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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Bruder.«
    »Ich pflichte Ihrem Bruder bei, ich komme nämlich selbst aus einer kurdischen Familie.« Er stand auf. »Ein Polizist wird die ganze Nacht vor Ihrer Tür Wache halten, zu Ihrem Schutz«, sagte er mit jenem angedeuteten Lächeln, das sie so beunruhigte. »Bitte, bleiben Sie in Ihrem Zimmer, bis ich Sie hole oder nach Ihnen schicke. Schlafen Sie gut!«
    Weil es in dem Zimmer, das man ihr angewiesen hatte, weder ein Türschloß noch einen Riegel gab, hatte sie einen Stuhl unter den Türknopf geklemmt. Der Raum war kalt, das Wasser im Krug eisig. Sie wusch sich, trocknete sich ab, sprach ein Gebet und setzte sich auf das Bett.
    Sehr vorsichtig zog sie die 15 Zentimeter lange stählerne Hutnadel heraus, die in der Nahtkante ihrer Umhängetasche verborgen war. Die Spitze der Nadel war scharf, der Kopf klein, aber groß genug, um sie zu halten und mit ihr zustechen zu können. Sie schob sie in die Unterseite des Kissens, wie der blauäugige Johnny es ihr damals im Berner Oberland gezeigt hatte. »So ist sie für dich ungefährlich«, hatte er sie lächelnd instruiert. »Ein Feind wird sie gar nicht bemerken, und du hast sie schnell zur Hand. Nur ein paar Zentimeter tief an der richtigen Stelle, das ist mehr als genug, absolut tödlich …« Seitdem hatte sie die Nadel immer bei sich, sie aber nie gebraucht.
    Sie blies die Kerze aus. In Pullover und Schihose rollte sie sich unter der Decke zusammen. Durch die zwei Fenster fiel Mondlicht. Bald war ihr warm. Die angenehme Temperatur sowie Erschöpfung und Jugend hatten sie in traumlosen Schlaf sinken lassen.
    In der Nacht war sie plötzlich aufgewacht. Der Türknopf drehte sich langsam. Ihre Hand flog zur Hutnadel, aber sie blieb ruhig liegen und beobachtete die Tür. Der Knopf ging bis zum Anschlag, doch die Tür, vom Stuhl, der unter dem Druck knarrte, festgeklemmt, hielt stand. Einen Augenblick später drehte sich der Knopf wieder zurück. Stille. Keine Schritte. Kein Atemgeräusch. Sie lächelte stillvergnügt. Johnny hatte ihr auch gezeigt, wie das mit dem Stuhl funktionierte. Oh, mein Liebster, ich hoffe, du findest das Glück, das du suchst, hatte sie gedacht und war wieder eingeschlafen.
    Nun wurde sie hellwach. Sie fühlte sich ausgeruht und wußte, daß sie stärker war als gestern und besser auf den Kampf vorbereitet, der bald beginnen würde. Sie fragte sich, was sie wohl geweckt hatte. Verkehrslärm? Straßenverkäufer? Das war es nicht gewesen. Da klopfte es wieder an der Tür. »Wer ist da?«
    »Major Ikail.«
    »Augenblick.« Sie zog ihre Stiefel an, strich das Haar und den Pullover zurecht und entfernte geschickt den Stuhl. »Guten Morgen, Major Effendi.« Er warf einen belustigten Blick auf den Stuhl. »Es war klug von Ihnen, die Tür zu blockieren. Aber tun Sie es nicht wieder – ohne Erlaubnis.« Er musterte sie. »Sie sehen erholt aus. Das ist schön. Ich habe Kaffee und frisches Brot für Sie bestellt. Möchten Sie sonst noch etwas?«
    »Nur, daß man uns gehen läßt, meinen Mann und mich.«
    »Ach ja?« Er kam ins Zimmer, schloß die Tür und setzte sich auf den Stuhl. »Mit Ihrer Unterstützung ließe sich das vielleicht bewerkstelligen.«
    Als er ins Zimmer getreten war, hatte sie sich ganz unauffällig zurückgezogen. Nun saß sie am Bettrand, eine Hand ganz nahe am Kissen. »Was für eine Unterstützung, Major Effendi?«
    »Es könnte sich empfehlen, von einer Gegenüberstellung abzusehen«, antwortete er geheimnisvoll. »Wenn sie kooperativ sind … und heute abend freiwillig nach Täbris zurückkehren, bleibt Ihr Mann über Nacht in Haft und wird morgen nach Istanbul überstellt.«
    »Wohin in Istanbul?«
    »Ins Gefängnis, wo er gut aufgehoben ist und wo sein Botschafter mit ihm sprechen und, so Allah will, seine Freilassung erwirken kann.«
    »Warum sollte er ins Gefängnis? Er hat doch nichts ver…«
    »Auf seinen Kopf ist eine Prämie ausgesetzt. Tot oder lebendig.« Der Major lächelte dünn. »Er braucht Schutz. Hier im Dorf und in der Nähe gibt es Dutzende Ihrer Landsleute, die alle dem Hungertod nahe sind. Brauchen Sie nicht auch Schutz? Wären Sie nicht ein ideales Entführungsopfer, das der Khan sofort und großzügig loskaufen würde?«
    »Ich gehe gern zurück, wenn ich damit meinem Mann helfen kann«, antwortete sie sofort. »Aber welche Garantie habe ich, daß meinem Mann nichts zustößt und er nach Istanbul überführt wird, Major Effendi?«
    »Keine.« Er erhob sich und blieb vor ihr stehen. »Wenn Sie sich

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