Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
Vom Netzwerk:
fertig?«
    »Ja, mit der Hilfe Allahs.«
    »Und unserer eigenen Hilfe«, ließ Mzytryk beiläufig fallen. Er wischte sich die Hände ab, müde, aber zufrieden, wie dieser Tag und der Abend verlaufen waren. Jetzt noch eine kurze Fahrt in die Vorstadt, wo sein Hubschrauber wartete. Eine Stunde – nein weniger – bis zur Datscha und seiner Wertinskaja. In ein paar Wochen wird der junge Schnösel Hakim aufkreuzen – mit oder ohne mein Pischkesch Azadeh. Kommt er ohne sie, wird es teuer für ihn. »Legt Feuer!« befahl er. »Und dann fahren wir los.«
    »Hier, Genosse General!« Vergnügt warf Ischmael ihm eine Schachtel mit Streichhölzern zu. »Es ist Ihr Privileg, das zu beenden, was Sie begonnen haben.«
    Mzytryk fing die Streichhölzer auf. »Auch gut«, sagte er. Erst das dritte zündete. Er ging zur Treppe zurück und warf es vorsichtig in die Mitte des Raumes. Flammen schlugen zur Decke und an die hölzernen Sparren. Dann traf Ischmaels Fuß auf seinen Rücken auf und schleuderte ihn mit dem Kopf voran ins Feuer. Von Panik befallen, schrie Mzytryk auf, wirbelte herum und rutschte auf Händen und Knien zur Treppe zurück, hielt einen Augenblick inne, um sich auf die Pelzaufschläge zu klopfen, hustete und würgte im schwarzen Rauch und im Gestank von brennendem Fleisch. Irgendwie gelang es ihm, sich hochzurappeln. Die erste Kugel zerschmetterte seine Kniescheibe. Brüllend wankte er rückwärts ins Feuer zurück. Die zweite brach das andere Bein und schleuderte ihn zu Boden. Hilflos schlug er auf die Flammen ein, das sich verstärkende Tosen des Infernos erstickte seine Schreie. Er wurde zur Fackel.
    Ischmael und der andere Mann sprangen die Treppe zum ersten Absatz hinauf. Fast wären sie mit den anderen zusammengestoßen, die heruntergeeilt waren, um zu sehen, was es mit dieser Schießerei auf sich hatte. Mit offenem Mund starrten sie auf Mzytryks zuckenden Körper; die Flammen verzehrten jetzt seine Stiefel. »Warum hast du denn das gemacht?« fragte einer von ihnen entsetzt.
    »Im Haus da oben ist mein Bruder krepiert so wie dein Vetter.«
    »Wie es Allah gefällt, aber … der Genosse General? Gott schütze uns, aber hat er uns nicht mit Geld und Waffen und Munition versorgt, warum ihn töten?«
    »Warum nicht? War der Hundesohn vielleicht kein arroganter unmanierlicher Teufelsanbeter? Wie ihn gibt es Hunderte, Tausende. Sie brauchen uns, nicht wir sie. Er hat den Tod verdient. Ist er nicht allein gekommen? Hat er mich nicht in Versuchung geführt? Personen von Bedeutung sollten Leibwächter haben.«
    Flammenzungen streckten sich nach ihnen aus. Die jungen Männer zogen sich eilig zurück. Auf der Straße drängten sie sich in den Lkw, der jetzt kein Krankenwagen mehr war.
    Im Vorhof des Palasts. Erikki lehnte gegen die 212, als er die Lichter in den Gemächern des Khans im zweiten Stock erlöschen sah. Noch ein vergewissernder Blick auf die zwei betäubten Polizeibeamten in der Kabine. Vorsichtig schob er die Kabinentür zu, steckte seinen Dolch in den Gürtel und hob das MG auf. Mit der Behendigkeit eines Nachttiers bewegte er sich lautlos auf den Palast zu. Dem Torwächter des Khans fiel er nicht auf – warum sollte er sich die Mühe machen, auf ihn aufzupassen? Der Khan hatte ihm den Auftrag gegeben, den Piloten zufrieden zu lassen; er würde bald müde werden, mit seiner Maschine zu spielen. »Wenn er sich einen Wagen nimmt, laß ihn. Wenn die Polizei Schwierigkeiten mit ihm bekommt, ist das ihr Problem.«
    »Ja, Hoheit!« Sie waren froh, daß sie für den Mann mit dem Dolch keine Verantwortung trugen.
    Erikki schlüpfte durch die Eingangstür, glitt den matt erleuchteten Gang hinunter und die Treppe hinauf, die zum Nordflügel führte, weit von den Gemächern des Khans entfernt. Lautlos die Stufen hinauf und einen anderen Gang entlang. Er sah ein Lichtband unter der Tür ihrer Suite. Ohne zu zögern, betrat er das Vorzimmer und schloß die Tür hinter sich. Er wandte sich der Schlafzimmertür zu, die er weit öffnete. Überrascht wirbelte Mina, Azadehs Zofe, herum. Sie kniete neben dem Bett, wo sie Azadeh, die fest schlief, massiert hatte.
    »O Verzeihung«, stammelte sie erschrocken. »Ich habe Sie nicht gehört, Exzellenz. Die Gnädigste hat mich ersucht, so lange wie möglich weiterzumachen – mit der Massage – und dann hier zu schlafen.«
    Erikkis Gesicht war eine starre Maske. Die Ölflecke auf seinen Wangen und der Verband auf seinem Ohr ließen ihn noch gefährlicher erscheinen.

Weitere Kostenlose Bücher