Wirrnis des Herzens
lächelte nachdenklich. »Ich muss Helen imbedingt fragen, zu welcher Stufe diese köstliche Züchtigungsmaßnahme gehört, der mich meine wunderbare Frau letzte Woche unterzogen hat.«
»Gütiger Gott, das klingt ja herrlich«, sagte Ryder und rieb sich die Hände. »Ich bin wirklich froh, dass Sophie und ich vorbeigekommen sind, Spenser. Ich bezweifle zwar, dass ich meine Gedanken noch Zusammenhalten kann, aber vielleicht sollten Sie uns, bevor die Damen zurückkehren, ein wenig mehr über die Wunderlampe erzählen.«
»Sie hat gesagt, dass sie mich hilflos daliegen sehen will, nicht wahr?«, murmelte Douglas, lehnte sich zurück und blickte gedankenverloren zur Decke.
»Bevor wir auf die Lampe zu sprechen kommen, lassen Sie mich Ihnen ein paar Beispiele aus Helens Züchtigungsprogramm geben.«
»Nichts lieber als das«, sagte Douglas, »und dann erzähle ich Ihnen, womit mich Alexandra letzten Samstag überrascht hat.«
»Zu welch unerwartetem Vergnügen sich dieser Besuch entpuppt hat«, seufzte Ryder Sherbrooke, nahm einen Schluck Tee und lehnte sich erwartungsvoll vor.
Lord Beecham verzog das Gesicht. »Mir fällt gerade ein, dass wir unseren offiziellen Verlobungsball noch planen müssen. Ganz London werden wir einladen.«
»Ja, ja, aber machen Sie sich darüber jetzt noch keine Gedanken, Spenser«, sagte Ryder. »Und nun zum Wesentlichen.«
28
Es war die Nacht vor dem offiziellen Verlobungsball. Der Name Gérard Yorke war in aller Munde. Alte Gerüchte wurden aufgewärmt und neue wurden verbreitet.
In Lord Beechams Wohnzimmer befanden sich Tag und Nacht Gäste. Jeder wollte über Gérard Yorke reden oder über die Wunderlampe oder auch über den Mord an Pfarrer Mathers. Lord Beecham und Helen mussten immer und immer wieder dieselben Geschichten erzählen. Die Sache mit der Lampe jedoch stellten sie als Mythos dar - ein nettes, anregendes Märchen, das mit der Realität leider nichts zu tun habe. Die Lederrolle habe ihnen da auch nicht weitergeholfen.
Unglaublich viele Leute kamen, um die Belohnung für Informationen über Gérard Yorke einzustreichen. Auch für Hinweise zu dem Mord an Pfarrer Mathers hatte Lord Beecham eine Belohnung ausgesetzt. Aus diesem Grund kamen Menschenströme zu Lord Beechams Stadthaus. Und immer, wenn wieder so eine zwielichtige Gestalt den Raum betrat, hielt Helen den Atem an. Denn bei den meisten handelte es sich um verwahrloste Kreaturen mit tief ins Gesicht gezogenen Filzhüten und Messern am Bund ihrer nicht allzu sauberen Hosen.
Pliny Blunder, Lord Beechams Sekretär, war von morgens bis abends damit beschäftigt, all den angeblich so stichfesten Hinweisen genauestens nachzugehen.
Aber bis jetzt, drei Tage, nachdem die Anzeigen und Aufrufe in allen Zeitungen erschienen waren, gab es immer noch keine heiße Spur. Offensichtlich hatten diese zwielichtigen Figuren, die gekommen waren und behauptet hatten, Gérard Yorke in irgendeinem Gasthof gesehen zu haben, gelogen. Auch bezüglich des Mordes an Pfarrer Mathers gab es keine neuen Hinweise. Wenn es etwas gab, das Pliny
Blunder perfekt beherrschte, dann war es das Erschnüffeln von Angebern, Lügnern und Abschaum.
Die Wunderlampe war zu Londons Gesprächsthema Nummer eins geworden. Man glaubte zwar nicht an ihre Existenz, aber es war herrlich anregend, darüber zu diskutieren, vor allem, da Lord Beecham, dieser draufgängerische und äußerst gewiefte Mann, mit dieser Sache zu tun hatte. Kurz, ganz London erfreute sich an der netten Abwechslung, die Lord Beechams Informationsstrategie bereitete.
Was Lord Beechams zukünftige Gattin, Miss Helen Mayberry, anging, fanden alle sie wunderbar, da war man sich einig. Nun, einige der eifersüchtigeren Damen konnten es natürlich trotzdem nicht lassen,, sich hinter vorgehaltener Hand zuzuraunen, dass sie vielleicht doch einen Tick zu groß sei.
Morgen Nacht, dachte Helen und schmiegte sich behaglich in das weiche Bett ihres Schlafgemaches, das keine zehn Meter von Lord Beechams entfernt lag. Morgen Nacht würden sie sich in aller Öffentlichkeit verloben. Doch wo zum Teufel hielt sich Gérard Yorke auf? Wenn er wirklich am Leben war, dann würde er doch nicht bis zur letzten Minute warten. Dann müsste er sich doch sehr bald zu erkennen geben. Überraschenderweise konnte Helen sich nicht daran erinnern, ob Gérard Yorke jemals besonderen Mut bewiesen hatte. Vielleicht hatte sich in der kurzen Zeit, die sie gemeinsam verbracht hatten, aber auch einfach keine Gelegenheit
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