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Wirrnis des Herzens

Titel: Wirrnis des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Feind gearbeitet, nicht wahr, Gérard? Bring mich nur vor das Oberhaus. Du wirst schon sehen, was du davon hast. Dein geringstes Vergehen wird sein, mich wissentlich im Stich gelassen zu haben, aber das ist ja lange noch nicht alles. Du bist ein Verräter. Vielleicht hängen sie dich sogar auf.« Unmerklich versuchte Helen, die Fesseln an ihren Handgelenken noch weiter zu lockern.
    Gérard stand auf. Helen beobachtete, wie er begann, in dem schmalen Zimmer auf und ab zu gehen. Die Dielen knarrten unter seinen Stiefeln. Er war geschmackvoll angezogen, groß und schlank. Silberne Strähnen durchzogen sein mittelbraunes Haar und um seinen Mund hatten sich kleine Falten gebildet. Was hatte er nur all die Jahre gemacht?
    Gérard wandte sich um und blickte Helen eine Weile an. »Du bist so schön, so unglaublich schön. Aber ich kann dich nicht mitnehmen, Helen. Doch ich werde dir das Leben lassen. Du musst mir nur berichten, wo du diese verfluchte Wunderlampe versteckt hast. Das ist alles, was ich will.«
    Die Wunderlampe also. Ruhig lächelte Helen ihn an. »Willst du damit sagen, wenn du nicht zufällig von der Lampe gehört hättest, wärest du nie zurückgekommen?«
    »Nun, zunächst dachte ich daran, dich zu erpressen. Ich wollte, dass du mich bezahlst, damit ich mich aus deinem Leben heraushalte. Aber warum hättest du das tun sollen? Immerhin hattest du nicht wieder geheiratet, und es gab auch keinen Mann, den du heiraten wolltest. Ich vergaß dich also einfach. Und dann erzählte mir jemand von König Edwards Wunderlampe und von dir und Lord Beecham. Da hatte ich mein Druckmittel. Gib mir die Lampe, Helen, und du siehst mich nie wieder. Dann kannst du diesen Weiberhelden endlich heiraten.«
    Sie durfte jetzt keinen Fehler machen. Einen Moment lang sah Helen Gérard schweigend an. Dann sagte sie ruhig: »Gérard, ich war wirklich der festen Ansicht, dass es diese Lampe geben müsse. Als ich das eiserne Kästchen mit der Lederrolle fand, betete ich, dass sich die Schrift auf die Lampe beziehen würde, und so war es dann auch. Die Rolle beinhaltet die Geschichte von Aladin und der Wunderlampe, du kennst sie sicher. Der Autor hat noch hinzugefügt, dass die Lampe vergraben worden sei, weil sie sehr gefährlich ist.
    In dem eisernen Kästchen war aber keine Lampe. Jemand muss sie herausgenommen haben. Ich weiß nicht, wann. Die Wunderlampe ist verschwunden, Gérard. Vergiss sie. Ich habe sie mittlerweile auch aufgegeben.«
    »Pfarrer Mathers wurde ermordet.«
    »Ja, der Täter hat wahrscheinlich gehofft, dass ihm die Schrift verraten würde, wo die Lampe vergraben ist. Der arme Pfarrer Mathers wurde ganz umsonst getötet.«
    Helen hatte Gérard die Wahrheit gesagt. Mehr konnte sie nicht tun.
    »Ich werde euch beide töten, dich und Lord Beecham, wenn ihr mich nicht zu der Lampe führt.«
    Gérard meinte es ernst. Er glaubte ihr nicht. Nun, sie hatte es versucht. Angst stieg in ihr auf, Angst um Lord Beecham. Nein, sicher war er auf Gérard Yorkes plötzliches Erscheinen bestens vorbereitet. Er wollte ja sogar, dass er kam. Er wartete doch auf ihn.
    Helen lächelte Gérard an.
    »Gut, Gérard, ich werde dich hinführen. Aber glaube mir, es ist nur eine Lampe. Mit der magischen Wunderlampe aus dem Märchen hat dieses schäbige Ding rein gar nichts zu tun. Du wirst sehen, es ist nichts weiter als eine wertlose, alte Öllampe.
    Ich fand sie auf dem Dachboden eines alten Vikars. Der gute Mann hatte meinem Vater nach seinem Tod all seinen Besitz vermacht. Denk doch einmal nach, Gérard. Wenn ich die Wunderlampe wirklich gefunden hätte, würde ich dann wohl hier ans Bett gefesselt daliegen? Hätte ich sie dann nicht gerieben, geküsst und wer weiß was mit ihr gemacht, um ihr das Geheimnis zu entlocken? Es gibt kein Geheimnis, Gérard. Und es gibt auch keine Wunderkraft.«
    »Du lügst doch ohne Unterlass. Diese dummen Trottel in Londons Gaststätten mögen dir vielleicht glauben, aber nicht ich, Helen. Ich glaube, dass die Lampe in deinem Besitz ist. Du hast nur noch nicht herausgefunden, wie man sich ihre Kraft zu eigen machen kann. Wenn das nämlich so wäre, dann wärst du jetzt schon die mächtigste Frau der Welt. Aber ich, ich werde das Geheimnis schon lüften, glaube mir. Nicht, dass ich dir nicht vertrauen würde, aber vorsichtshalber habe ich nicht nur dich, sondern auch deine werte Freundin Alexandra Sherbrooke entführt. Sie liegt nur zwei Zimmer weiter, genauso ans Bett gebunden wie du.«
    »Wie, um Gottes

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