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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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habe gehört, es wären nur wilde Gerüchte, ausgestreut von Feinden, die dem Iran noch größeren Schaden zufügen wollen. Aber selbst wenn es wahr wäre, können Sie denn 9 gebrauchte Hubschrauber gleichsetzen mit bereits investierten 1,3 Milliarden Dollar und einer weiteren Milliarde, die meine Regierung unter Umständen noch aufwenden würde?«
    »Ja, das kann ich! Piraterie ist Piraterie, Gesetz ist Gesetz, der Scheich hat der Inspektion zugestimmt, und die Wahrheit ist die Wahrheit. Inscha'Allah!«
    »Ich pflichte Ihnen bei, Exzellenz, aber Sie wissen ja, Wahrheit ist etwas Relatives, und eine Verlängerung der Frist bis morgen nach Sonnenuntergang läge im Interesse des Imams und Ihres iranischen Staates.«
    »Allahs Wahrheit ist nicht relativ.«
    »Das ist natürlich richtig«, stimmte Kasigi zu, nach außen ruhig, im Inneren mit den Zähnen knirschend. Wie kann man mit diesen Wahnsinnigen reden, für die ihr Glaube eine Patentmedizin ist, und die ›Allah‹ immer da einsetzen, wo sie eine logische Beweisführung abzublocken wünschen? Sie sind alle verrückt und gehen mit Scheuklappen durch die Welt. »Aber es werden weder seine Flugzeuge noch seine Piloten sein – ich brauche nur seine Verbindungen.« Verdrießlich hatte er gewartet, geschmeichelt und zugehört und schließlich eine vorletzte Karte ausgespielt: »Ich bin sicher, der Scheich und der Außenminister würden es als eine enorme Gefälligkeit ansehen, wenn Sie die Inspektion auf morgen verschieben und ihnen so Gelegenheit geben würden, an dem großen Empfang bei meinem Botschafter heute abend um 8 Uhr teilzunehmen.«
    »Empfang?«
    »Ja, zwar ganz unerwartet angesagt, aber doch sehr wichtig. Ich weiß zufällig, daß Sie als namhaftester Gast eingeladen sind.« Kasigi senkte seine Stimme. »Ich bitte Sie, nicht zu erwähnen, woher Sie das wissen, aber ganz unter uns, ich kann Ihnen verraten, daß meine Regierung langfristige Ölverträge abzuschließen wünscht, wenn der Iran uns auch weiterhin beliefern kann. Es wäre eine ausgezeichnete Gelegenheit …«
    »Langfristige Verträge? Ich gebe zu, daß die vom Schah ausgehandelten Verträge einseitig sind, nichts taugen und gekündigt werden müssen. Aber wir schätzen Japan als Kunden. Die Japaner haben nie versucht, uns auszunützen. Ich werde gewiß gern zum Empfang kommen, Mr. Kasigi – nach der Inspektion.«
    Kasigi hatte seine letzte Karte mit der nötigen Eleganz ausgespielt: »Ich habe das Gefühl, daß man Sie sehr bald persönlich in mein Land einladen wird, um dort mit den bedeutendsten, den allerbedeutendsten Führern zusammenzutreffen. Es ist Ihnen natürlich klar, wie lebenswichtig Ihr islamischer Staat für Japan ist. Überdies sollen Sie dort Anlagen besuchen, die für den Iran wertvoll sein würden.«
    »Wir … Sicher brauchen wir verständnisvolle Freunde«, sagte Abadani. Kasigi hatte ihn aufmerksam beobachtet, aber keine Reaktion feststellen können – immer noch die gleichen erbarmungslosen Augen, die gleiche Unduldsamkeit. »In diesen unruhigen Zeiten ist es angebracht, seine Freundschaften zu pflegen, nicht wahr? Man weiß ja nie, wann man von einem Schicksalsschlag heimgesucht wird – habe ich nicht recht?«
    »Das liegt allein in der Hand Allahs.« Eine lange Pause. »Wie es Allah gefällt. Ich werde darüber nachdenken.«
    Große Angst würgte Kasigi jetzt in der Einsamkeit seines Hotelzimmers. Wichtig ist nur, daß man seine eigenen Interessen im Auge behält. Doch: Man ist nie gegen Schicksalsschläge gefeit. Wenn es Götter gibt, so nur, um den Menschen zu quälen.
    Auf der Van-Khoy-Straße, bereits auf türkischem Gebiet: 16 Uhr 23. Kaum einen Kilometer hinter der Grenze waren sie am Morgen außerhalb eines Dorfes gelandet. Erikki hätte es vorgezogen, weiter landeinwärts zu fliegen, aber seine Tanks waren leer. Wieder war er abgefangen und aus dem Hinterhalt angegriffen worden, diesmal von zwei Jägern und zwei Huey-Kampfhubschraubern, und hatte sie über eine Viertelstunde lang abwehren müssen, bevor es ihm gelungen war, die Grenze zu passieren. Die zwei Hueys waren ihm nicht gefolgt, kreisten aber auf iranischer Seite weiter. »Vergiß sie, Azadeh!« hatte er gesagt. »Jetzt sind wir in Sicherheit.«
    Aber das waren sie nicht. Die Dorfbewohner hatten sie umringt, die Polizei war gekommen. Vier Mann, ein Sergeant und drei andere, alle in zerknitterten und schlechtsitzenden Uniformen, Revolver in den Halftern. Der Sergeant trug eine dunkle Brille. Sie

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