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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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fragte der Mullah, ein kleiner stämmiger Mann mit dunklen Augen.
    »Mein Name ist Lochart, Exzellenz, ich bin Kanadier, ein Pilot der IranOil, und das ist der Direktor unserer Gesellschaft da drüben am anderen Ende des Flughafens, Captain McIver.«
    »Woher kennen Sie diesen Verräter?«
    »Exzellenz, ich bin sicher, daß es sich um einen Irrtum handelt, er kann unmöglich ein Verräter sein, weil er ein Vetter meiner Frau ist und der Sohn …«
    »Ihre Frau ist Iranerin?«
    »Ja, Ex…«
    »Sind Sie Moslem?«
    »Nein, Ex…«
    »Dann täten Sie gut daran, sich scheiden zu lassen und so die Seele Ihrer Frau vor Verunreinigung zu bewahren. Wie es Allah gefällt. Was diese Verräter angeht – das ist kein Irrtum. Kümmern Sie sich um Ihre eigenen Angelegenheiten, Exzellenz!« Er gab den hezbollahis ein Zeichen, und sogleich gingen sie weiter, die Treppe hinunter, wobei sie die zwei jungen Offiziere, die laut ihre Unschuld beteuerten, hinter sich herschleiften. Der Mullah drehte sich um und ging zur Eingangstür zurück.
    »Exzellenz«, wandte sich Lochart eindringlich an ihn. »Im Namen des einzigen Allahs, hören Sie mich an! Ich weiß, daß der junge Mann dem Imam treu ergeben, ein guter Moslem und ein iranischer Patriot ist. Und es ist eine Tatsache, daß er einer von denen war, die hier in Doschan Tappeh gegen die Unsterblichen und auf seiten der Revolution gekämpft haben …«
    »Still! Das ist nicht Ihre Sache, Fremder! Die Zeit ist vorbei, wo Fremde oder fremde Gesetze oder ein von Fremden beherrschter Schah uns regiert haben. Sie sind weder Iraner noch Richter, noch Gesetzgeber. Diese Männer wurden vor Gericht gestellt und verurteilt.«
    »Ich bitte um Nachsicht, Exzellenz, aber das muß ganz einfach ein Irrtum sein, es muß …« Lochart wirbelte herum, als ganz in der Nähe eine Salve krachte. Die Wachtposten unten starrten über die Straße auf eine Barackengruppe, aber von dort, wo er stand, konnte Lochart nicht ausmachen, was sie sahen. Dann kamen die hezbollahis hinter einer Baracke hervor, schulterten ihre Gewehre und stiegen wieder die Treppe herauf. Der Mullah bedeutete ihnen hineinzugehen. »Gesetz ist Gesetz«, erklärte der Mullah, während er Lochart musterte. »Ketzer müssen ausgemerzt werde. Da Sie seine Familie kennen, können Sie den Leuten sagen, sie sollen Verzeihung von Allah erflehen, daß sie einen solchen Sohn unter ihrem Dach geduldet haben.«
    »Welcher Verbrechen soll er sich denn schuldig gemacht haben?«
    »Nicht ›soll‹, Exzellenz«, entgegnete der Mullah gereizt. »Karim Peschadi hat offen zugegeben, einen Lastwagen gestohlen und den Stützpunkt ohne Erlaubnis verlassen zu haben; er hat offen zugegeben, sich an verbotenen Demonstrationen beteiligt zu haben; er hat sich offen gegen den kommenden absoluten islamischen Staat ausgesprochen, hat offen gegen die Aufhebung des anti-islamischen Ehegesetzes Stellung genommen und ist offen für Handlungen und Taten eingetreten, die dem islamischen Gesetz widersprechen; er wurde bei der versuchten Ausübung von Sabotageakten ertappt und hat offen die Vollkommenheit des Korans in Frage gestellt.« Der Mullah zog sein Gewand enger um seine Schultern, um sich vor der Kälte zu schützen. »Friede sei mit Ihnen.« Er ging in das Gebäude zurück.
    Einen Augenblick lang war Lochart sprachlos. Dann übersetzte er McIver, was der Mullah gesagt hatte. »›Versuchte Ausübung von Sabotageakten‹, Tom? Ob er wohl im Tower überrascht wurde?«
    »Spielt das noch eine Rolle?« bemerkte Lochart. »Er wurde erschossen – wegen Verbrechen gegen Allah.«
    »Nein, mein Freund, nicht gegen Allah, sondern gegen ihre Version von Wahrheit, ausgesprochen im Namen eines Gottes, von dem sie nichts wissen.« Er straffte seine Schultern und ging Lochart voran ins Haus. Nach einigem Suchen fanden sie das Büro des Kommandanten und wurden eingelassen.
    Hinter dem Schreibtisch saß der Major und neben ihm der Mullah. Über ihnen hing an der Wand als einzige Dekoration des unordentlichen, schmucklosen kleinen Raumes eine Fotografie Khomeinis.
    »Ich bin Major Delami«, stellte sich der Mann mit einiger Schärfe auf Englisch vor. »Das ist Mullah Mohammed Tehrani.« Er musterte Lochart und wechselte zu Persisch über. »Da Exzellenz Tehrani kein Englisch spricht, werden Sie für mich dolmetschen. Sie heißen?«
    »Lochart, Captain Tom Lochart.«
    »Bitte nehmen Sie Platz! Sie beide. Seine Exzellenz sagt, Sie seien mit einer Iranerin verheiratet. Wie ist

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