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Wirrnis des Herzens

Titel: Wirrnis des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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loszurennen.«
    Lord Beecham küsste sie. Helen lief aus dem Zimmer und ließ Lord Beecham schwer atmend mitten im Zimmer zurück. Er kam sich vor wie der Bote, der in der Antike von Marathon nach Athen gelaufen war, um schließlich tot am Ziel umzufallen. Was stellte diese Frau nur mit ihm an? Doch was immer es war, es war auch wunderbar.
    Sir John war ein vertrockneter alter Glatzkopf mit Furcht erregend farblosen Augen. Er war nach wie vor sehr einflussreich und allseits für seine skrupellose Art und Boshaftigkeit bekannt.
    Ohne ein Wort zu sagen, spreizte er zunächst seine Finger und legte sie danach aneinander. Die fleckige Haut an seinen Händen wirkte wie ein zu groß gefertigter Handschuh.
    Er verschwendete zur Begrüßung der drei Herren kaum ein Nicken. Er kannte sie, nicht als Freunde natürlich, aber als einflussreiche Männer, denen er ein Gespräch kaum hätte verweigern können. Sir John hatte nicht die geringste Idee, was sie von ihm wollten. Stillschweigend musterte er sie, einen nach dem anderen. Drei junge, gesunde, erfolgreiche Männer und alle drei von solchem Rang, der seinen eigenen überragte. Sie waren sogar reicher als er es war. Der Einzige von ihnen, den er wirklich fürchtete, war Douglas Sherbrooke, Graf Northcliffe, der als hochqualifizierter Experte für besondere Missionen beim Ministerium sehr gefragt war. Zu beinah jedem in der Regierung pflegte er die besten Kontakte, und was seinen Bruder, Ryder Sherbrooke, anging, war dieser erst kürzlich ins Unterhaus gewählt worden. Sir John hasste diese Männer, alle drei. Aber es blieb ihm keine andere Wahl, als sich nun mit ihnen abzugeben. Er hoffte nur, dass sie bald wieder gehen würden. Er setzte ein karges, falsches Lächeln auf.
    »Was kann ich für Sie tun, Gentlemen?«, fragte er, ohne sich aus seinem Sessel zu erheben. Freundlich antwortete Lord Beecham: »Wir sind hier, um herauszufinden, ob es wirklich wahr ist, dass Ihr Sohn, Gérard Yorke, 1803 vor der Küste Frankreichs ertrunken ist.«
    Erfreut beobachtete Ryder Sherbrooke, wie Sir Johns fahle Augenlider einmal kurz zuckten. Haben wir dich, dachte er, lehnte sich zurück und faltete zufrieden seine Hände über dem Bauch.
    »Natürlich ist er ertrunken«, sagte Sir John aufgebracht. »Mein Sohn war ein Held. Hätte er überlebt, dann wäre er mir längst in die Admiralität gefolgt. Mit Verlaub, Ihre Frage ist hirnrissig, Gentleman.«
    »Wie erklären Sie sich dann das hier?«, fragte Lord Beecham und zeigte Sir John den Brief.
    »Ach, jetzt verstehe ich. Meine ehemalige Schwiegertochter hat Sie geschickt. Ich habe mich schon gefragt, was Sie von mir wollen. Sie agieren also im Auftrag Helen Mayberrys. Nun, dann lassen Sie uns das Ganze endlich klären. Es handelt sich keineswegs um die Handschrift meines Sohnes. Miss Mayberry weiß das. Mein Sohn ist tot.«
    »Miss Mayberry glaubt aber sehr wohl, dass es sich um Gérard Yorkes Handschrift handelt«, warf Douglas ein und blickte Sir John fest in die Augen. »Sie sagte, dass Sie die Handschrift Ihres Sohnes gar nicht so genau gekannt hätten.«
    Sie hörten, wie sich Sir Johns Sekretär von hinten näherte, aber keiner der drei Männer wandte sich um.
    »Sie irrt sich. Natürlich kannte ich Gerards Handschrift. Um es auf den Punkt zu bringen, Miss Mayberry ist eine Lügnerin. Sie ist wahrscheinlich in Geldnöten und hat diese verrückte Geschichte nur erfunden, um mich auszunehmen.
    Sie hat es nicht zustande gebracht, einen Sohn zu gebären, und somit verdient diese Person auch keinerlei Beachtung. Teilen Sie ihr doch bitte mit, dass sie es augenblicklich unterlassen soll, mich zu belästigen.«
    So freundlich wie nur eben möglich sagte Lord Beecham: »Ich befürchte, hier liegt ein Missverständnis vor, Sir John. Es ist vielmehr so, ich möchte Miss Mayberry heiraten. Dieser Brief deutet nun aber darauf hin, dass sie gar nicht frei ist. Wir sind also hier, tun dies zu klären. Ansonsten müssten wir in allen Zeitungen annoncieren, mit allen möglichen Leuten sprechen, Gérard Yorkes ehemalige Freunde aufsuchen und so weiter.«
    Langsam, mit schmerzverzerrtem Gesicht quälte sich Sir John aus seinem Sessel hoch. Diese verfluchte Hüfte. Würde das denn jetzt immer schlimmer werden? Es sei einzig und allein das Alter, hatte der Arzt gesagt. Nun, immerhin tat das Herz noch seinen Dienst. Sir John fühlte, wie das Blut in seinen Adern pulsierte. »Mein Sohn ist tot, schon lange. Heiraten Sie Miss Mayberry, Lord Beecham, mit

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