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Wirbelsturm

Wirbelsturm

Titel: Wirbelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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verheiratet und hatte eine achtjährige Tochter. Mit welchem Recht regte er sich also auf? Du benimmst dich wie ein Irrer – du bist übergeschnappt. Dann kam er zu sich. »Was haben Sie eben gesagt?« fragte er.
    »Daß ich verheiratet bin – noch drei Wochen und zwei Tage lang, und daß mein Name seit meiner Verehelichung Paknouri lautet. Mein Mädchenname ist Bakravan.« Sie hielt einen Kellner auf und reichte Lochart ein neues Glas Wein. »Sind Sie sicher, daß Sie sich wohl fühlen, Captain?«
    »O ja, bestimmt. Haben Sie Paknouri gesagt?«
    »Ja. Seine Hoheit, Emir Paknouri, war bereits fast 50 und Vater und Mutter hielten es für gut, wenn ich ihn, den Freund meines Vaters, heirate. Er war dazu bereit, obwohl ich mager bin, nicht üppig und begehrenswert, wenn ich auch noch soviel esse.« Sie zuckte mit den Achseln, aber ihre Augen strahlten, und für ihn wurde die Welt wieder hell. »Natürlich willigte ich ein, aber nur unter der Bedingung, daß unsere Ehe enden solle, wenn sie mir nach 2 Jahren nicht mehr gefalle. Wir heirateten an meinem 17. Geburtstag, und mir gefiel die Ehe sofort nicht. Ich weinte immerzu, und als wir 2 Jahre lang und ein zusätzliches Jahr, zu dem ich meine Zustimmung gab, kinderlos blieben, war mein Ehemann, mein Herr, so gütig, sich von mir scheiden zu lassen. Jetzt kann er wieder heiraten, und ich bin frei, aber leider schon alt und …«
    »Sie sind nicht alt, Sie sind jung!«
    »O doch, alt.« Ihre Augen funkelten, und sie tat, als wäre sie traurig, und er unterhielt sich mit ihr, lachte mit ihr und bedeutete ihrem Vetter, sich ihnen anzuschließen, weil er befürchtete, daß er der Mann ihrer Wahl war. Er unterhielt sich mit ihnen, erfuhr, daß ihr Vater ein wichtiger Bazaari, daß ihre Familie groß und kosmopolitisch eingestellt war und gute Beziehungen besaß, daß ihre Mutter kränkelte, daß sie Schwestern und Brüder hatte, daß sie in der Schweiz zur Schule gegangen war, aber nur ein halbes Jahr lang, weil sie solche Sehnsucht nach der Heimat und ihrer Familie gehabt hatte. An diesem Abend war er nicht gleich nach Hause gefahren, sondern hinauf nach Darband in die Berge, wo es viele schöne Gartencafés am Ufer des Flusses gab, mit Stühlen, Tischen und weichen Diwanen, auf denen man ruhen, essen oder schlafen konnte. Er hatte auf einem Diwan gelegen, zu den Sternen aufgeblickt und gewußt, daß sich alles verändert hatte, daß er verrückt geworden war, aber daß er jedes Hindernis überwinden, jede Mühsal ertragen würde, um sie zu heiraten.
    Und er hatte sie geheiratet, obwohl es nicht leicht gewesen war und er manchmal fast verzweifelte.
    »Woran denkst du, Tommy?« fragte sie jetzt.
    »An dich.« Ihre Zärtlichkeit hatte seine Sorgen verscheucht. Das Wohnzimmer war warm wie die gesamte riesige Wohnung mit dem gedämpften Licht, den zugezogenen Vorhängen, den vielen Teppichen und Couchkissen. Die Holzscheite im Kamin brannten fröhlich. »Aber ich denke ja immer nur an dich.«
    Sie schlug die Hände zusammen. »Das ist wunderbar.«
    »Ich fliege statt morgen erst übermorgen ins Zagros-Gebirge.«
    »Das ist noch wunderbarer.« Sie umschlang wieder seine Knie und legte den Kopf auf sie.
    Er streichelte ihr Haar. »Du hast erwähnt, daß du einen interessanten Tag hinter dir hast?«
    »Ja, gestern und heute. Ich war in deiner Botschaft und habe den Paß bekommen, wie du gewollt hast.«
    »Großartig. Ab jetzt bist du Kanadierin.«
    »Nein, Liebling, Iranerin – du bist Kanadier. Aber das Beste kommt erst: Ich war in Doschan Tappeh!«
    »Verdammt«, entfuhr es ihm wider Willen, denn sie mochte nicht, daß er fluchte. »Entschuldige! Aber das war verrückt. Dort wird gekämpft, es war verrückt von dir, dich in Gefahr zu begeben.«
    »Ach, ich war nicht bei den Kämpfen«, erklärte sie fröhlich, stand auf und lief hinaus. »Ich zeige es dir.« Im nächsten Augenblick stand sie wieder in der Tür. Sie hatte einen grauen Tschador angelegt, der sie vom Kopf bis zu den Füßen und auch den größten Teil ihres Gesichts verdeckte. Er verabscheute ihn sofort. »Ach, Herr«, sagte sie auf Persisch und drehte sich vor ihm, »du mußt nicht um mich bangen. Allah beschützt mich, und auch der Prophet, Sein Name sei gepriesen.« Sie unterbrach sich, als sie seinen Gesichtsausdruck sah. »Was ist los?« fragte sie auf Englisch.
    »Ich habe dich noch nie in einem Tschador gesehen. Er steht dir nicht.«
    »Ich weiß, daß er häßlich ist, und ich würde ihn nie zu Hause

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