Wirrnis des Herzens
wieder an zu reden. Heben Sie einfach die Hände. Zuerst die Damen.«
Eine Gräfin, die Schwiegertochter einer Gräfin und Miss Mayberry hoben ihre Hände.
»Gut. Und jetzt die Herren.«
Ein Baron, zwei Grafen und der Bruder eines Grafen taten es den weiblichen Vorbildern nach. Lord Prith verkündete ein wenig zurückhaltend den Wunsch, sein Gebäck mit ein klein wenig Champagner zu sich zu nehmen.
»Ich bin Ihnen meines Wissens nach zwar noch nie begegnet«, wandte sich Sophie Sherbrooke an Helen, »aber Alexandra hat mir schon eine Menge von Ihnen erzählt. Zuerst hat die Gute Sie ja zum Teufel gewünscht, aber dann überlegte sie sich, dass Sie, solange Sie Douglas nicht zu nahe kommen, sogar eine Freundin sein könnten. Stimmt es, dass Sie Vorhaben, Lord Beecham zu heiraten?«
»Ja«, sagte Helen zögernd, »aber zuerst müssen wir, wie Sie sicher schon gehört haben, herausfinden, ob mein Gatte noch lebt und wenn ja, welches faule Ei er ausbrütet. Es ist wirklich ganz und gar grausig, einen Ehemann zu haben, der plötzlich wieder auftaucht, obwohl jeder dachte, er sei ertrunken. Und dabei würde ich Spenser so gern heiraten.«
»Natürlich«, sagte Sophie Sherbrooke verständnisvoll. Eine Frau, die mit einer Horde von fünfzehn Kindern zurechtkam, wunderte sich über gar nichts mehr. »Erzählen Sie mir davon«, sagte sie. Eine dreiviertel Stunde später, die kleine Gesellschaft machte sich gerade über die vorzüglichen Schokoladenbiskuits, Pfirsichbeignets und Kümmelküchlein her, verkündete Ryder: »Unter Ihnen weilt das neue Mitglied des britischen Unterhauses. Genau das ist nämlich der Grund, warum Sophie und ich in diesen Tagen überhaupt in London sind. Es ist mir gelungen, diesen widerwärtig fettleibigen Redfield zu schlagen.« Glücklich strahlte Ryder Sherbrooke in die Runde.
»Hört, hört«, sagte Lord Prith und hob sein Champagnerglas. »Ähm, sind Sie sich wirklich sicher, dass Sie sich diese Aufgabe zumuten wollen, mein Junge?«
»Mein Mann will diese unmenschliche Gesetzgebung reformieren, die es zulässt, dass unschuldige Kinder hemmungslos ausgebeutet werden, müssen Sie wissen. Und es wird ihm gelingen«, fügte Sophie Sherbrooke noch hinzu.
Danach drehte sich das allgemeine Gespräch für einige Minuten um Ryder Sherbrookes Lieblinge, die Kinder, die er aus allen möglichen Rattenlöchern rettete und bei sich zu Hause beherbergte.
Pläne wurden gemacht, verworfen und neu überdacht. Ryder und Sophie entschlossen sich, bei Douglas und Alexandra zu übernachten. Sie wollten gerade gehen, da schlenderte Lord Prith durch die Tür, dicht gefolgt von Flock, der ein silbernes Tablett trug.
»Was ist denn das nun wieder, Vater?«
»Ach, Liebling, endlich habe ich einmal genügend Münder für mein Experiment zur Verfügung. Sophie, schauen Sie doch nicht so alarmiert. Es ist nur Champagner.«
»Sir«, sagte Sophie mit kraus gezogener Nase, »er ist rot.«
»Nun, ja, sehen Sie, das ist das Experimentelle an der Sache. Ich habe dem Champagner ein wenig Traubensaft beigefügt. Eine traumhafte Farbe, nicht wahr? Wenn Sie alle so freundlich wären, ein Glas zu probieren? Außer Ihnen natürlich, Spenser, Sie würden ja doch nur den Teppich ruinieren.«
Nicht aus Neugier, sondern vielmehr aus reiner Höflichkeit begann jeder im Raum die seltsame Mixtur zu kosten, während ihnen Lord Beecham mit angewiderter Miene dabei zuschaute.
Nach zwei kleinen Schlückchen ließ Alexandra ihr Glas sinken und neigte den Kopf zur Seite. »Es ist sehr exotisch. Nun, wenn ich ausnahmsweise so frei sein dürfte, es ist Ekel erregend. Vielleicht sollten Sie doch noch einmal ein anderes Rezept ausprobieren.«
Hoffnungsvoll schaute Lord Prith zu Douglas hinüber. Bekümmert schweigend schüttelte dieser den Kopf. Als Lord Priths Augen Sophies trafen, hingen die Schultern des großen Mannes schon zentnerschwer zu Boden. Sophie warf ihrem Gatten einen gequälten Blick zu, räusperte sich und sagte dann: »Es tut mir sehr Leid, Sir. Vielleicht liegt es ja auch nur an der Traubensorte. Vielleicht wären Trauben aus einer mediterranen Gegend besser.«
»Es war ein guter Versuch, Vater«, sagte Helen, »aber Alexandra hat ganz Recht. Sogar wenn ich sterbenskrank wäre und deine Mixtur mich gesund machen würde, ich würde keinen Schluck mehr davon nehmen.«
»Nicht einmal du, meine kleine Nell«, jammerte Lord Prith. »Meine Tochter betet mich an, müssen Sie wissen. Wenn sogar sie meine Kreation ablehnt,
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