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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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allen aus der Seele gesprochen. »Wir können nur abwarten.«
    Er war ein ausgezeichneter Gastgeber. Scragger mußte zwar zunächst seinen Abscheu vor den sushi, die es als Vorspeise gab, verbergen, aber das gegrillte Huhn in süß-saurer Sauce, der Reis, die Garnelen und das Gemüse in Butter schmeckten ihm. »Noch ein Bier, Captain Scragger?« fragte Kasigi.
    »Nein, danke. Eines reicht. Obwohl ich zugeben muß, daß es nahe an das Forster Bier herankommt.«
    De Plessey lächelte. »Sie wissen nicht, was für ein Kompliment Sie gerade erhalten haben, Mr. Kasigi. Wenn ein Australier sagt ›nahe an das Forster Bier herankommt‹, will das etwas heißen.«
    »Freilich, das weiß ich, Mr. de Plessey. In Australien trinke ich nur Forster.«
    »Sind Sie oft unten?« fragte Scragger.
    »O ja. Australien ist unser Hauptlieferant für alle möglichen Rohstoffe. Wir importieren sogar große Mengen Reis von dort, obwohl wir ihn hauptsächlich zur Erzeugung unseres Nationalgetränks Sake verwenden. Haben Sie schon Sake getrunken, Captain?«
    »Ja, einmal. Aber warmer Wein? Sake ist nicht ganz mein Geschmack.«
    »Da bin ich ganz Ihrer Meinung«, bemerkte de Plessey und fügte dann rasch hinzu: »Obwohl, im Winter, Grog etwa … Was wollten Sie über Australien sagen, Mr. Kasigi?«
    »Mir gefällt das Land sehr gut. Mein ältester Sohn studiert in Sydney, und wir besuchen ihn von Zeit zu Zeit. Es ist ein wunderbares Land – so weit, so reich und so leer.«
    Ja, dachte Scragger grimmig, so leer, als würde es darauf warten, von Ihren Millionen Arbeitsameisen besetzt zu werden. Zum Glück liegen etliche tausend Meilen zwischen unseren Ländern.
    Scraggers Gedanken kehrten in die Gegenwart zurück, und er wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Schiff zu.
    Die Nacht war herrlich. Hoch oben erblickte er die Navigationslichter eines westwärts fliegenden Flugzeugs, und unter ihm hatten die Männer auf dem Ölboot das Abschraubemanöver beinahe abgeschlossen. Sobald der Schlauch an Bord gewinscht war, konnte die ›Rikomaru‹ in See stechen. Bei Tagesanbruch würden sie die Straße von Hormus erreichen, und dann konnte er mit de Plessey nach Lengeh zurückfliegen.
    Da erblickten seine scharfen Augen ein paar Männer, die von der spärlich beleuchteten Anschlußstelle am Ufer wegliefen. Eine kleine Explosion folgte, und dann schossen Flammen in die Höhe. Die Leute an Bord schauten entsetzt zu. Die Flammen breiteten sich aus, und vom Ufer waren französische und iranische Rufe zu hören. Aus den Baracken und von den Tanks kamen Männer herbeigelaufen. Ein Maschinengewehr feuerte kurz. Der Kapitän gab über das Lautsprechersystem der ›Rikomaru‹ auf Japanisch Alarm.
    Die Männer auf dem Landungsboot verdoppelten ihre Anstrengungen, weil sie befürchteten, daß das Feuer durch die Verbindung zum Festland auf ihr Boot übergreifen und es in die Luft jagen könnte. In dem Augenblick, da sich der Stutzen vom Ventil löste, sprangen die iranischen Ölarbeiter in ihr kleines Motorboot und brachten sich in Sicherheit. Der französische Techniker und die japanischen Matrosen liefen die Gangway zur ›Rikomaru‹ hinauf. Auf dem Deck des Tankers erwachte die Winde rasselnd zum Leben und zog den Schlauch an Bord.
    Unter Deck war die Mannschaft zu den Notfallstationen gerannt – Maschinenraum, Brücke, Niedergänge. Jene drei Iraner, die zur Überwachung des Ölflusses an Bord hatten kommen dürfen, waren plötzlich allein und stürzten an Deck.
    Einer von ihnen, Saiid, tat, als würde er stolpern, und ließ sich in der Nähe des Haupteinlaßventils zum Tank zu Boden fallen. Als er sicher war, daß ihn niemand beobachtete, öffnete er hastig die Hosen und holte einen kleinen Sprengsatz heraus, der bei der Leibesvisitation übersehen worden war. Er hatte ihn zwischen seinen Beinen an der Innenseite des Oberschenkels befestigt. Geschwind machte er den chemischen Zeitzünder scharf, der in etwa einer Stunde explodieren würde, versteckte den Sprengsatz hinter dem Hauptventil und lief zur Gangway. Hier stellte er erschrocken fest, daß die Kollegen auf dem Landungsboot nicht auf ihn gewartet hatten, und daß ihr Motorboot bereits fast das Ufer erreicht hatte. Die anderen beiden Iraner schimpften aufgeregt und wütend, weil man auch sie an Bord zurückgelassen hatte. Sie waren keine Mudjaheddin.
    Am Ufer brannte das Öl lichterloh, aber die Ölzufuhr war abgeschaltet, und das Leck abgedichtet worden. Ein Franzose und zwei Iraner hatten

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