Wissen auf einen Blick - Ozeane und Tiefsee
das ohne eine solche Heizung auskommen muss, wachsen auf dem gleichen Breitengrad, auf dem Hamburg liegt, nur Moose und Flechten, und statt Kühen weiden dort Karibus in der Tundra.
Wenn Klimaforscher ein Europa ohne Warmwasserheizung sehen wollen, müssen sie schon bis in die Eiszeit vor 100 000 bis 15 000 Jahren zurückreisen. Damals endete der Golfstrom viel weiter südlich und es war genau jene 4–5°C kälter als heute, die man für ein Europa ohne Golfstrom auch in heutiger Zeit erwarten würde.
Die Auswirkungen dieser Abkühlung waren dramatisch. Statt der heutigen durchschnittlichen plus 0,3 °C im mitteleuropäischen Januar hätte ein Thermometer damals nur – 20 °C gezeigt. Die Gletscher rückten schließlich bis nach Hamburg und Berlin vor, in den anderen Regionen Mitteleuropas gab es anstelle von Wäldern und Wiesen eine Kältesteppe, wie sie heute im Norden Kanadas und Sibiriens zu finden ist.
Kleine Eiszeit
Als zwischen 1550 und 1850 die Sonne weniger Energie zur Erde strahlte, lagen drei Jahrhunderte lang die Temperaturen in Europa rund 1 °C niedriger als in den Jahrhunderten davor. Selbst im Flachland machten die langen und harten Winter den Bauern erheblich zu schaffen. Hatten doch Getreide und Gemüse deutlich weniger Zeit zum Wachsen und Reifen, wenn sich manchmal bis in den Juni hinein das Eis auf den Seen hielt. Obendrein waren die Sommer kühler und feuchter als heute, oft verfaulte daher die Ernte auf den Feldern oder reifte vor dem nächsten Winter erst gar nicht aus. Die strengen Winter ließen auch die Gewässer viel häufiger zufrieren als heute. Der Bodensee diente damals im Winter oft als feste Verbindung zwischen Deutschland und der Schweiz
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Auch in Warmzeiten wie heute aber kann es schlagartig kälter werden, entdeckte Frank Sirocko von der Mainzer Universität bei Untersuchungen in der Eifel. Als vor 118 000 Jahren in Nordamerika nach einer langen Wärmeperiode die Gletscher wieder wuchsen, drängten sie anscheinend den Golfstrom schlagartig nach Süden ab. In weniger als zwanzig Jahren wurde es auch in der Eifel um etliche Grad kühler. Fehlt der Golfstrom, verdunstet aus dem kühlen Wasser des Atlantiks auch weniger Wasser. In Europa wird es also auch trockener und die üppige Eifellandschaft verwandelt sich in eine Kältesteppe ohne Bäume. Winzige Stückchen verkohlten Holzes und Staubkörner zeigen, dass damals Brände die vertrocknenden Wälder verzehrten, Staubstürme fegten über die Eifel.
Die „Winterlandschaft“ von Pieter Brueghel d. J. aus dem Jahr 1601 erlaubt einen Blick auf die „kleine“ europäische Eiszeit
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(c) picture-alliance (akg-images/Erich Lessing)
Das Leben im Wasser
Die nasse Wiege
Das Leben entstand im Meer
Vom kleinsten Bakterium bis zum größten Wal, vom Urwaldbaum bis zum Wüstenkaktus – sämtliche heutigen Lebewesen stammen von Wasserbewohnern ab. Vor Milliarden von Jahren müssen sich chemische Moleküle in den Ozeanen der jungen Erde so verbunden haben, dass winzige Organismen entstanden.
Die ersten Erdenbürger
Wann dieses Ereignis stattgefunden hat, weiß bis heute niemand genau. Klar ist wohl, dass die vor 4,6 Mrd. Jahren geborene Erde zunächst zu heiß und unwirtlich für Lebewesen war. Doch spätestens vor 3,5 Mrd. Jahren scheinen erste Organismen die Bühne der Evolution betreten zu haben. Hinweise darauf wurden beispielsweise in Australien gefunden. Dort gibt es Gesteinsformationen aus dieser Zeit, die Fachleute „Stromatolithen“ nennen. Diese Strukturen ähneln den „Bauwerken“, die heute die auch als „Blaualgen“ bekannten Cyanobakterien errichten. Ähnliche Organismen könnten also schon vor 3,5 Mrd. Jahren in den Meeren der Welt unterwegs gewesen sein. Wer aber waren ihre Vorfahren, wo kamen sie her?
Winzige Baumeister
Bis heute bauen Cyanobakterien „Stromatolithen“ genannte Gesteinsstrukturen auf, die von der Form her an einen Blumenkohl erinnern. Die meisten dieser Strukturen finden sich in stark salzhaltigen Lebensräumen wie Lagunen und Salzseen. Bekannt sind z. B. die Stromatolithen in der Shark Bay in Westaustralien, die von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt wurden
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1953 glaubte der US-amerikanische Chemiker Stanley Lloyd Miller das Rätsel gelöst zu haben. In einem legendär gewordenen Versuch simulierte er die Entstehung des Lebens im Labor. In einer gläsernen Apparatur schuf er eine Art junge Erde im Miniaturformat. Um eine künstliche Uratmosphäre zu schaffen, mischte er Methan,
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