Wirrnis des Herzens
dann muss sie wirklich sehr schlecht sein. Aber Moment - Ryder -, wie ist Ihre Meinung?«
»Sir, in all den Jahren, in denen ich jetzt mit meiner Frau verheiratet bin, habe ich gelernt, ihr nie zu widersprechen, sonst verweigert sie mir nämlich ihr süßes Lächeln und auch all die anderen süßen Dinge. Es tut mir Leid, Sir.«
»Sicher, sicher, ich verstehe Ihre Zurückhaltung«, sagte Lord Prith. »Ach, Flock, wie haben wir unsere Kreation noch einmal genannt?
»Purpangner, Sir.«
»Ja, der Name ist wirklich gut. Das hat was. Hmm, was halten Sie von einer Mischung aus Champagner und Aprikosensaft?«
Natürlich hielt niemand im Raum etwas davon, und so herrschte einen Moment lang bedrücktes Schweigen.
27
Es war schon beinah Mitternacht, da klopfte es plötzlich an der Tür von Lord Beechams Schlaf gemach.
Völlig entkleidet lag er in seinem riesigen Bett, die Decke bis zur Taille hochgezogen, und dachte an die weiche, weiße Haut von Helens Kniekehlen.
»Herein«, sagte er laut.
Helen schwebte ins Zimmer, zumindest kam es Lord Beecham so vor. Erstaunt beobachtete er, wie sie nahezu lautlos auf ihn zukam. Sie trug ein purpurrotfarbenes Seidennachthemd und darüber einen dunkelrot glänzenden Morgenrock. Überraschenderweise wirkte dieses ungewöhnliche Ensemble nicht im Geringsten geschmacklos. Und dem Betrachter gab es keinerlei Hinweis darauf, welche Schätze sich darunter verbargen.
»Gehen Sie, Helen. Das meine ich ernst.«
»Das werde ich auch tun«, erwiderte Helen und trat an Lord Beechams Bett heran. »Gefällt es Ihnen?« Gekonnt vollführte Helen eine elegante Drehung. Hätte Lord Beecham nicht ohnehin schon dagelegen, dieses sanft raschelnde Geräusch hätte ihn in die Knie gezwungen.
»Wenn Sie nicht augenblicklich verschwinden, reiße ich Ihnen Ihr Gewand vom Körper.«
»Ich habe es angezogen, um Sie zu bestrafen. Züchtigung, Spenser, das hier ist wirklich eine göttliche Maßnahme. Was meinen Sie - Stufe Vier?«
»Helen, ich bin voll und ganz von dem Gedanken beherrscht, Sie ohne irgendein Gewand zu sehen, und Sie stehen da und rascheln mit all dem roten Stoff vor mir herum.«
»Alexandra erzählte mir, dass sich Mätressen so kleiden; Mätressen, die einen aufregenden, extravaganten Mann verführen wollen. Etwas Ähnliches, sagte Alexandra, würde sie auch manchmal für Douglas tragen, obwohl er ja ihr eigener Ehemann ist. Sophie sagte, Ryder würde sich zunächst einmal totlachen, wenn sie in solch einem Aufzug vor ihm erschiene, aber dann würde er sie schleunigst einkleiden.
Ich habe nachgedacht und bin zu einer Erkenntnis gekommen. Wir sind nicht verheiratet, sind aber dennoch schon sehr intim geworden, das macht mich also eindeutig zu einer Mätresse.«
»Ich bitte Sie, Helen. Sie sind nicht meine Mätresse, sondern meine Geliebte. Wenn Sie arm wären, dann wäre das vielleicht etwas anderes. Und jetzt gehen Sie endlich.«
Helen warf Lord Beecham ein kurzes Lächeln zu, wandte sich um und ging in Richtung Tür. Mit einer Hand am Türrahmen sagte sie über die Schulter zurückgewandt: »Ich wollte nur sicherstellen, dass Sie nicht denken, ich wüsste Ihre Zuneigung nicht zu schätzen.« Und dann fiel Helens ganze Selbstbeherrschung in sich zusammen und sie schlug die Hände vor das Gesicht.
Sofort sprang Lord Beecham aus dem Bett und schloss sie in seine Arme. »Nein, meine Schöne, weinen Sie doch nicht. Ich sollte weinen, wenn das nicht so unmännlich wäre. Leider gibt es für einen Mann gewisse Standards, die er wahren muss. Seien Sie ganz ruhig. Ich halte Sie. Ja, so ist es recht, hören Sie auf zu weinen. Es wird sich schon alles fügen, Helen, glauben Sie mir. Sie und ich, wir sind doch nicht auf den Kopf gefallen, und dann gibt es da auch noch all unsere hochtalentierten Assistenten. Jetzt sind sogar noch Ryder und Sophie dazugekommen. Die beiden sind äußerst erfindungsreich. Und das müssen sie auch sein, mit ihren fünfzehn Kindern.
Mindestens zehn Leute wissen jetzt von der Wunderlampe und ebenfalls mindestens zehn Leute von der Sache mit Ihrem Ehemann - möge er in der Hölle schmoren. Und von dem Mord an Pfarrer Mathers wissen noch viel mehr Leute. Das alles wird sich in Windeseile herumsprechen, und das ist gut so. Die Dinge nehmen ihren Lauf. An Geheimhaltung habe ich noch nie geglaubt. Man muss immer dafür sorgen, dass jeder alles weiß, das ist der ganze Trick. Und mit etwas Glück tritt die Wahrheit dann von ganz allein ans Tageslicht. Also hören Sie
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