm Bayazid mit, daß er ihn und die 212 nur gegen ein Lösegeld freigeben würde.
    »Du wartest, Captain, darfst mit einem netten Wächter durch das Dorf streifen und an deinem Flugzeug herumbasteln«, erklärte Bayazid scharf. »Oder du bist ungeduldig und zornig, dann wirst du gefesselt und angekettet wie ein wildes Tier. Ich will nicht mit dir streiten, auch nicht diskutieren, Captain. Wir verlangen ein Lösegeld von Abdullah Khan.«
    »Aber ich sagte doch, daß er mich haßt und auf keinen Fall …«
    »Wenn er nein sagt, verlangen wir es eben von anderer Seite. Von deiner Firma in Teheran, von deiner Regierung – vielleicht von deinen sowjetischen Auftraggebern. Bis dahin bist du unser Gast: ißt, was wir essen, schläfst, wie wir schlafen, teilst alles mit uns. Oder gefesselt und angekettet und hungrig. So oder so, du bleibst bei uns, bis ein Lösegeld für dich bezahlt wird.«
    »Aber das kann doch Monate dauern und …«
    »Inscha'Allah!«
    Den ganzen gestrigen Tag und die halbe Nacht hatte Erikki sich den Kopf nach einem Ausweg aus dieser Falle zermartert. Sie hatten ihm die Handgranate abgenommen, nicht aber den Dolch. Doch seine Wächter ließen ihn nicht aus den Augen. Ohne Winterausrüstung war es auch nahezu unmöglich, sich durch den

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