Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wirrnis des Herzens

Titel: Wirrnis des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
Vom Netzwerk:
und schlug ihm, als er an ihr vorbeifiel, mit der Handkante kräftig auf den Rücken. Zwei Meter neben Lord Beecham knallte er gegen die Wand und rutschte dann schlaff zu Boden.
    Die Aufmerksamkeit aller Männer war auf Helen gerichtet. Unsicher, was zu tun sei, starrten sie sie dumpf an. Ihr Verstand war zwar vom Alkohol benebelt, sie konnten aber immer noch so weit denken, dass es keiner wagte, Helen erneut anzugreifen. Erst jetzt hörte der junge Mann, der die ganze Zeit über auf dem Tisch gestanden hatte, auf zu singen, und stopfte sich ungeschickt das Hemd in die Hose. Helen stand, die Hände in den Hüften, in der Mitte des Raumes. »Jetzt hört ihr mir mal alle gut zu. Ihr seid ein elender Haufen Spatzenhirne. Eure Innereien schwimmen in meinem guten Bier, und das ist wirklich ein Jammer, denn mein Bier verdient weitaus bessere Innereien.
    Ihr verschwindet jetzt aus diesem Schankraum und geht in den Hof. O ja, und vergesst nicht die beiden, die es sich dort auf den Eichendielen bequem gemacht haben.«
    Wie festgefroren saßen die Burschen da und starrten Helen an.
    Lord Beecham trat einen Schritt nach vom. »Raus«, sagte er ruhig. Nur zu gut erinnerte er sich an die Gelegenheiten, bei denen er genauso betrunken und rüpelhaft aufgetreten war. Aber, mein Gott, diese Kerle hier sahen noch so elendig jung aus.
    »Aber hören Sie, Sir, wir ...«
    »Sie hat doch gar nicht das Recht, uns einfach hinauszuwerfen.«
    »Ich habe mein Bier noch gar nicht ausgetrunken.«
    »Sie hat jedes Recht, mit euch zu tun, was auch immer ihr gefällt«, sagte Lord Beecham. »Sie ist Miss Helen Mayberry und, wie sie schon angedeutet hat, die Besitzerin dieses Gasthauses. Und jetzt raus mit euch. Ah, da kommen auch schon einige Herren, die euch unter die Arme greifen werden.«
    »Wir wollen aber nicht gehen«, brüllte einer der jungen Kerle Helen zu. »Ich rieche frisch gebackenes Brot und ich will davon essen.«
    Durch seinen Freund ermutigt, brüllte ein anderer: »Du bist vielleicht größer als ich, aber ich kann dich vor Wonne zwitschern lassen.« Mit weit ausgestreckten Armen torkelte er auf Helen zu. Die streckte gelassen den Fuß aus und brachte ihn zu Fall. Er fiel platt auf sein Gesicht, blieb für einen Moment liegen und wälzte sich dann stöhnend auf den Rücken. Verstört blinzelte er zu Helen hinauf. »Soll das heißen, Sie wollen mich nicht?«
    »Im Augenblick nicht, richtig.« Helen packte den Jungen am Kragen und schleifte ihn zur Tür, wo ihre drei Stallburschen bereits warteten. »Nehmt diesen betrunkenen Bengel und werft ihn auf den Hof.«
    »Nein«, begann der junge Mann zu brüllen. »Ich will Sie aber. Ich will über und über von Ihrem blonden Haar bedeckt sein.« Er versuchte nach Helen zu greifen, strauchelte jedoch und fiel ein zweites Mal zu Boden.
    Helens Männer schleiften ihn hinaus. Ein anderer reichte Helen einen Eimer voll Wasser. Im gleichen Moment, in dem die Stallburschen den betrunkenen Jungen auf dem grasbewachsenen Hof fallen ließen, kippte Helen das eiskalte Wasser über ihn.
    Er jaulte auf.
    »Und jetzt geleitet ihr die anderen auch noch hinaus, einen nach dem anderen«, ordnete Helen an.
    »Ich bin schon lange nicht mehr so gut unterhalten worden«, sagte Lord Beecham zu Gwen, die beobachtete, wie der junge Kerl, der sie gerade belästigt hatte, hinausbefördert wurde.
    »Elende kleine Bürschchen sind das«, sagte Gwen, ging zu Helen hinüber und nahm ihr den erneut gefüllten Wassereimer ab. »Ich habe nicht richtig nachgedacht. Ich war doch tatsächlich so dumm, vor diesen albernen Jammerlappen Angst zu haben. Ein zweites Mal wird mir das nicht passieren.« Sie beugte sich ein wenig zu dem jungen Mann hinunter. »Beim nächsten Mal fragst du die Dame, bevor du ihr deine schmierigen Finger unter den Rock schiebst«, sagte sie und kippte ihm anschließend das Wasser über den Kopf.
    Hustend und jammernd lag er auf dem Boden, das Gesicht von seinen Händen bedeckt.
    Keine fünf Minuten später lagen schon elf junge Männer ausgestreckt auf der Rasenfläche und dem Kiesweg verteilt. Und alle trieften vor Nässe.
    Zufrieden stand Helen daneben und sagte mit äußerst strenger Stimme, die Lord Beecham einerseits dazu brachte, sich vor Lachen zu krümmen, andererseits aber auch größtes Verlangen in ihm weckte: »Ihr könnt euch wirklich glücklich schätzen, dass niemand von euch in meinen Schankraum gespeit hat. Wenn das nämlich der Fall gewesen wäre, fiele eure Bestrafung jetzt nicht so

Weitere Kostenlose Bücher