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Wirrnis des Herzens

Titel: Wirrnis des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Helens Schreibtischschublade. »Ich habe eine Art Geschichte zusammengestellt. Viele Ideen, Konzepte und Wörter, über die sich Pfarrer Mathers den Kopf zerbrochen hat, fehlen natürlich. Aber das, was wir hier haben, Helen, ist trotz allem schon recht ansehnlich. Nein, bitte, setzen Sie sich doch dort hinüber«, bat Lord Beecham und wies auf das gut zwei Meter entfernt stehende Sofa.
    Mit gefalteten Händen hockte Helen sich auf den Rand des Sitzpolsters. Ihre gesammelte Aufmerksamkeit war auf Lord Beecham gerichtet. Er räusperte sich. »Hören Sie gut zu.«

26
    »>Vor unglaublich langer Zeit lebte in Afrika einmal ein mächtiger Zauberer, der Dank seiner Kraft vorausahnte, dass er in Persien mithilfe eines besonderen Jungen einen großen Schatz bekommen könnte. Mit List und Tücke gelang es ihm, den nichts ahnenden Jungen zu einem Versteck in den Bergen zu locken. Wenn er gehorsam sei und alles tun würde, was er, der Zauberer, ihm auftrüge, dann würde er dafür mit unfassbarem Reichtum belohnt werden, versprach der Zauberer dem Jungen. Dann sandte er den Jungen in eine große unterirdische Höhle, die von mächtigen Göttern bewacht wurde. Dem Zauberer selbst hätten die Götter niemals Einlass in ihre Höhle gewährt, wohl aber dem Jungen.
    Und der Junge fand den Schatz, eine unglaublich wertvolle Öllampe, die er aber dem Zauberer erst übergeben wollte, wenn dieser ihm wieder aus der Höhle herausgeholfen hatte. Der mächtige Zauberer geriet darüber so außer, sich, dass er in seiner Wut die Höhle versiegelte und nach Afrika zurückkehrte. Wäre da nicht die Wunderlampe gewesen, der Junge wäre elendig zu Grunde gegangen.
    Als der Junge mithilfe der Lampe endlich aus der Höhle herausgefunden hatte, war er nicht mehr derselbe Junge, der die Höhle zuvor betreten hatte. Die magische Kraft, die ihm die Wunderlampe geschenkt hatte, erleuchtete ihn wie ein Signalfeuer. Jeder konnte das sehen und die Menschen knieten vor ihm nieder. Man munkelte, dass die Lampe mehrmals verschwand und dann plötzlich wieder auftauchte. Jahrzehnte später, als der Junge, bereits zum Greis geworden, verstarb, blieb die Lampe verschwunden, und jeder glaubte, der mächtige Zauberer aus Afrika habe sie geholt. Aber das war nicht so, denn der Zauberer war schon lange tot.
    Ich, Jaquar, der Berater des alten Königs, habe die Wunderlampe an mich genommen. Und noch bevor ich begann, alles aufzuschreiben, habe ich beschlossen, die verfluchte Lampe in ein eisernes Kästchen zu schließen. Für immer sollte dieses Teufelswerk verborgen bleiben, zusammen mit dieser warnenden Geschichte, tief im Erdreich versteckt, in völliger Finsternis.<«
    Lord Beecham schaute auf.
    »Und dann fiel die Wunderlampe durch irgendwelche mysteriösen Umstande in die Hände der Ritter des Templerordens, und da blieb sie, bis einer von ihnen sie König Edward gab. Kommen Sie schon, Spenser, spannen Sie mich nicht auf die Folter, worin genau bestand die Zauberkraft der Lampe? Warum nennt Jaquar sie >verfluchtes Teufelswerk    »Nein, mehr Information gibt der Text nicht her, nur eine belanglose Einleitung, einen ebenso belanglosen Schlusssatz und das, was Pfarrer Mathers als > Ermahnungen an die Unbesonnen betitelte. Das ist alles, Helen, eine Geschichte über die Wunderlampe, natürlich viel formeller geschrieben, aber der Inhalt bleibt der gleiche. Der Text wurde in Persien verfasst, irgendwann im zweiten Jahrhundert vor Christus.«
    »Abgesehen vom Ende und der Warnung von Jaquar ist die Geschichte identisch mit Aladin und die Wunderlampe.«
    »Ja, ich nehme an, dass die Geschichte sehr berühmt war. Wahrscheinlich wurde sie mündlich von Generation zu Generation überliefert und erst später in der Sammlung der Geschichten aus Tausendundeiner Nacht schriftlich fixiert. Wir wissen jetzt zwar, dass es in dem Text tatsächlich um unsere Wunderlampe geht, aber darum sind wir noch lange nicht näher an sie herangekommen. Der Text zeigt uns nicht die geringste Spur. Die einzig denkbare Schlussfolgerung ist, dass jemand die Lampe aus dem Kästchen herausgenommen haben muss. Aber wann? Vielleicht schon vor hunderten von Jahren. Vielleicht wurde sie auch nie vergraben. Wer weiß das schon? Immerhin, wir wissen, dass es sie gab, dass sie magische Kräfte besaß und dass sie, wenn man diesem Jaquar glauben darf, gefährlich war.«
    Helen summte leise

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