Wirbelsturm
melden.«
»Wozu denn das?« McIver stieg auf die Bremse.
»Haben sie mir nicht gesagt. Sie haben nur im Büro die Nachricht hinterlassen, wir sollten uns beim Kommandanten melden, sobald du kommst. Gibt's Probleme?«
»Nicht daß ich wüßte.« McIver legte wieder den Gang ein und schwenkte herum. Was ist denn jetzt schon wieder los, dachte er, bemühte sich aber, seine Besorgnis nicht zu zeigen. »Könnte es sich um die HBC handeln?«
»Wir wollen es nicht hoffen.«
»Was ist denn mit deiner Lulu passiert? Ist dir jemand reingefahren?«
»Nein – nur ein paar zerstörungswütige Rabauken«, antwortete McIver, der mit seinen Gedanken immer noch bei der HBC war.
»Es wird jeden Tag schlimmer. Hast du Neuigkeiten von Erikki?«
»Nichts. Er ist wie vom Erdboden verschwunden. Azadeh dreht schon langsam durch. Sitzt den ganzen Tag vor dem Telefon.«
»Wohnt sie noch bei dir?«
»Nein. Sie ist Sonntag in ihre eigene Wohnung übersiedelt. Bei mir, na ja, da ist es schon ein bißchen eng.« Während McIver auf das Gebäude am anderen Ende der Piste zuhielt, steuerte er vorsichtig durch die Trümmer, die seit den letzten Kämpfen über den Flughafen zerstreut lagen: ausgebrannte Lastwagen, ein halb auf der Seite liegender Panzer, mit Einschußlöchern versehene Hangardächer und Teile anderer Baulichkeiten. »Erzähl mir von Zagros!« Er hörte aufmerksam zu, ohne einen Kommentar abzugeben, bis Lochart zu Ende war. »So ein Schwein!«
»Ja, aber Nitchak Khan hat das Zeichen, mich beziehungsweise uns abzuschießen, nicht gegeben. Wir hätten uns nicht dagegen wehren können. Es wäre verdammt schwer gewesen, die Geschichte mit seinen Terroristen zu entkräften. Ich fürchte, er wäre ungestraft davongekommen. Jedenfalls hatten Duke und Andy einen Riesenkrach mit dem Klugscheißer gehabt, als wir nach Kowiss kamen. Aber der Trick scheint zu klappen: Gestern brachten Duke und Pop die 212 zu Rudi, und heute morgen kam Echo-Tango-Laura-Laura, um Jordons Leiche abzuholen.«
Vor ihnen lag, von Posten bewacht, das Gebäude des Oberkommandos. »Wir traten alle an und brachten den Sarg an Bord, und Freddy spielte ein Klagelied auf der Flöte. Viel mehr konnten wir nicht tun. Aber seltsam: Oberst Changiz schickte eine Ehrenwache der Luftwaffe und gab uns einen richtigen Sarg. Merkwürdige Leute, diese Iraner. Er schien ihnen richtig leid zu tun.«
Lochart plapperte automatisch weiter; die vielen Verzögerungen machten ihn krank. In Kowiss hatte er warten müssen, die Flugsicherung hatte ihm das Leben schwergemacht, er hatte unendlich lange auf McIver warten müssen – und jetzt noch die Meldung beim Oberkommando. Was ist mit Scharazad passiert?
Sie standen vor dem Gebäude, in dem sich die Räume des Kommandanten und die Offiziersmesse befanden, in der sie beide in der Vergangenheit schöne Zeiten verbracht hatten. Doschan Tappeh war ein wichtiger Stützpunkt gewesen, hier hatte der Schah einen Teil seiner privaten Düsenflotte und seine Fokker Friendship stationiert gehabt. Jetzt zeigten die Mauern Einschußlöcher und Spuren von Artilleriefeuer; die meisten Fenster waren zerschlagen, einige mit Brettern vernagelt. Ein paar hezbollahis und nachlässig gekleidete Luftwaffensoldaten lungerten vor dem Eingang herum.
»Friede sei mit Ihnen! Exzellenz McIver und Lochart wünschen den Kommandanten zu sprechen«, sagte Lochart auf Persisch. Und als einer der hezbollahis auf das Haus deutete: »Wo ist sein Büro, bitte?«
»Drinnen.«
Sie gingen die Treppe zum Haupteingang hinauf. Es roch nach Feuer, Kordit. Als sie die oberste Stufe erreicht hatten, wurde die Eingangstür aufgerissen, und ein Mullah in Begleitung einiger hezbollahis kam herausgeeilt. Die Bewaffneten zerrten zwei junge, mit Handschellen gefesselte Luftwaffenoffiziere in schmutzigen, zerrissenen Uniformen hinter sich her. Lochart stockte der Atem, als er einen von ihnen erkannte. »Karim!« stieß er hervor, und nun erkannte auch McIver den jungen Mann: Karim Peschadi, Scharazads geliebter Vetter, der Mann, den er gebeten hatte zu versuchen, die Unterlagen über die HBC aus dem Tower zu holen.
»Tom! Um Himmels willen, sag ihnen, daß ich weder ein Spion noch ein Verräter bin«, schrie Karim auf Englisch. »Sag es ihnen, Tom!«
»Exzellenz«, wandte sich Lochart in Persisch an den Mullah, »hier liegt zweifellos ein Irrtum vor. Dieser Mann ist der Pilot Captain Peschadi, ein loyaler Anhänger des Ayatollah, ein getreuer.«
»Wer sind Sie, Exzellenz?«
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