Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
Vom Netzwerk:
das machte Scragger nichts aus. Er beobachtete Vossi, der die Hände im Nacken gefaltet hatte und sich sammelte.
    Dann erregte eine unüberhörbare Stimme in der Kabine seine Aufmerksamkeit. Es war Georges de Plessey, Chef der französischen Beamten und Gebietsmanager von EPF. Er saß auf der Armlehne eines Sitzes und hielt einen seiner endlosen Vorträge, diesmal an die Adresse der Japaner. Besser erwischt es sie als mich, dachte Scragger belustigt. Er kannte de Plessey seit drei Jahren und mochte ihn – als Kenner der französischen Küche und ausgezeichneten Bridgespieler, nicht aber als Gesprächspartner.
    »Alle diese Bohrtürme stehen mit ihren Beinen auf dem Meeresgrund«, erklärte de Plessey gerade. »Alle sind von Franzosen errichtet worden und werden von ihnen betrieben.« Die anderen Franzosen unterhielten sich und debattierten. Typisch, viel mehr tun sie nicht, dachte Scragger, wenn sie nicht essen und trinken oder jedem Rock nachstellen. Trotzdem, sie sind wenigstens Individualisten, im Unterschied zu diesen Japsen. Die Japaner waren alle vier klein, schlank, sehr gepflegt und gleich angezogen: kurzärmeliges weißes Hemd, dunkle Krawatte, dunkle Hose, dunkle Schuhe. Sie trugen die gleichen Digitaluhren und dunkle Brillen. Sie unterschieden sich lediglich in ihrem Alter.
    »Das Wasser im Golf ist sehr seicht, Monsieur Kasigi«, dozierte de Plessey gerade. »Hier beträgt die Tiefe etwa 30 Meter. Das Öl befindet sich in 300 Metern Tiefe und ist leicht zu erreichen. Wir besitzen hier sechs Bohrlöcher, und alle sind in Betrieb, das heißt, sie sind durch Rohre verbunden und pumpen Öl in unsere Tanks auf der Insel Siri. Die Tanks haben einen Fassungsraum von insgesamt 3 Millionen Barrel, und zur Zeit sind alle voll.«
    »Und wie steht es auf Siri mit den Anlegeplätzen, Monsieur de Plessey?« fragte Kasigi, der grauhaarige Sprecher der Japaner, langsam und deutlich auf Englisch.
    »Im Augenblick laden wir in einiger Entfernung von der Küste. Für nächstes Jahr ist ein Kai geplant. Aber bis dahin können wir unsere mittelgroßen Tanker ohne Schwierigkeiten beladen. Wir garantieren eine rasche Abwicklung, schließlich sind wir Franzosen. Sie werden es morgen erleben. Ihre ›Rikomaru‹ hat ja keine Verspätung?«
    »Nein, sie trifft mittags ein. Wie groß ist die Förderleistung des Feldes?«
    »Unbegrenzt«, lachte der Franzose. »Zur Zeit fördern wir nur 75.000 Barrel pro Tag, aber, mon Dieu , unter dem Meeresgrund befindet sich ein ganzer Ölsee.«
    »Captain Exzellenz!« Am Fenster neben Scragger tauchte das strahlende Gesicht des jungen Abdullah Turik auf, der zum Feuerlöschtrupp der Bohrinsel gehörte. »Ich sehr gut, sehr gut. Du?«
    »Tipptopp, Junge. Wie läuft's?«
    »Ich freue mich zu sehen Captain Exzellenz.«
    Ein Jahr zuvor war Scraggers Stützpunkt in Lengeh über Funk alarmiert worden, weil es auf Siri 3 eine CASEVAC gab. Es war mitten in der Nacht und es regnete. Der iranische Manager nahm an, daß bei einem Feuerlöschmann der Blinddarm durchgebrochen war, und er fragte, ob im Morgengrauen eine Maschine kommen könne; im Iran waren Nachtflüge nur in Notfällen erlaubt. Scragger hatte Dienst gehabt und war sofort losgeflogen. Dergleichen gehörte zu den Prinzipien der Gesellschaft, zu ihrem Service. Er hatte den jungen Mann abgeholt, ihn direkt in das iranische Marinekrankenhaus in Bandar-e Abbas gebracht und die Verantwortlichen dort überredet, den Jungen aufzunehmen. Damit hatte er ihm das Leben gerettet.
    Seither war Abdullah jedesmal zur Stelle, um ihn zu begrüßen, und einmal im Monat traf eine frische Ziegenkeule auf dem Stützpunkt ein, obwohl Scragger wegen der Kosten dagegen protestierte. Er hatte auch das Dorf im Hinterland von Lengeh besucht, aus dem der Junge stammte. Es war das übliche: keine sanitären Einrichtungen, kein Wasser, Lehmböden, Lehmwände. Abdullahs Familie war wie alle anderen, weder besser noch schlechter. Viele Kinder, Fliegenschwärme, ein paar Ziegen und Hühner, kümmerliches Ackerland. »Bald werden wir eine eigene Schule haben, Exzellenz Pilot«, hatte Abdullahs Vater gesagt, »eine eigene Wasserleitung und sogar Elektrizität. Es geht uns schon viel besser dank unserem Öl. Dank sei Allah, weil er uns das Öl gegeben hat. Dank sei Allah, weil mein Sohn noch am Leben ist.«
    »Wie läuft's, Abdullah?« wiederholte Scragger, der den Jungen mochte.
    »Gut.« Abdullah trat näher und steckte den Kopf beinahe zum Fenster hinein. »Captain«, sagte

Weitere Kostenlose Bücher