Wirrnis des Herzens
Antilopen in Ruhe zu lassen. Helen schrie, trat wie wild um sich und versuchte mit aller Kraft, ihre rechte Hand zu befreien. Es gelang ihr, einige gezielte Tritte auszuteilen, doch nach etwa einer Minute fand sie sich in der gleichen ausweglosen Position wieder wie zuvor. Zufrieden lächelnd, band Lord Beecham Helens Hand an das stabile Kopfteil des Bettes. »Ein netter Versuch. Wie wäre es jetzt mit Frühstück?«
»Ich werde Sie umbringen, Spenser.«
Lord Beecham beugte sich zu Helen hinunter und küsste sie. Bevor sie ihn beißen konnte, hatte er sich schon wieder aufgerichtet.
Ruhig zog er ihr die Kleidung zurecht und nahm sich dann, ganz so, als hätte er es beinah vergessen, ihren rechten Fuß, um auch diesen wieder an den Bettpfosten zu binden. Jetzt hatte er sie. »Schön, schön, und jetzt lassen Sie mich Ihren anderen Fuß festbinden.« Verzweifelt versuchte Helen, nach ihm zu treten, aber es gelang ihr nicht.
»Nach dem Frühstück, meine Liebe, werden wir ein kleines Dessert genießen«, sagte Lord Beecham und verließ pfeifend den Raum.
Er hörte, wie sie ihm hinterher schrie, übelste Verwünschungen, durchsetzt mit Schimpfworten, die diverse Tiernamen bemühten - alles in allem jedoch nicht sehr kreativ. Er lächelte. Sie hatte keinerlei Chance.
23
Eine viertel Stunde später brachte Lord Beecham seiner Gefangenen warme Milchbrötchen, Aprikosengelee und eine Kanne Tee.
»Die Milchbrötchen sind zwar nicht mehr ganz frisch, Mrs. Toop hat sie gestern extra für Sie gebacken, ich habe sie aber über dem Feuer aufgewärmt.«
»Was meinten Sie eben mit Dessert?«
Lord Beecham liebte Helens Beharrlichkeit. »Züchtigung, meine Schöne. Scheinbar hoffen alle um uns herum, dass ich Ihnen auf diesem Gebiet noch etwas Neues beibringen kann. Vielleicht sind den Leuten Ihre Züchtigungsmaßnahmen mittlerweile zu vorhersehbar geworden oder sie sind ihnen ein wenig zu einfallslos. Wahrscheinlich ist es an der Zeit, neue Ideen einfließen zu lassen, neue Perspektiven zu schaffen.«
»Wen meinen Sie mit >die Leute«
»Sie müssen schon verstehen, dass ich meine Quellen geheim halten will. Schon allein wegen möglicher Vergeltungsanschläge .«
»Spenser, Sie müssen mich gehen lassen. Wenn Sie mich jetzt befreien, ich schwöre es Ihnen, werde ich Ihnen kein Haar krümmen.«
»Schön, dass Sie mich endlich wieder beim Vornamen nennen. Kann ich daraus schließen, dass Sie mich nicht länger auf Abstand halten?«
Verzweifelt bäumte sich Helen auf. Es half allerdings nicht. Nur ihr Kopf wurde zusehends röter.
Lord Beecham streichelte ihr über die Wange und setzte sich zu ihr ans Bett. »Möchten Sie Butter und Gelee auf das Brötchen?«
»Ich möchte vor allem selbständig essen.«
»In Ordnung.« Lord Beecham löste den Knoten an ihrer rechten Hand. Gelassen schaute er zu, wie Helen vorsichtig ihr Handgelenk dehnte.
»Möchten Sie Butter und Gelee auf das Brötchen?«
Helen nickte. Immerhin hatte er es jetzt geschafft, ihre Aufmerksamkeit auf das Essen zu lenken.
Helen verspeiste zwei Milchbrötchen, beide mit süßer Butter und Mrs. Toops Aprikosengelee bestrichen. Nachdem der letzte Krümel in ihrem Mund verschwunden war, ließ sich Helen in die Kissen zurücksinken und seufzte. »Danke, das war wirklich köstlich. Mrs. Toop macht die besten Milchbrötchen in der ganzen Gegend. Nun, ich wünsche dennoch, vor dem Mittagessen zurück im Gasthaus zu sein. Brechen wir auf?«
»Möchten Sie vielleicht etwas Tee. Mit Zitrone? Oder Milch?«
Helens Augen verdunkelten sich. Lord Beecham kannte diesen Ausdruck. Es war der Gleiche wie vor zwei Wochen, als sie es im Gasthaus mit den betrunkenen Burschen aufgenommen hatte.
Er hätte ihr den Tee nicht geben sollen, denn Helen warf ihm die Tasse ins Gesicht. Danach blickte Helen Spenser völlig zerknirscht an. »O je, ich habe nicht nachgedacht. Ich hätte zuerst einmal etwas von dem Tee trinken sollen.«
»Ganz recht«, sagte Lord Beecham und erhob sich, um die Bescherung, die Helen angerichtet hatte, zu beheben. »Damit haben Sie sich eine Züchtigungsmaßnahme der Stufe Fünf verdient«, erklärte er von der Kommode her, während er ein Tuch in die Waschschüssel tauchte.
»Seien Sie nicht albern. Von Stufe Fünf war das nun wirklich noch meilenweit entfernt.« Als Helen klar wurde, was sie da gerade gesagt hatte, presste sie die Lippen zusammen und blickte stur aus dem Fenster.
»In Ordnung«, sagte Lord Beecham mit einer Stimme, die von
Weitere Kostenlose Bücher