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Wirrnis des Herzens

Titel: Wirrnis des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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hat.« Gérard schüttelte sich wie ein Hund und starrte seinen Vater verkniffen an, der die beiden Frauen mit einer Pistole bedrohte. Gerards kleiner Helfer, dieses hirnverbrannte Individuum, dem er all das schöne Geld in den Rachen geschoben hatte, drückte sich linkisch hinter Sir John herum.
    Gérard kam es vor, als bohrten sich die Blicke seines Vaters durch seinen Kopf hindurch. Das war ihm nicht neu, so war es schon immer gewesen. Langsam und noch ein wenig benommen fragte er: »Wie kommst du hierher? Bist du mir gefolgt?«
    »Ja, natürlich. Vor zwei Tagen habe ich dich endlich gefunden. Ich wusste, dass du wegen Helens Verlobung eine Entscheidung fällen musstest, und das hast du dann ja auch getan, du elender Wicht - aber es war die falsche. Hast du eigentlich jemals eine richtige Entscheidung getroffen? Hättest du nicht einfach verschwunden bleiben können, tot, weit weg von England? Hättest du uns das Bild, einen Helden in der Familie zu haben, nicht einfach lassen können?« Sir Johns Stimme brach ab und er wandte sich lächelnd Helen zu. Helen hatte keine Ahnung, was ihn zu dieser Gemütsbewegung veranlasste. Dieses Lächeln machte ihr Angst. Was ging hier vor?
    Gérard zeigte Helen seine geballte Faust, dabei rutschte er noch ein wenig tiefer die Wand hinunter: »Ich konnte nicht verschwunden bleiben, Vater, glaube mir. Und das eben war nicht mein Fehler. Ich musste Helen allein lassen, damit sie sich umziehen konnte. Außerdem musste ich aus der anderen Kammer die Gräfin holen. Als ich zurückkam, habe ich sie sogar vor mir her in den Raum geschoben. Ich habe ihr eine Pistole an den Kopf gehalten. Aber in dem Raum war es stockdunkel. Du siehst ja selbst, die Sonne geht gerade erst auf. Es sah aus, als würde Helen im Bett liegen. Wie sollte ich denn ahnen, dass sie mit dem Nachttopf in der Hand hinter der Tür lauert? Niemand wäre darauf gefasst gewesen. Ich hatte keine Chance.«
    »Was hat das Ganze zu bedeuten?«, meldete sich Alexandra Sherbrooke zu Wort und blickte von Sir John zu Gérard hinüber, der sich immer noch unter Stöhnen den Kopf hielt. »Wer sind Sie?«, wandte sie sich wieder an Sir John.
    »Ah, meine Dame, Sie sind also Douglas Sherbrookes Gattin.« Er verbeugte sich. »Ihr Mann ist ein großspuriger Bastard, für den ich größte Bewunderung hege. Er ist wirklich ein genialer Stratege. Das hat er über die Jahre immer wieder bewiesen. Ich nehme an, mein Sohn hat Sie als Druckmittel gegen Helen hierher verschleppt.«
    »Richtig geraten«, sagte Gérard und stieß sich entschlossen von der Wand ab. »Und das wird auch funktionieren. Helen ist nämlich ganz verrückt nach ihr. Sie sind beste Freundinnen. Ich muss der kleinen Gräfin nur die Pistole an den Kopf setzen und schon bringt uns Helen zu der Wunderlampe.«
    »Die Wunderlampe«, sagte Sir John und sah seinen Sohn mit blitzenden Augen an. »Du glaubst diesen Unsinn? Hast du denn keinen Funken Verstand in deinem Kopf? Es gibt keine Wunderlampe. Das alles ist nichts als ein fantasievoller Erguss Helens äußerst lebendiger Vorstellungskraft. Ganz London redet darüber, aber das heißt gar nichts. Bist du denn nicht einmal auf den Gedanken gekommen, dass, wenn an der Sache wirklich etwas dran wäre, niemand etwas davon erfahren hätte?«
    Helen lächelte innerlich. Spenser hatte Recht behalten. Wie konnte man daran glauben, dass es eine magische Wunderlampe gäbe, wenn jeder in ganz London ihre Geschichte kannte?
    Alexandra flüchtete sich zu Helen. Lachend sagte Sir John: »Nun schau sich einer die beiden Damen an. Sie sind doch mehr ein Riese, Helen, eine Kuriosität, eine Missbildung.«
    Helen grinste zurück. »Wenigstens bin ich nicht so alt, dass meine Haut mir in lappigen Falten vom Körper herabhängt.«
    Sir John trat einen Schritt auf sie zu, hob die Hand und ließ sie dann langsam wieder sinken. Einen Moment lang betrachtete er seine Finger. »Mit achtzehn waren Sie noch nicht so unverschämt«, sagte er in ruhigem Ton.
    »Und Sie noch nicht so ungeheuer unhöflich - obwohl Sie schon damals älter als der Tod gewesen sein müssen. Ich weiß noch genau, wie Sie mich angesehen haben und nicht wollten, dass ich Ihren werten Herrn Sohn eheliche.«
    Sir John zuckte mit den Schultern. »Ich wusste, dass Sie ihn nicht halten würden, dass Sie ihm kein Kind schenken würden.«
    »Was meinen Sie damit, >nicht halten?«
    »Schon damals hatte dieser wertlose Bastard nichts weiter im Kopf, als Geld auszugeben. Ich besorgte ihm

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