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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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212 beinahe mit einem kleinen Holzhaus kollidiert wäre – ihre Kufen rissen einen Teil des Daches weg – und sich dann in schwankendem Steigflug nach oben kämpfte. Vor der Mauer stand das Polizeiauto; Hakim beobachtete, wie der Sergeant zielte, und hoffte inbrünstig, daß die Schüsse danebengingen.
    Erikki schwenkte nun hinter den Nordflügel und nahm Kurs auf die andere Umgrenzungsmauer nahe der Hütte, in der Ross und Gueng versteckt gewesen waren. Seine Höhe betrug noch immer nur knapp über zwei Meter. Eine verirrte Kugel durchschlug seine Tür und beschädigte das Instrumentenbrett. Als der Hubschrauber außer Sicht war, humpelte Hakim quer durch das riesige Schlafzimmer, am lustig prasselnden Kaminfeuer vorbei in den Gang hinaus. »Kannst du sie erkennen?« fragte er den Leibwächter.
    »Ja, Hoheit«, antwortete Margol und deutete aufgeregt. »Da ist sie!«
    Die 212 war nur ein schwarzer Fleck, der sich schwach gegen ein noch tieferes Dunkel abhob. Dann flammten die Scheinwerfer an der Umgrenzungsmauer auf, und er sah gerade noch, wie sie mit nur wenig Zentimetern Abstand über die Mauerkrone torkelte. Wenige Sekunden später tauchte sie wieder auf, gewann an Tempo und Höhe. In diesem Augenblick kam Ayscha den Gang hinuntergelaufen. »Hoheit, Hoheit …«, rief sie hysterisch. »Azadeh ist fort, sie ist fort … dieser Teufel hat sie entführt und Mina bewußtlos geschlagen …«
    »Was?« Es fiel Hakim schwer, gegen die Wirkung des Schlafpulvers anzukämpfen; noch nie waren seine Lider so schwer gewesen. »Was redest du da?«
    »Azadeh ist fort, deine Schwester ist fort. Er hat sie in einen Teppich gewickelt und entführt, er hat sie mitgenommen …« Als sie Hakims eingefallenes, bleiches Gesicht sah, unterbrach sie sich erschrocken, setzte aber dann noch einmal hinzu: »Er hat sie gekidnappt!«
    »Aber das ist doch nicht … nicht möglich!«
    »O doch, er hat sie entführt, und Mina ist bewußtlos.«
    Sekundenlang starrte Hakim sie verständnislos an, dann brach es aus ihm heraus: »Schlag Alarm, Ayscha! Wenn sie entführt wurde, bei Allah, Ayscha. Schlag Alarm! Ich habe Schlaftabletten genommen, Ayscha, und die wirken … Morgen werde ich mir diesen Teufel vornehmen, bei Allah! Nur jetzt kann ich nicht, aber schick jemanden zum Tor, der den hezbollahis … Gib Alarm, ich setze eine Riesenbelohnung auf seine Ergreifung aus! Hilf mir in mein Zimmer zurück, Margol!«
    Verängstigte Diener und Wächter sammelten sich am Ende des Ganges. Weinend lief Ayscha zu ihnen, berichtete ihnen, was vorgefallen war, und was der Khan angeordnet hatte.
    Erschöpft ließ sich Hakim auf sein Bett sinken. »Sag den Wächtern, Margol … sag ihnen, sie sollen diese Dummköpfe am Tor verhaften. Wie konnten sie das nur zulassen?«
    »Sie können nicht sehr wachsam gewesen sein, Hoheit.« Margol zweifelte nicht daran, daß man ihnen die Schuld geben würde – jemand mußte ja verantwortlich gemacht werden –, obwohl er selbst dabei gewesen war, als der Khan ihnen aufgetragen hatte, den Piloten nicht zu belästigen, ihn in Frieden zu lassen. Er gab den Befehl weiter und kehrte ins Zimmer zurück. »Geht es Ihnen wieder einigermaßen, Hoheit?«
    »Ja … danke … Bleib hier, behalt das Feuer im Auge und weck mich bei Tagesanbruch.«
    Dankbar überließ sich Hakim dem lockenden Schlaf. Sein Rücken schmerzte ihn nicht mehr; seine Gedanken kreisten um Azadeh und Erikki. Als sie schlafen gegangen und er mit Erikki allein geblieben war, hatte er aus seinem Kummer keinen Hehl gemacht. »Es gibt keinen Ausweg, Erikki. Wir sitzen in der Falle – du, Azadeh und ich. Ich kann immer noch nicht glauben, daß sie sich tatsächlich vom Islam lossagen würde, aber ich bin auch überzeugt, daß sie weder dir noch mir gehorchen wird. Ich will ihr nicht wehtun, aber ich habe keine andere Wahl: Ihre unsterbliche Seele ist wichtiger als ihr irdisches Leben.«
    »Ich könnte ihre Seele retten, Hakim. Mit deiner Hilfe.«
    »Wie denn?«
    »Indem wir ihr jeden Grund nehmen, Schaden an ihrer Seele zu nehmen.«
    »Das mußt du mir erklären.«
    »Nehmen wir einmal an, dieser Wahnsinnige von einem Piloten wäre kein Moslem, sondern ein ungläubiger Barbar und so verliebt in seine Frau, daß er noch verrückter wird. Statt allein zu fliehen, betäubt er sie, entführt sie, fliegt sie gegen ihren Willen aus dem Land und weigert sich, ihr die Rückkehr zu gestatten. In den meisten Ländern kann ein Ehemann drastische Maßnahmen

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