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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Lazarett hinuntergegangen, um nach den Verwundeten zu sehen, und … mir wurde ganz schlecht.«
    Scragger trank dankbar. Die kühle, leicht bitter schmeckende, perlende Flüssigkeit belebte ihn. »Das war wirklich gut. Danke, Kamerad.« Und weil er das Wort einmal ausgesprochen hatte, fiel es ihm beim zweitenmal leichter. »Danke, Kamerad.«
    In diesem Augenblick kam ein Matrose gelaufen und überreichte Kasigi ein Telex. Kasigi zog die Luft scharf ein und wurde noch blasser.
    »Schlechte Nachrichten?«
    Kasigi zögerte. »Nein, nur Probleme.«
    »Kann ich etwas tun?«
    Kasigi antwortete nicht. Scragger wartete. Dann sagte Kasigi: »Ich glaube nicht. Es handelt sich um unsere petrochemische Anlage in Bandar-e Delam.«
    »Ja, dort bauen die Japaner.« Wie jeder am Golf kannte auch Scragger das ungeheure 3,5-Milliarden-Dollar-Projekt, das nach seiner Fertigstellung die größte petrochemische Anlage im Vorderen Orient sein sollte. Das Kernstück war eine 300.000-Tonnen-Raffinerie. Der Bau war 1971 begonnen worden und zu 85 Prozent fertiggestellt. »Das ist eine Riesenanlage.«
    »Ja, aber sie wird von der japanischen Industrie, nicht von der Regierung errichtet. Der Iran-Toda-Komplex wird mit privaten Mitteln finanziert.«
    »Aha.« Scragger hatte begriffen. »Toda Shipping Industries, Iran-Toda! Die gleiche Gesellschaft?«
    »Ja. Aber wir sind nur eine Tochter der japanischen Holding, welche die finanziellen Mittel und das Know-how für den Schah – für den Iran zur Verfügung gestellt hat.« Kasigi warf wieder einen Blick auf die Nachricht und stellte befriedigt fest, daß seine Finger nicht zitterten. Sie stammte von Hiro Toda, dem Boß der Gesellschaft, und war verschlüsselt.
    Sie lautete: »Dringend! Infolge der anhaltenden iranischen Kompromißlosigkeit mußte ich in Bandar-e Delam einen Baustop anordnen. Derzeit übersteigen die Kosten 500 Millionen Dollar, und sie würden vermutlich auf eine Milliarde anwachsen, bis wir mit der Produktion beginnen können. Im Augenblick bezahlen wir täglich 495.000 Dollar Zinsen. Aufgrund des gemeinen inoffiziellen Drucks seitens ›Gebrochenes Schwert‹ wurde unser Eventualplan 4 abgelehnt. Fliegen Sie sofort nach Bandar-e Delam und berichten Sie mir persönlich. Chefingenieur Watanabe erwartet Sie. Bitte bestätigen Sie.« Unmöglich dahinzukommen, dachte Kasigi niedergeschlagen. Und wenn Plan 4 abgelehnt wird, sind wir ruiniert. Nach Eventualplan Nr. 4 sollte Hiro Toda, um das Defizit auszugleichen, bei der japanischen Regierung Kredite zu einem niedrigen Zinssatz beantragen. Gleichzeitig wollte man den iranischen Ministerpräsidenten diskret dazu bringen, den Iran-Toda-Komplex in Bandar-e Delam zum Nationalen Projekt zu erklären. Damit würde die Regierung formell anerkennen, daß es sich um ein lebenswichtiges Projekt handelte, und es so lange vorantreiben, bis es fertiggestellt war. ›Gebrochenes Schwert‹ war ihre Code-Bezeichnung für Hiro Todas persönlichen Feind und Hauptkonkurrenten Hidiyoshi Ishida, der an der Spitze der ungeheuer mächtigen Mitsuwari-Gruppe stand.
    Mögen die Götter den neidischen, verlogenen Sohn eines Ungeziefers strafen, dachte Kasigi, während er erklärte: »Meine Gesellschaft ist nur eine von vielen innerhalb der Holding.«
    »Ich bin einmal über die Anlage geflogen. Haben Sie Schwierigkeiten dort?«
    »Kurzfristig, ja …« Kasigi unterbrach sich und sah Scragger an. Im Geist entwarf er einen Plan. »Kurzfristige Probleme – wichtig, aber nur kurzfristig. Wie Sie wissen, hatten wir von Anfang an jede Menge Schwierigkeiten. Wir waren an keiner schuld.« Er zwang sich äußerlich zur Ruhe. »Wie jeder, der mit den Leuten hier zu tun hat, haben wir in den letzten Jahren festgestellt, daß sie immer schwieriger zu behandeln sind.« Er deutete auf die Nachricht. »Mein Boß fordert mich auf, nach Bandar-e Delam zu fliegen.«
    Scragger pfiff durch die Zähne. »Das wird schwierig sein.«
    »Ja.«
    »Ist es wichtig?«
    »Ja. Sehr.« Kasigi ließ die Antwort in der Luft hängen, weil er sicher war, daß Scragger eine Lösung einfallen würde. Am Ufer brannte die ölgetränkte Erde immer noch lichterloh. Das Feuerwehrauto legte jetzt einen Schaumteppich. In der Nähe unterhielt sich de Plessey mit Legrande.
    »Hören Sie«, meinte Scragger, »Sie sind ein wichtiger Kunde von de Plessey – er könnte Ihnen doch eine Charter besorgen. Wir haben eine freie 206. Vielleicht können wir von der Flugsicherung die Erlaubnis erhalten, Sie

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