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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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hinaufzufliegen. Oder wir bringen Sie über den Golf nach Dubai oder Al Schargas. Von dort bekommen Sie leichter einen Flug nach Abadan oder Bandar-e Delam. In beiden Fällen kann de Plessey etwas für Sie tun.«
    »Glauben Sie, daß er dazu bereit wäre?«
    »Warum nicht? Sie sind für ihn wichtig.«
    Kasigi überlegte. Natürlich sind wir für ihn wichtig. Aber ich werde nie den gemeinen Zwei-Dollar-Aufschlag pro Barrel vergessen. »Entschuldigen Sie! Was haben Sie eben gesagt?«
    »Ich habe gefragt, warum Sie das Projekt überhaupt in Angriff genommen haben? Was hat Sie auf diese Idee gebracht?«
    »Ein Traum. Vor elf Jahren, also 1968, ist ein Ingenieur namens Banjiro Kyama, der für uns arbeitet und mit unserem Boß verwandt ist, über die Ölfelder von Abadan gefahren. Überall sah er, wie ausströmendes Erdgas abgefackelt wurde. Da kam ihm die Idee: Warum verarbeiten wir das überflüssige Gas nicht zu Petrochemikalien? Wir besitzen die Technologie und das Know-how. Das war eine einmalige, glänzende Idee. Die Vorausplanung dauerte drei Jahre, doch wir arbeiteten das Projekt aus und trieben die 3,5 Milliarden Dollar auf. Freilich sind wir nur ein Teil des Gyokotomo-Mitsuwari-Toda-Konsortiums, aber Toda Shipping Industries werden jene Produkte befördern, die Japan dringend benötigt.« Falls wir den Komplex überhaupt fertigstellen können, dachte er verbittert.
    »Und jetzt ist aus dem Traum ein Alptraum geworden?« fragte Scragger. »Ich habe doch irgendwo gehört, daß das Geld für das Riesenprojekt allmählich knapp wird.«
    »Unsere Konkurrenten verbreiten alle möglichen Gerüchte.« Trotz des Dröhnens der Schiffsgeneratoren vernahm er den Schrei, den er schon lange erwartet hatte. »Wenn de Plessey wieder an Bord kommt, helfen Sie mir dann?«
    »Gern. Er ist der Mann, der …« Scragger verstummte. Wieder ein Schrei. »Verbrennungen müssen scheußlich schmerzhaft sein.«
    Kasigi nickte.
    Das Feuer am Ufer war beinahe unter Kontrolle. Wieder ein Schrei. Kasigi kümmerte sich nicht darum, denn er dachte an Bandar-e Delam und das Telex, das er möglichst rasch an Hiro Toda absenden mußte. Wenn jemand unser Problem lösen kann, dann ist es Hiro Toda. Er muß es tun, sonst bin ich erledigt, und sein Mißerfolg wird zu meinem.
    »Kasigi-san«, rief der Kapitän von der Brücke.
    »Hai?«
    Ein Schwall japanischer Worte folgte, und Kasigi schnappte nach Luft. »Domo«, rief er zurück und wandte sich an Scragger. »Kommen Sie!« Sie rannten zum Niedergang. »Der Iraner – der, den Sie aus dem Hubschrauber geworfen haben. Er ist ein Saboteur und hat da unten einen Sprengsatz angebracht.«
    Scragger folgte Kasigi immer tiefer ins Schiffsinnere, bis sie den Kapitän und den ersten Maschinisten einholten. Zwei zornige Matrosen schoben und stießen den vor Angst beinahe gelähmten Saiid vor sich her. Er weinte und stammelte unverständliches Zeug. Mit einer Hand hielt er seine Hosen fest. Dann blieb er zitternd und stöhnend stehen und zeigte auf das Ventil. Der Kapitän bückte sich, griff sehr vorsichtig dahinter und stand mit dem Sprengsatz in der Hand auf, der mit dem chemischen Zeitzünder gekoppelt war. »Schalt ihn ab!« befahl er Saiid, der entsetzt zurückwich.
    »Man kann ihn nicht abschalten«, krächzte er, »er muß jeden Augenblick explodieren – verstehen Sie denn nicht?«
    Bevor der Kapitän etwas unternehmen konnte, riß ihm einer der Matrosen den Sprengsatz aus der Hand, zog Saiid mit sich und raste zum Niedergang. Auf diesem Deck gab es keine Bullaugen, erst auf dem nächsten. Die Bullaugen wurden von zwei schweren Flügelmuttern zugehalten. Der Matrose schleuderte Saiid an die Wand und befahl ihm brüllend, eine Schraube zu lösen. Mit seiner freien Hand begann er, die zweite aufzuschrauben. Er war als erster fertig, Sekunden später Saiid. Der Matrose stieß das Bullauge auf. In diesem Augenblick explodierte der Sprengsatz, riß ihm beide Hände und den größten Teil des Gesichts weg, Saiid aber den Kopf ab.
    Die anderen, die hinterherkamen, wurden beinahe den Niedergang hinuntergedrückt. Dann trat Kasigi vor, kniete neben den Leichen nieder und schüttelte benommen den Kopf.
    Der Kapitän unterbrach die Stille. »Karma«, murmelte er.

13
    Teheran: 20 Uhr 33. Nachdem Tom Lochart sich von McIver getrennt hatte, fuhr er nach Hause – ein paar Umleitungen, ein paar aufgebrachte Polizisten, aber sonst gab es keine Unannehmlichkeiten. Er wohnte in einem schönen Penthouse in einem

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