Wirrnis des Herzens
Helen. Und kurz bevor Sie sich aufbäumen und schreien, küsse ich Ihren pulsierenden Hals.«
»Sie sind sehr gut darin, mit Worten und in Windeseile die lebendigsten Bilder in die Luft zu malen, Lord Beecham, aber ich höre nicht hin. Ihre Worte segeln einfach über die Klippen hinweg, wie die Vögel.
Es wird kein nächstes Mal geben. Ich habe gut darüber nachgedacht. Sie sind mein Partner. Nicht mehr und nicht weniger. Alles andere macht keinen Sinn. Ich meine das sehr ernst, Lord Beecham. Und nun wird es Zeit, nach Shugborough Hall zurückzukehren. Wir werden essen und uns dann an die Arbeit begeben.«
Sanft streichelte Lord Beecham Helens Wange, strich ihr eine lose Haarsträhne hinters Ohr und küsste sie leicht auf den Mund. Dann ging er pfeifend zu den Pferden zurück.
»Sie bräuchten eine Züchtigung«, rief sie hinter ihm her und wischte sich mit einer energischen Bewegung eine Haarsträhne aus dem Mund.
Lord Beecham wandte sich um und schaute sie eine Weile nachdenklich an. »Züchtigung, ausgeteilt von einer Expertin, ist eine feine Sache, Miss Mayberry. Vielleicht sollten wir über eine Art Wettbewerb nachdenken. Was meinen Sie? Können Sie sich überhaupt vorstellen, was ich mit Ihnen tun würde?«
»Bevor das passieren kann, bin ich Sie wahrscheinlich schon wieder los.«
Lord Beecham lachte. Mittlerweile kam ihm sein eigenes Lachen gar nicht mehr so fremd vor. Es fühlte sich gut an. Es wärmte ihn von innen und verband ihn auf besondere Weise mit etwas, wovon er zwar noch nicht wusste, was es war, das er aber auch nicht mehr missen wollte.
An der Weggabelung nach Shugborough Hall wollte sich Helen von Lord Beecham trennen. »Ich muss Walter Jones finden, den jungen Mann, der Teeny heiraten soll. Außerdem will ich nachsehen, ob meine Bediensteten ordentliche Arbeit leisten und ob Mrs. Toop Cook und Gwen im Griff hat. Ich komme so schnell wie möglich nach.«
»Was, wenn Ihre Männer faul herumsitzen?«
»Darm wird ihnen das bald Leid tun.« Sie warf Lord Beecham ein bedeutungsvolles Lächeln zu. Der Liebhaber in ihm regte sich erneut. »Meine Männer wissen alles über Züchtigung, Lord Beecham. Sie wagen es nur äußerst selten, die Arbeit zu vernachlässigen. Es sei denn, es kursiert ein Gerücht über eine neue Züchtigungsvariante. Dann sind sie absichtlich faul, um es am eigenen Leib zu erfahren.«
Lord Beecham konnte es nicht fassen. Helen winkte ihm kurz zu und lenkte ihre schnaubende Stute Richtung Court Hammering. Er hörte sie lachen.
»Warten Sie«, rief er ihr hinterher. »Ich möchte mir Ihr Gasthaus gern einmal ansehen.«
14
Das Marktstädtchen Court Hammering lag fünf Kilometer östlich von Orford und gute drei Kilometer südlich von Shugborough Hall. Die Gegend war von sanften grünen Hügeln, dichten Eichenwäldchen und uralten niedrigen Mauern geprägt.
Der Ort selbst war zwar nicht von nennenswerter Schönheit, strahlte aber doch eine gewisse Ruhe und Beständigkeit aus. Es gab eine alte, steinerne Kirche und einen kleinen Park mit einem Teich, der von Weiden umgeben war und den meist drei Dutzend schnatternde Vögel bevölkerten. Kein schlechter Ort, um eine Herrin der Züchtigung zu beherbergen, dachte Lord Beecham.
Unglücklicherweise war König Edwards Wunderlampe, Helen Mayberrys Gasthaus, just zu dieser Stunde von einer Horde ausgelassener junger Männer aus Cambridge aufgesucht worden, die geneigt waren, in Helens Schankraum ihren Verstand zu ertränken, wozu es in Helens Anwesenheit niemals gekommen wäre. Lord Beecham bemerkte das wütende Blitzen in ihren Augen. Breit grinsend folgte er Helen in den Gasthof. Er konnte es kaum erwarten zu sehen, was sie tun würde.
Der Schankraum war lang und schmal. Schwere, dunkle Holzbalken stützten die niedrige Decke. Am Boden glänzten polierte Eichendielen, und in der Mitte befand sich ein großer, gemauerter Kamin. Es gab vier lange Tische mit Bänken und drei kleinere mit Stühlen. An der Hinterseite des Raumes waren die Fenster, und rechts von der Theke führte eine schmale Tür in die Küche. Man fühlte sich so wohl und geborgen, wie ein Ungeborenes im Mutterleib, behütet vor den Gefahren der Welt. Und die Luft war erfüllt von dem Duft frisch gebackenen Brotes. Was Lord Beecham in dem Moment, als er eintrat, jedoch zuerst auffiel, war der ohren-betäubende Lärm. Hatte er als Student zusammen mit seinen Freunden auch so einen Lärm gemacht? Wahrscheinlich.
Einer der jungen Männer stand laut singend auf
Weitere Kostenlose Bücher