Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wirrnis des Herzens

Titel: Wirrnis des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
Vom Netzwerk:
Klippen hochfliegen sollten. Sogar Gänse brauchen jemanden, der ihnen sagt, was sie tun sollen, dachte er. »Jede Frau, sogar eine, die so stark ist wie Sie, Helen, braucht doch immer noch einen Mann, der ihr durch die Schluchten hilft.«
    Den Kopf schief gelegt, starrte Helen ihn an. Bedeutungsvoll wies er nach oben. »Sehen Sie, in welch perfekter Formation diese Gänse da fliegen. Ohne einen Führer wären sie unfähig, auch nur von einer Klippe zur nächsten zu fliegen. Genauso verhält es sich mit den Frauen. Sie brauchen einfach die Hilfe eines Mannes.«
    »Wenn ich eine Gans wäre, würde ich allein fliegen«, sagte Helen und sah den Vögeln hinterher. »Ich bräuchte keinen Führer. Ich wäre frei.«
    Versonnen ihren weichen Mund betrachtend, sagte Lord Beecham: »Vielleicht. Um ehrlich zu sein, jedem Mann ist es doch lieber, mit einer Frau im Bett zu liegen, als mit ihr darüber zu philosophieren, ob Gänse einen Anführer brauchen oder nicht. Wenn der Mann aber, so wie ich, sehr intelligent ist, dann kann er viele Dinge auf einmal tun. Freiheit für eine Frau, Helen, ist, von einem Mann wie mir geleitet zu werden.«
    Helen bückte sich, pflückte eine Mohnblume und warf sie nach ihm.
    Geschickt fing Lord Beecham die Blume auf und roch daran. »Kein sonderlich starker Duft. Besser würde es mir gefallen, Ihren weißen Bauch zu küssen und dabei ganz nebenbei Ihren Duft einzuatmen.«
    Helen drehte sich von ihm weg. Lord Beecham vermutete - ganz zu Recht -, dass sie ihn am liebsten von den Klippen gestoßen hätte. Es gelang ihr, sich zusammenzureißen.
    Sie wies in Richtung Süden. »Zu dieser Seite hin wird das Land immer flacher. Bei Ebbe gibt es dort unheimlich viele Wattvögel und niedrige Stellen, in denen oft monatelang das Wasser steht. Und einen Geruch, der Sie wahrscheinlich wenig ansprechen würde. Hier, in Richtung Norden hingegen, ist die Küstenlinie sehr interessant und abwechslungsreich.« Helen breitete die Arme aus. »Ein guter Teil dieses Landes gehört mir.«
    Viel würde es nicht wert sein, dachte Lord Beecham. Aber es war wirklich unglaublich schön. »Dieses Land ist wie eine schöne Blume, Helen. Es bietet jedoch keine Anbaumöglichkeiten, keinen Platz, um Häuser zu bauen, es hat nicht einmal einen halbwegs geeigneten Boden, um Rinder oder Schafe weiden zu lassen. Es gibt nur Mengen von Strandhafer, Wicken und Dünen, die voller gelber Schlüsselblumen sind.«
    »Ich habe es gekauft, weil hier irgendwo die Wunderlampe sein muss.«
    Lord Beecham nickte. Vielleicht hätte er genauso gehandelt. Das Problem war nur, dass hier jeder ungehindert herkommen und danach suchen konnte. Es gab keinerlei Zäune - die allerdings für echte Schatzsucher sowieso kein ernst zunehmendes Hindernis wären.
    »Sie haben Recht, das Land ist wie eine schöne Blume. Aber ich erwarte auch nichts anderes von diesem Land, abgesehen natürlich von dem Fund der Lampe.«
    »Eine recht hohe Erwartung.«
    »Schon allein das Suchen ist die Sache wert«, sagte Helen, und stillschweigend stimmte Lord Beecham ihr zu. Sogar für ihn hatte das Ganze ja schon begonnen, sich auszuzahlen. Er sah Helen zu, wie sie sich hinunterbeugte und nach einer kleinen Blume griff. »Das hier sind wilde Veilchen. Mrs. Stockley macht wunderbaren Tee daraus«, sagte Helen und richtete sich wieder auf. »Riechen Sie nur.«
    »Der Duft ist nicht schlecht. Aber nichts gegen den Ihren.«
    Sah er da ihre Hand zittern? Wahrscheinlich nicht. Helen sah ihn an. »Lord Beecham, hören Sie mir gut zu. Jetzt ist einer jener unerwarteten Momente in Ihrem Leben, der es Ihnen abverlangt, Ihren brillanten Verstand auf die Dinge zu richten, die nichts mit fleischlicher Lust zu tun haben.«
    »Sie wollen, dass ich die zarte Haut Ihrer Kniekehlen vergesse?«
    »Sie haben die zarte Haut meiner Kniekehlen doch noch nie gesehen.«
    »Das ist wahr. Ich war einfach so voller Verlangen, dass ich die weniger offensichtlichen, aber nicht minder köstlichen kleinen Augenweiden Ihres Körpers völlig außer Acht gelassen habe. Ich werde versuchen, mich beim nächsten Mal besser zu konzentrieren.« Er nahm Helens Hand und -er konnte sich nicht helfen - blickte sehnsüchtig auf ihren Mund. »Es ist nur, dass ich immer wieder sofort in Ihnen sein möchte, Helen. Ich will, dass Sie mich umschließen, Ihre Beine um mich klammem. Ich fühle mich dann, als würde ich mit Ihnen auf und davon fliegen. Und es gibt nichts Herrlicheres auf der Welt, als mit Ihnen wegzufliegen,

Weitere Kostenlose Bücher