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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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lächelte den Gästen zu, die sie kannte, und widmete dann ihre ganze Aufmerksamkeit Farazan.
    »Ich begrüße Sie, Exzellenz«, sagte sie höflich und streckte ihm ihre Hand entgegen. Es war das erstemal, daß sie ihn so nahe vor sich sah. Er war kleiner als sie, und sie blickte auf die wenigen gefärbten Strähnen auf der welken Kopfhaut und auf die noch welkeren Hände hinab. Seine schwarzen Äuglein glitzerten, sein schlechter Mundgeruch beleidigte ihre Nase. »Friede sei mit Ihnen!«
    »Auch ich begrüße Sie, Scharazad! Aber bitte, bitte, nennen Sie mich nicht Exzellenz! Wie schön Sie sind!«
    »Vielen Dank«, erwiderte sie. Sie sah sich ihre Hand zurücknehmen, sah sich lächeln und neben ihm stehen und mit fliegenden Röcken laufen, um ihm eine Limonade zu holen. Sie sah sich über seine dümmlichen Scherze lachen und andere Gäste begrüßen und tun, als nehme sie ihre erstaunten Blicke nicht wahr. Keinen Augenblick lang übertrieb sie ihre schauspielerische Leistung, denn ihr ganzes Sinnen war auf die Studentendemonstration in der Universität gerichtet, die bereits begonnen hatte, und auf den Protestmarsch, der, obwohl von Khomeini verboten, dennoch stattfinden sollte.
    Zarah staunte über die Veränderung, die mit ihrer Schwägerin vorgegangen war, und dankte Allah dafür, daß sie sich mit ihrem Los abgefunden hatte und gehorchen würde. Was hätte sie denn auch tun sollen? Und mir bleibt auch nichts anderes übrig, als hinzunehmen, daß Meschang eine 14 Jahre alte Hure hat, die bereits überall herumerzählt, daß sie bald seine zweite Frau sein wird. »Zarah!«
    »Ja, Meschang, Liebster?«
    »Es ist ein gelungener Abend, wirklich gelungen.« Meschang wischte sich das Gesicht ab und nippte an seiner Limonade. »Ich bin so froh, daß Scharazad wieder zur Vernunft gekommen ist; er paßt ja auch ausgezeichnet zu ihr.«
    »Ganz ausgezeichnet«, stimmte Zarah ihm zu. Wir sollten dafür dankbar sein, daß er allein gekommen ist und keinen seiner Lustknaben mitgebracht hat, aber es ist wahr: Er stinkt tatsächlich nach dem Unflat, mit dem er sein Geld verdient. »Du hast alles wunderbar arrangiert, liebster Meschang.«
    »Ja, ja, wirklich. Es läuft alles so, wie ich es geplant habe.«
    In der Nähe von Jaleh. Um den kleinen, nicht mehr benutzten Behelfsflugplatz eines verarmten Aero-Clubs zu erreichen, hatte Lochart Kurs auf den Stadtrand genommen – im Tiefflug, um nicht vom Radar erfaßt zu werden. Die Tür des Hangars war rostig. Mit einiger Mühe gelang es ihm, sie zu öffnen und die 206 hineinzubringen. Dann schob er die Tür wieder zu und machte sich auf den langen Weg.
    Je mehr er sich der Innenstadt näherte, desto bevölkerter waren die Straßen. Die Menschen gingen nach Hause oder verließen die Moscheen. Keine Farben waren zu sehen, und kein Lachen konnte man hören, alles brütete dumpf vor sich hin. Nur wenige Kraftwagen waren unterwegs, ausgenommen mit hezbollahis vollgestopfte Militärfahrzeuge. Keine Soldaten und keine Polizei in Uniform. Junge hezbollahis regelten den Verkehr. Nach dem heiligen Tag kehrte die Stadt in die Normalität zurück. Frauen in westlicher Kleidung ließen sich nicht sehen.
    Manchmal wurde ihm eine Verwünschung nachgerufen. Einige wenige grüßten, seine Fliegeruniform verschaffte ihm Respekt. Nahe einem Markt fand er einen guten Platz, um auf ein Taxi zu warten. Er kaufte sich eine Limonade, dazu ein Stück warmes frisches Brot. Der Nachtwind frischte ein wenig auf, aber das flache Kohlenbecken, vor dem er stand, war warm und einladend. »Guten Abend. Ihre Papiere bitte.«
    Die zwei hezbollahis waren jung und höflich. Lochart wies ihnen seinen Ausweis vor. »Wohin gehen Sie, wenn wir fragen dürfen?«
    Ganz bewußt in fürchterlichem Persisch antwortete er: »Freunde besuchen bei Basar. Auto kaputt. Inscha'Allah.«
    Er hörte, wie sie miteinander berieten. Piloten seien in Ordnung, sagten sie, aber der da sei aus Kanada. Ist das nicht ein Teil des großen Satanstaats? Nein, ich glaube nicht. »Friede sei mit Ihnen«, verabschiedeten sie sich und zogen ab.
    Er stellte sich an die Ecke und beobachtete den Verkehr. Bald entdeckten seine scharfen Augen ein Taxi, in dem nur zwei Männer im Fond und einer auf dem Vordersitz saßen. Es stand an einer Kreuzung, die von einem Lkw blockiert wurde. Der Wagen kam mit einem Wendemanöver nicht zurecht. Ohne zu zögern, schlängelte sich Lochart zwischen den Wagen hindurch, stieß einen anderen Mann zur Seite, riß die

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