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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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gleichzeitig riet, Vorsicht walten zu lassen.
    »›Es ist dazu erforderlich, daß du unverzüglich mit Ahmed zurückkommst.‹ So endet die Botschaft, Gnädigste.«
    Ali kam zurück, versperrte die Tür von neuem und ließ den Hund von der Leine. Das Tier kam sofort ins Wohnzimmer gesprungen und legte seinen Kopf in Azadehs Schoß, um gestreichelt zu werden. »Sitz! Sei brav! Sitz!« Zufrieden gehorchte der Hund, legte sich zu ihren Füßen, sah auf die Tür und auf Ahmed, der neben dem anderen Sofa stand. Zerstreut spielte Azadeh mit dem kookri, was Ahmed nicht entging. »Schwörst du bei Allah, daß du mir die Wahrheit gesagt hast?«
    »Ja, Gnädigste, ich schwöre.«
    »Dann wollen wir möglichst bald aufbrechen.« Sie stand auf. »Hast du einen Wagen dabei?«
    »Ja, Gnädigste, ich habe eine Limousine und einen Fahrer mitgebracht. Aber es gibt noch mehr Nachrichten, gute und schlechte. Am Freitag erhielt Seine Hoheit eine Lösegeldforderung. Seine Exzellenz, Ihr Gemahl, befindet sich in den Händen von Banditen, Bergstämmen …« Sie bemühte sich, Fassung zu bewahren, »… irgendwo nahe der sowjetischen Grenze. Er und sein Helikopter. Die Banditen behaupten, Kurden zu sein, aber der Khan bezweifelt es. Am Donnerstag früh, behaupten sie, hätten sie den Russen Cimtarga und seine Männer überfallen und getötet. Seine Exzellenz nahmen sie gefangen und den Hubschrauber behielten sie auch. Dann flogen sie nach Rezaiyeh, wo er gesehen wurde; er war unverletzt. Dann flogen sie wieder weiter.«
    »Allah sei Dank!« stieß sie hervor. Mehr zu sagen erlaubte ihr Stolz nicht. »Wurde mein Mann freigekauft?«
    »Die Lösegeldforderung kam freitags spät abends. Sobald Seine Hoheit gestern das Bewußtsein wiedererlangte, trug er mir die Botschaft für Sie auf und schickte mich her, um Sie zu bringen.«
    Sie hörte das Wort ›bringen‹ und wußte, wie ernst es gemeint war, aber Ahmed gab sich unbefangen und griff in die Tasche. »Seine Hoheit Hakim gab mir das für Sie.« Er reichte ihr einen versiegelten Umschlag. Sie riß ihn auf. Es war Hakims Handschrift: ›Mein Liebling, Seine Hoheit hat mich zum Erben eingesetzt und uns beide rehabilitiert – unter gewissen Bedingungen, wunderbaren Bedingungen, denen wir leicht zustimmen können. Komm schnell! Er ist sehr krank und wird in bezug auf das Lösegeld nichts unternehmen, bevor er Dich nicht gesehen hat. Salaam.‹
    Überglücklich eilte sie aus dem Zimmer, packte in Windeseile einen Koffer, schrieb eine Mitteilung für McIver und wies Ali an, diese am nächsten Morgen zu überbringen. Es war schon spät, als sie auch das kookri einsteckte und aufbrach. Ahmed sagte nichts und folgte ihr aus der Wohnung.

Dienstag
    27. Februar 1979

52
    Bandar-e Delam: 8 Uhr 15. Vom Funker Minoru gefolgt, eilte Kasigi hinter dem finster blickenden Polizeioffizier durch die grauen, von Menschen wimmelnden Gänge des Krankenhauses. Kranke und verletzte Männer, Frauen und Kinder ruhten auf Bahren, saßen auf Stühlen oder lagen einfach auf dem Boden und warteten auf jemanden, der ihnen helfen würde. Leichte und schwere Fälle waren nicht getrennt, einige verrichteten ihre Notdurft, die anderen aßen und tranken, was ihnen Verwandte mitgebracht hatten – und alle, die irgendwie dazu fähig waren, jammerten lautstark. Geplagte Ärzte und Schwestern kamen und gingen. Alle Frauen trugen den Tschador, ausgenommen einige wenige britische Pflegerinnen, deren strenge Frisuren aber beinahe den gleichen Zweck erfüllten.
    Schließlich fand der Polizeibeamte die Tür, die er suchte, und drängte sich in die überfüllte Station. Zu beiden Seiten standen Betten mit männlichen Patienten, eine dritte Reihe in der Mitte, die zu Besuch gekommenen Familienmitglieder plapperten und jammerten, Kinder spielten, und in einer Ecke kochte eine alte Frau etwas auf einem tragbaren Öfchen.
    Scragger war mit einem Handgelenk und einem Fußknöchel an ein altes Bettgestell gefesselt. Er lag in seinen Kleidern und Schuhen auf einer Strohmatratze, einen Verband um den Kopf, schmutzig und unrasiert. Als er Minoru und Kasigi hinter dem Polizisten sah, leuchteten seine Augen auf. »Hallo, Jungs«, sagte er mit heiserer Stimme.
    »Wie geht's, Captain«, sagte Kasigi, nachdem er den ersten Schreck wegen der Handschellen überwunden hatte.
    »Wenn ich hier rauskönnte, würde es mir gutgehen. Ich …«
    Verärgert und wohl auch, um sich bei den Zuhörern zu profilieren, unterbrach der Polizist laut auf Persisch:

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