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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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danken sollen, daß du für uns gesprochen, und daß du, na ja, daß du der Wahrheit zum Sieg verholfen hast.«
    »Danke, Hoheit, aber ich habe nur dem Khan gehorcht. Wenn die Zeit kommt, werde ich Ihnen dienen, wie ich Seiner Hoheit gedient habe – das mußte ich ihm schwören. Gute Nacht.« Ahmed lächelte in sich hinein, schloß die Tür und ging zum Bett zurück. »Wie geht es ihm?« fragte er die Schwester.
    »Nicht sehr gut, Agha.« Der Rücken tat ihr weh, und sie war todmüde. »Morgen muß eine Kollegin als Ersatz für mich einspringen. Wir sollten hier zwei oder drei Schwestern haben. Tut mir leid, aber allein kann ich nicht weitermachen.«
    »Sie können verlangen, soviel sie wollen, wenn Sie nur bleiben. Seine Hoheit ist mit Ihrer Pflege sehr zufrieden. Wenn Sie wollen, werde ich jetzt ein oder zwei Stunden auf ihn aufpassen. Im Nebenraum ist ein Sofa, und ich kann Sie ja rufen, wenn es nötig sein sollte.«
    »Oh, das ist sehr liebenswürdig von Ihnen. Ich könnte eine kleine Ruhepause jetzt sehr gut gebrauchen, aber rufen Sie mich, wenn er aufwacht.«
    Er führte sie ins Nebenzimmer, beauftragte den Wächter, ihn in zwei Stunden abzulösen, und begann die Nachtwache. Nach einer Stunde warf er einen Blick ins Nebenzimmer. Sie schlief tief und fest. Er versperrte die Tür, holte tief Atem, zerzauste sich das Haar, stürzte zum Bett und fing an, den Khan heftig zu rütteln. »Hoheit«, zischte er in gespielter Aufregung, »wachen Sie auf, wachen Sie auf!«
    Der Khan kämpfte sich aus bleiernem Schlaf. Er wußte nicht, wo er war, was geschehen war oder ob er wieder einen Alptraum hatte. »Was … was …« Dann schärfte sich sein Blick und er sah einen zu Tode erschrockenen Ahmed. Noch nie hatte er seinen Vertrauten in dieser Verfassung erlebt. Angst befiel den Khan. »Was …«
    »Schnell, Sie müssen aufstehen, Pahmudi ist unten, Abrim Pahmudi mit Folterknechten der SAVAMA, sie sind gekommen, um Sie zu holen«, keuchte Ahmed. »Jemand hat ihnen das Tor aufgemacht, man hat Sie verraten, Haschemi Fazir hat sie Pahmudi und der SAVAMA als Pischkesch überlassen. Schnell, stehen Sie auf, sie haben alle Wächter überwältigt und suchen jetzt nach Ihnen …« Er sah das Entsetzen in den hervorquellenden Augen und fuhr fort: »Es sind zu viele, als daß man sie hätte aufhalten können. Schnell, Sie müssen fliehen.«
    Mit flinken Fingern machte er den Tropf los, warf die Bettdecke zurück und begann dem sich wie rasend gebärdenden, unhörbare Worte formenden Mann aufzuhelfen, stieß ihn dann aber abrupt zurück und starrte zur Tür: »Zu spät!« stieß er keuchend hervor. »Sie kommen schon, hören Sie, sie kommen schon!« Der Khan glaubte ihre Schritte zu hören, vermeinte draußen im Gang Pahmudis höhnisch grinsendes Gesicht und die Folterwerkzeuge sehen zu können und wußte, daß sie keine Gnade kennen und ihn zu Tode martern würden. Schnell, hilf mir, wollte er Ahmed zurufen, ich kann zum Fenster, wir können hinunterklettern, wenn du mir hilfst, Ahmed … Aber es gelang ihm nicht, die Worte über die Lippen zu bringen. Eine Ewigkeit lang – so kam es ihm zumindest vor – schrie und brüllte er Ahmed an, aber der half ihm nicht und starrte immerfort nur zur Tür. »Hilf mir!« stieß er endlich hervor und wollte sich aus dem Bett schieben, aber die Decken lasteten wie Blei auf ihm, hinderten und erstickten ihn. Die Schmerzen in seiner Brust wurden unerträglich.
    »Es gibt kein Entrinnen, sie sind da, ich muß sie hereinlassen.«
    Sein Entsetzen steigerte sich bis zur Grenze des Erträglichen. Er sah Ahmed zur Tür gehen. Mit dem Rest seiner Kräfte rief er ihm zu, stehenzubleiben, aber er brachte nur ein würgendes Krächzen hervor. Er fühlte, wie etwas in seinem Kopf zuschnappte und etwas anderes zersprang, wie ein Funke durch seine Gehirnwindungen sprühte und in einer Art Kettenreaktion auf sein Herz übersprang. Er empfand keine Schmerzen mehr, und er sah Ahmed lächeln. Seine Ohren vernahmen die Stille, die im Gang und im ganzen Palast herrschte, und er wußte, daß er in Wahrheit verraten worden war. Mit letzter, ungeahnter Kraft wollte er sich auf Ahmed stürzen. Doch das Feuer, das in seinem Kopf loderte, löschte jeglichen Willen aus, führte ihn tief hinab, und dort, im Nichts ging er in die große Finsternis ein.
    Ahmed vergewisserte sich, daß der Khan tot war. Er war froh, daß er ihn nicht mit dem Kissen hatte ersticken müssen. Hastig schloß er ihn wieder an den Tropf,

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