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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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und es ist …« Es war nicht nötig, das Wort auszusprechen: gefährlich. Jeder Augenblick, den sie zusammen verbrachten, bedeutete Gefahr.
    Er hatte mit den Achseln gezuckt und Allah angefleht, sie zu schützen – wie er das auch jetzt tat. »Jari kann warten.«
    »Ja, ja, das kann sie, aber zuerst müssen wir ein paar Besorgungen machen, und mein lieber Bruder Meschang – heute abend muß ich mit ihm und Zarah zu Abend essen.«
    Ibrahim war überrascht. »Was will er? Er schöpft doch keinen Verdacht?«
    »Nein, es betrifft nur die Familie.« Sehnsuchtsvoll sah sie ihn an. »Was ist jetzt mit dieser Sache in Kowiss? Wartest du noch oder fährst du morgen?«
    »Es ist nicht dringend«, antwortete er lässig. Er hatte die Abfahrt immer wieder hinausgeschoben, obwohl sein Tudeh-Leitoffizier ihn gewarnt hatte: »Jeder weitere Tag, den du in Teheran verbringst, ist gefährlich. Hast du vergessen, was mit dem Genossen Yazernow passiert ist? Wir haben erfahren, daß der Innere Sicherheitsrat dahintersteckt. Sie müssen dich gesehen haben, als du zu ihm ins Haus gingst.«
    »Ich habe mir den Bart abrasiert, hin nicht zu mir nach Hause gegangen und meide die Universität. Übrigens, Genosse: Es wäre besser, wir sähen uns ein paar Tage nicht. Ich glaube, ich werde beschattet.« Er mußte lächeln, wenn er daran dachte, mit welcher Behendigkeit der andere, ein alter Tudeh-Mann, um die Ecke verschwunden war.
    »Warum lächelst du, Liebster?«
    »Ich liebe dich, Scharazad«, antwortete er schnell, wölbte die Hand über ihre Brust und küßte sie.
    Sie erwiderte seinen Kuß, aber nicht mit der gleichen Intensität. Mit seiner Leidenschaft steigerte sich auch die ihre. Zwar war sie bemüht, sich zu beherrschen, wußte aber, daß ihre Gefühle sie zu überwältigen drohten. Seine Hände liebkosten sie und hinterließen eine feurige Spur.
    »Ich liebe dich, Scharazad … liebe mich!«
    O ja, brannte es auf ihren Lippen, und sie wollte nicht fort von der Glut, von seinen Händen, dem Druck seiner Glieder und dem Klopfen ihres Herzens. Und doch zog sie sich zurück. »Nicht jetzt, Liebster!« murmelte sie und gewann so eine Denkpause. Sie blickte zu ihm auf und forschte in seinen Augen. Sie sah Enttäuschung, aber keinen Ärger. »Ich bin noch nicht bereit für die Liebe.«
    »Die Liebe passiert einfach. Deine Liebe wird bei mir sicher sein, Scharazad.«
    »Ich weiß … o ja, das weiß ich. Ich …« Sie runzelte die Stirn, verstand sich selbst nicht, wußte nur, daß es jetzt falsch wäre. »Ich muß aber meiner selbst sicher sein. Jetzt bin ich es nicht.«
    Er lächelte, beugte sich nieder und küßte sie. Er wollte nichts erzwingen, denn er war überzeugt, daß sie bald einander angehören würden. Morgen. Oder übermorgen. »Du bist klug wie immer«, sagte er. »Morgen haben wir die Wohnung für uns allein, das verspreche ich dir. Wir treffen uns wie gewöhnlich in dem kleinen Café.« Er erhob sich und half ihr beim Aufstehen. Sie dankte ihm, und er schloß die Eingangstür auf. Schweigend schlüpfte sie in ihren Tschador, küßte ihn und ging. Sie ließ einen Hauch von Parfüm zurück, und bald verflog auch dieser.
    Nachdem er die Tür abermals versperrt hatte, ging er ins Zimmer zurück und zog sich die Schuhe an. Nachdenklich nahm er seine M 16, die in einer Ecke lehnte, überprüfte den Mechanismus und das Magazin. Nun, da er allein war, hatte er keine Illusionen, was die Realität seines Lebens anging – oder seines baldigen Todes.
    Tod, dachte er. Martyrium. Ich gebe mein Leben für eine gerechte Sache. Ich gehe freiwillig in den Tod, heiße ihn willkommen. Ich kann keine Armee anführen wie der Herr der Märtyrer, aber ich kann mich empören gegen die Teufelsanbeter, die sich Mullahs und Rache nehmen an dem Mullah Hussain Kowissi für den Mord an meinem Vater, verübt im Namen falscher Götter, und dafür, daß er die Revolution des Volkes geschändet hat.
    Ich liebe Scharazad von ganzem Herzen, aber morgen sollte ich fahren. Ich brauche keine Helfer. Allein ist es sicherer. Ich kann ohne weiteres in einen Bus steigen. Morgen sollte ich fahren – sollte ich, aber ich kann es nicht. Erst müssen wir uns geliebt haben.
    Flughafen Al Schargas: 18 Uhr 17. Fast 1.300 Kilometer südöstlich, jenseits des Golfes, stand Gavallan auf dem Hubschrauberlandeplatz und beobachtete die 212 im Landeanflug. Es war ein milder Abend, die Sonne stand am Horizont. Jetzt konnte er Jean-Luc an der Steuerung sehen, einen der

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