Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
Vom Netzwerk:
sie konnte, weiterführen. Hakim würde ihr nie eine Wiederverheiratung gestatten. »Mach dir keine Sorgen«, wiederholte Azadeh.
    »Hier!« Ayscha zog einen voluminösen Briefumschlag unter ihrem Tschador hervor. »Das gehört dir.«
    »Was ist es denn?« Azadeh hatte nasse Hände und wollte es nicht berühren. Die junge Frau öffnete den Umschlag und zeigte ihr den Inhalt. Azadehs Augen weiteten sich: ihr Paß, ihr Personalausweis und andere Dokumente und auch einiges von Erikki, alles, was der Mudjaheddin ihnen bei der Straßensperre abgenommen hatte. Das war fürwahr ein Pischkesch. »Woher hast du das?«
    Obwohl sie sicher war, daß niemand sie belauschen konnte, senkte Ayscha ihre Stimme. »Dieser Mullah, der Mullah aus dem Dorf, gab die Dokumente Seiner Hoheit Abdullah Khan – vor zwei Wochen, als du in Teheran warst.«
    Ungläubig sah Azadeh sie an. »Und wo hatte der sie her?«
    Nervös zuckte das Mädchen mit ihren mageren Achseln. »Der Mullah wußte von der Straßensperre und was dort passiert war. Er kam her, um zu versuchen, sich deines … deines Mannes zu bemächtigen. Seine Hoheit meinte: Nein, erst wenn er es für angezeigt halte. Er schickte ihn weg und behielt die Papiere.«
    »Hast du noch andere Dokumente, Ayscha?«
    »Keine von dir oder deinem Mann«, flüsterte die junge Frau und begann abermals zu zittern. »Seine Hoheit hat euch so schrecklich gehaßt. Er wollte deinen Mann vernichten, dich dem Russen ausliefern, dein Bruder … dein Bruder sollte kastriert werden. Ich weiß vieles, was dir und ihm helfen könnte, und so vieles, was ich einfach nicht verstehe. Ahmed … hüte dich vor ihm, Azadeh!«
    »Ja.« Azadeh nickte. »Hat Vater den Mullah ins Dorf geschickt?«
    »Das weiß ich nicht. Ich glaube schon. Ich hörte, wie er den Russen ersuchte, Mahmud zu beseitigen, so hieß der falsche Mullah. Vielleicht hat Seine Hoheit ihn hingeschickt, um dich und diesen Saboteur zu foltern und dann auch selbst dort den Tod zu finden. Aber Allah ließ es nicht zu. Ich habe gehört, wie der Russe versprach, diesem Mahmud ein paar Leute nachzuschicken.«
    »Wo hast du das gehört?« fragte Azadeh beiläufig.
    Ayscha sah sich nervös um, zog den Tschador enger um sich und kniete sich neben dem Becken nieder. »Der ganze Palast ist mit Gucklöchern versehen, Azadeh. Seine Hoheit hat niemandem vertraut, hat allen nachspioniert, sogar mir. Ich finde, wir sollten Freundinnen sein, Verbündete, weil wir so wehrlos sind … du vielleicht mehr als wir alle. Wenn wir einander nicht helfen, sind wir verloren. Ich kann dir helfen und dich beschützen.«
    »Selbstverständlich sollten wir Freundinnen sein«, sagte Azadeh, die sich nicht bedroht fühlte, wohl aber gern Näheres über die Geheimnisse des Palastes erfahren hätte. »Du zeigst mir diese Gucklöcher und teilst dein Wissen mit mir?«
    »O ja.« Das Gesicht des Mädchens leuchtete auf. »Ich zeige dir alles, und die zwei Jahre werden schnell vergehen.«
    »Was für zwei Jahre?«
    »Die Zeit, wo dein Mann fort ist, Azadeh.«
    Tief beunruhigt reckte Azadeh sich empor. »Er geht fort?«
    Ayscha starrte sie an. »Selbstverständlich. Was soll er denn sonst tun?«
    Im Europäischen Salon. Haschemi reichte Robert Armstrong Mzytryks gekritzelte Botschaft, die Hakim ihm soeben gegeben hatte. Armstrong warf einen Blick darauf. »Tut mir leid, Haschemi. Ich kann nicht Türkisch.«
    »Ach, verzeih, das hatte ich vergessen.« Haschemi las ihm das Blatt auf englisch vor. Die zwei Iraner sahen, wie enttäuscht Armstrong war. »Nächstes Mal kriegen wir ihn, Robert. Inscha'Allah.«
    Sorg dich nicht, dachte Armstrong, es war ja auch nur eine Spekulation. Ich krieg ihn schon noch, diesen Mzytryk, und ich kriege dich, alter Freund Haschemi. Gemein von dir, Talbot ermorden zu lassen. Warum du das bloß getan hast? Weil er deine Geheimnisse kannte? Er hat dir nie etwas getan, ganz im Gegenteil, er hat dir viele Wege geebnet, viele deiner Fehler ausgebessert. Nein! Sobald meine Ausreise arrangiert ist, bekommst du deinen Lohn. Jetzt, wo Mzytryk weiß, daß ich ihm hinter die Schliche gekommen bin, brauche ich nicht mehr abzuwarten. Da wir jetzt wissen, wo er steckt, schicken wir vielleicht einmal ein Team des Sonderdezernats nach Tiflis. Irgend jemand kriegt den Bastard einmal, auch wenn es mir nicht gelungen ist …
    Hakim Kahns Frage rief ihn in die Gegenwart zurück. »Sagen Sie mal, Herr Oberst, Yazernow und der Friedhof in Jaleh, was bedeutet das?« Und Haschemi

Weitere Kostenlose Bücher