Wirbelsturm
ihr Mädchenname?«
Lochart kniff die Augen zusammen. »Mein Privatleben ist mein Privatleben. Was wünschen Sie, daß ich dolmetsche?«
»Das gilt nicht für einen fremdländischen Hubschrauberpiloten mitten in unserer islamischen Revolution gegen Fremdherrschaft, Spione, die CIA, die MI 6 oder den KGB«, korrigierte ihn der Major zornig. »Nicht für einen Mann, der Staatsverbrecher kennt. Haben Sie etwas zu verbergen, Captain?«
»Natürlich nicht.«
»Dann beantworten Sie bitte meine Frage.«
»Sind Sie von der Polizei? Mit welchem Recht …«
Der Mullah ergriff das Wort. »Ich bin Mitglied des Komitees von Doschan Tappeh – würden Sie es vorziehen, offiziell vorgeladen zu werden? Jetzt gleich?«
»Ich würde es vorziehen, nicht über mein Privatleben gefragt zu werden.«
»Wenn Sie nichts zu verbergen haben, können Sie die Frage beantworten. Entscheiden Sie sich bitte!«
»Bakravan.« Es entging Lochart nicht, daß der Name den beiden Männern bekannt war. Sein Unbehagen nahm zu.
»Jared Bakravan, der Bazaari und Geldverleiher? Eine seiner Töchter?«
»Ja.«
»Ihren Vornamen, bitte.«
»Scharazad.«
McIver hatte aufmerksam zugehört. »Um was geht's, Tom?«
»Nichts. Nichts. Ich erkläre es dir später.«
Der Major kritzelte etwas auf ein Stück Papier. »Welcher Art war Ihre Beziehung zu dem Verräter Karim Peschadi?«
»Ich kenne ihn seit etwa zwei Jahren. Er war einer meiner Flugschüler. Er ist – er war ein leiblicher Vetter meiner Frau. Und ich kann nur wiederholen, es ist völlig unmöglich, daß er den Iran oder den Islam verraten haben soll.«
Der Major machte wieder eine Notiz. Die Feder kratzte laut. »Wo wohnen Sie, Captain?«
»Ich … das kann ich nicht genau sagen. Zuletzt im Bakravan-Haus nahe dem Basar. Unsere Wohnung wurde requiriert.«
Stille breitete sich aus.
Dann ergriff der Major ein Blatt mit Notizen und richtete den Blick auf McIver. »Erstens: Ohne Freigabe des Oberkommandos der Luftwaffe darf kein ausländischer Hubschrauber in den Luftraum von Teheran eindringen oder ihn verlassen.«
Lochart übersetzte, und McIver nickte unverbindlich. Das war nichts Neues, wenn man davon absah, daß das Komitee des Internationalen Flughafens von Teheran im Namen des allmächtigen Revolutionären Komitees soeben schriftlich und offiziell Anordnungen erlassen hatte, wonach einzig und allein das Komitee solche Freigaben autorisieren und genehmigen konnte. Gerade noch rechtzeitig hatte McIver die Erlaubnis erhalten, seine restlichen 212 und eine Alouette ›leihweise‹ nach Kowiss zu schicken. Daran dachte er grimmig, während er sich auf den Major konzentrierte und sich gleichzeitig fragte, um was es wohl bei der scharfen Auseinandersetzung mit Lochart gegangen war. Wieso die Namen Jared Bakravan und Scharazad? Was hatten sie mit all dem zu tun?
»Zweitens: Wir brauchen eine komplette Liste aller Hubschrauber, über die Sie derzeit verfügen, ihren Standort im Iran, ihre Motorennummern sowie die Anzahl und die Typen der Ersatzteile, die Sie mit den Hubschraubern transportieren.«
Lochart sah, wie McIvers Augen sich weiteten, war aber so sehr in seine eigenen Gedanken verstrickt – warum wollten sie wissen, wo er wohnte, und welcher Art seine Beziehung zu Karim Peschadi gewesen war? –, daß er gar nicht zuhörte und automatisch hin- und rückübersetzte. »Captain McIver sagt: Sehr gut. Ich werde ein wenig Zeit brauchen wegen der Schwierigkeiten in der Nachrichtenübermittlung, aber ich werde Ihnen die Daten sobald wie möglich zukommen lassen.«
»Ich hätte sie gern schon morgen.«
»Wenn ich sie bis dahin habe. Sie bekommen sie sobald wie möglich.«
»Drittens: Alle Ihre Helikopter im Gebiet von Teheran werden ab morgen hier stationiert und werden von hier aus operieren.«
»Ich werde meine Vorgesetzten bei IranOil von Ihrem Ersuchen in Kenntnis setzen, Herr Major. Unverzüglich.«
Die Züge des Majors verhärteten sich. »Darüber hat die Luftwaffe zu entscheiden.«
»Selbstverständlich. Ich werde meine Vorgesetzten sofort informieren. Ist das alles, Herr Major?«
Der Mullah schaltete sich ein. »Was diesen Hubschrauber angeht«, er deutete auf ein Papier vor ihm auf dem Tisch. »HBC. Wir möch…«
»Ja, die HBC!« McIver schaffte es, seine Panik in gerechten Zorn zu verwandeln, und es fiel Lochart schwer, ihm zu folgen. »Für die Sicherheit auf dem Stützpunkt ist die Luftwaffe verantwortlich, und ich werde nie begreifen, wie diese Leute so lax
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