Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
Vom Netzwerk:
modernen fünfstöckigen Gebäude in der besten Wohngegend – ein Hochzeitsgeschenk seines Schwiegervaters. Scharazad erwartete ihn bereits. Sie legte ihm die Arme um den Hals, küßte ihn leidenschaftlich und bat ihn, sich vor den Kamin zu setzen und die Schuhe auszuziehen. Dann holte sie Wein, der exakt so gekühlt war, wie er es gern hatte, und brachte ihm ein paar Appetithäppchen. Das Essen werde bald auf dem Tisch stehen, versprach sie ihm, lief in die Küche und erklärte der Köchin, daß sie sich beeilen müsse, weil der Herr zu Hause und hungrig sei. Vor dem Kamin setzte sie sich ihm zu Füßen, schlang die Arme um seine Knie und sah bewundernd zu ihm auf. »Ich bin so glücklich, daß du da bist, Tommy, du hast mir so sehr gefehlt. Ich habe gestern und heute sehr viel Interessantes erlebt.« Sie trug eine leichte, seidene Pluderhose und eine lange, lose Bluse, und er empfand ihre Schönheit beinahe als schmerzhaft. In wenigen Tagen würde sie 23 sein. Er war 42, und sie waren seit fast einem Jahr verheiratet. Er war ihr von dem Augenblick an verfallen gewesen, als er sie zum erstenmal erblickt hatte. Das war vor etwas mehr als 3 Jahren in Teheran anläßlich einer Dinnerparty hei General Valik gewesen, einem Vetter ihres Vaters. Die Sommerferien in Großbritannien gingen gerade zu Ende, und Deirdre, seine Frau, befand sich mit ihrer Tochter in England, genoß das Leben und vergnügte sich auf Parties. Erst an diesem Morgen hatte er wieder einen unzufriedenen Brief von ihr erhalten, in dem sie darauf bestand, daß er bei Gavallan seine sofortige Versetzung erreichen müsse. »Ich hasse Persien, ich will nicht mehr dort leben, ich will in England bleiben genau wie Monica. Warum denkst Du nicht zur Abwechslung einmal an uns statt immerzu nur an Deine verdammte Fliegerei und Deine verdammte Firma? Meine Familie lebt hier, meine Freunde leben hier, Monicas Freunde leben hier. Ich habe genug davon, im Ausland zu leben, ich will ein eigenes Haus mit Garten in der Nähe von London haben oder meinetwegen in der Stadt – es gibt sehr günstige Objekte in Putney und Clapham Common. Ich habe die Nase voll von Ausländern und von Versetzungen ins Ausland. Ich kann das persische Essen nicht mehr riechen. Ich habe genug von dem Schmutz, von der Hitze, der Kälte, dieser gräßlichen Sprache, diesen dreckigen Klos, auf denen man hockt wie ein Tier, all den dreckigen Gewohnheiten und Sitten – von allem. Es ist an der Zeit, daß wir uns über einiges klar werden, solange ich noch jung bin …«
    »Exzellenz?«
    Der lächelnde Kellner hatte ihm ehrerbietig ein Tablett mit Drinks angeboten. »Manoonan« – danke –, sagte er höflich und nahm ein Glas einheimischen Weißwein. Er nahm kaum den Kellner oder die übrigen Gäste wahr, konnte seine trübe Stimmung nicht abschütteln und ärgerte sich darüber, daß er sich von McIver hatte breitschlagen lassen, auf diese Party zu gehen. McIver mußte zu ihrem Stützpunkt in Al Schargas auf der gegenüberliegenden Seite des Golfs fliegen. »Du sprichst wenigstens Persisch, Tom«, hatte er gemeint, »und jemand von uns muß dort aufkreuzen …« Ja, dachte er jetzt verbittert, aber McIver hätte genausogut Charlie Pettikin herschicken können.
    Es war beinahe 9 Uhr, das Essen war noch nicht aufgetragen worden, und er stand in der Nähe einer der offenen Türen, die in den Garten führten. Im Schein der Kerzen sah er die auf dem Rasen ausgebreiteten kostbaren Teppiche und die Gäste, die auf ihnen saßen oder unter den Bäumen in der Nähe des kleinen Teiches standen.
    Damals war er in Galeg Morghi stationiert gewesen, dem Militärstützpunkt bei Teheran, und er bildete iranische Luftwaffenpiloten aus. In zehn Tagen sollte er seinen neuen Posten im Zagros-Gebirge antreten, und er wußte genau, daß die neue Regelung mit zwei Wochen Zagros, einer Woche Teheran seine Frau noch mehr in Rage bringen würde. Am Vormittag hatte er in einem Wutanfall ihren Brief gleich beantwortet: »Wenn Du in England bleiben willst, dann bleib dort, aber hör auf zu meckern, und hör auf, etwas schlecht zu machen, was Du nicht kennst. Kauf Dir Dein Vorstadthaus, wo Du willst – aber ich werde nie darin leben. Nie. Ich habe einen guten Job, die Bezahlung ist in Ordnung, die Arbeit gefällt mir, und das wär's wohl. Wir haben ein gutes Leben, aber Du willst es nicht einsehen. Als wir heirateten, wußtest Du, daß ich Flieger bin, daß ich dieses Leben gewählt habe, daß ich nicht in England

Weitere Kostenlose Bücher